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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Reise bezahlt, es wäre ein Jammer, etwas zu versäumen, nur weil dieses schreckliche Unglück passiert ist. Wir haben gestern Abend unsere Nachbarn angerufen, sie werden sich um die Katze kümmern, so dass wir uns keine Sorge zu machen brauchen.« In Miss Lumleys und Miss Benthams Augen war das Ganze ein Unfall. Es war bequemer, an keine andere Möglichkeit zu denken.
    Auch Mrs Riseley-Porter setzte die Reise fort. Colonel Walker und seine Frau erklärten, es könne sie nichts davon abhalten, sich die Sammlung seltener Fuchsien anzusehen, die übermorgen in einem der Gärten besichtigt werden sollten. Auch Architekt Jameson ließ sich nicht beirren, denn er wollte einige alte Bauten nicht versäumen, die für ihn besonders interessant waren. Mr Caspar jedoch erklärte, er werde mit dem Zug abreisen. Miss Cooke und Miss Barrow schienen unschlüssig zu sein.
    »Man kann so schöne Wanderungen hier in der Gegend machen«, sagte Miss Cooke. »Ich denke, wir bleiben noch eine Weile. Das haben Sie doch auch vor, Miss Marple?«
    »Ja, ich glaube, das werde ich tun«, sagte Miss Marple. »Mir ist doch nicht nach Reisen zumute, nach allem, was geschehen ist. Ein paar Tage Ruhe werden mir gut tun.«
    Nachdem sich die Gruppe aufgelöst hatte, ging Miss Marple ihre eigenen Wege. Sie nahm einen Zettel aus ihrer Tasche, auf dem sie zwei Adressen notiert hatte. Ihr erstes Ziel war eine Mrs Blackett, die in einem Häuschen am Ende der Dorfstraße wohnte. Eine kleine, adrette Frau öffnete ihr die Tür.
    »Mrs Blackett?«
    »Ja, bitte?«
    »Könnte ich Sie wohl einen Augenblick sprechen? Ich war gerade beim Gottesdienst, und mir ist etwas schwindlig. Dürfte ich mich ganz kurz etwas ausruhen?«
    »Aber natürlich, kommen Sie herein. Sie Arme, setzen Sie sich. Ich hole Ihnen schnell ein Glas Wasser. Oder möchten Sie lieber eine Tasse Tee?«
    »Nein, vielen Dank«, sagte Miss Marple. »Ein Glas Wasser wird mir sehr gut tun.«
    Mrs Blackett kam mit einem Glas Wasser zurück, ganz aufgeregt über Miss Marples Schwindelanfall.
    »Wissen Sie, ich habe einen Neffen, dem es auch immer so geht. Eigentlich ist er ja noch nicht in dem Alter, er ist erst Anfang Fünfzig, aber manchmal wird ihm ganz plötzlich schwindlig, dann muss er sich schnell hinsetzen, sonst fällt er um. Schrecklich, schrecklich. Und die Ärzte können gar nichts dagegen tun. Hier ist Ihr Glas Wasser.«
    »Ah«, sagte Miss Marple und nahm einen Schluck. »Jetzt fühle ich mich schon besser.«
    »Sie waren bei dem Gottesdienst für die arme Frau, die den Unfall hatte? Manche sagen, es sei Mord gewesen. Aber ich bin bei so einer Sache immer der Ansicht, es war ein Unfall. Verhöre und Untersuchungsrichter – da sieht alles gleich nach Verbrechen aus.«
    »Ja«, sagte Miss Marple. »Es ist wirklich schrecklich! Ich habe in letzter Zeit viel von solchen Dingen gehört. Denken Sie nur an dieses Mädchen, diese Nora. Nora Broad.«
    »Ach, Nora. Ja, sie war die Tochter meiner Kusine. Das ist aber alles schon eine Weile her. Die ist fortgelaufen und nicht mehr wiedergekommen. Diese Mädchen sind ja nicht zu halten. Wie oft habe ich zu Nancy – das ist meine Kusine – gesagt: ›Du arbeitest den ganzen Tag, und was tut Nora? Du weißt, sie ist der Typ, der hinter den Männern her ist. Das gibt eines Tages Ärger. Du wirst sehen, ich habe Recht.‹ Und ich hatte Recht.«
    »Sie meinen…«
    »Na ja, das übliche. Sie erwartete ein Kind. Nancy hat nichts davon gewusst. Aber ich bin fünfundsechzig und weiß, was los ist, und sehe es den Mädchen an. Ich glaube auch, ich weiß, wer es war, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Sie ist durchgebrannt?«
    »Sie hat sich von einem Fremden im Wagen mitnehmen lassen. Ich habe das Fabrikat vergessen, irgendein ganz komischer Name. Audit oder so ähnlich. Man hat sie ein- oder zweimal in dem Wagen gesehen. Und das arme Mädchen, das ermordet wurde, ist auch in dem Wagen gesehen worden. Ich glaube aber nicht, dass das Nora auch passiert ist. Wenn Nora ermordet worden wäre, hätte man die Leiche gefunden. Meinen Sie nicht auch?«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Miss Marple. »War sie übrigens eine gute Schülerin?«
    »Nein, gar nicht. Sie war sehr eitel und nicht besonders intelligent und schon mit zwölf hinter den Jungen her. Sicher ist sie dann auch mit einem von ihnen durchgegangen. Man hat nie mehr etwas von ihr gehört. Keine Postkarte und gar nichts. Wahrscheinlich ist sie mit jemand weg, der ihr Versprechen gemacht hat. Sie wissen

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