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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Leiden zitierend.
    »Aber sie geht nicht auf«, bemerkte ich.
    »Irgendwo schon«, sagte er, und einen Moment später: »Feststellung: Es wäre abgefahren, mit einem superschnellen Flugzeug zu fliegen und rund um den Globus den Sonnenaufgang zu jagen.«
    »Dann würde ich auch länger leben.« Er sah mich von der Seite an. »Du weißt schon, wegen der Relativität oder so was.« Er wusste immer noch nicht, wovon ich sprach. »Wenn wir uns bewegen, altern wir langsamer, als wenn wir stillstehen. Deshalb vergeht für uns im Moment die Zeit langsamer als für die Leute, die am Boden stehen.«
    »College-Chicks«, sagte er. »Einfach zu schlau.«
    Ich rollte die Augen. Er stupste mich mit dem (echten) Knie, und ich stupste zurück. »Bist du müde?«, fragte ich.
    »Kein bisschen«, antwortete er.
    »Ich auch nicht.« Schlaftabletten und Narkotika hatten bei mir nicht dieselbe Wirkung wie bei normalen Menschen.
    »Willst du noch einen Film sehen?«, fragte er. »Es gibt hier einen mit Natalie Portman aus der Hazel-Zeit.«
    »Ich würde gern etwas sehen, was du noch nicht gesehen hast.«
    Am Ende sahen wir 300 , einen Kriegsfilm um dreihundert Spartaner, die Sparta gegen eine angreifende Armee von einer Milliarde Persern verteidigten. Augustus’ Film fing wieder vor meinem an, und nachdem er ein paar Minuten lang jedes Mal, wenn jemand auf die harte Tour getötet wurde, »Oh, Scheiße!« und »Das war’s!« gerufen hatte, lehnte ich mich über die Armlehne und legte den Kopf auf seine Schulter, damit ich seinen Bildschirm sehen konnte und wir den Film doch gleichzeitig sahen.
    In 300 trat eine beachtliche Ansammlung oberkörperfreier und gut geölter muskulöser junger Männer auf, so dass der Film nicht wirklich in den Augen wehtat, aber es ging hauptsächlich um schwingende Schwerter ohne Sinn und Verstand. Die Leichen der Perser und der Spartaner stapelten sich, und ich hatte Mühe zu verstehen, warum die Spartaner so toll und die Perser so schlecht waren. Um ein Zitat aus Ein herrschaftliches Leiden zu verwenden: »Die Zeitgeschichte ist auf die Art Kämpfe spezialisiert, bei denen keiner etwas von Wert verliert, außer wohlgemerkt das Leben.« Und so war es auch beim Aufeinanderprall dieser Titanen.
    Gegen Ende des Films waren fast alle tot, und dann kam dieser total bizarre Moment, als die Spartaner anfingen die Toten aufeinanderzuschichten, um einen Wall aus Leichen zu errichten. Es entsteht also diese riesige Straßenblockade aus Toten zwischen den Persern und der Straße nach Sparta. Ich fand das viele Blut ein bisschen überflüssig, also sah ich weg und fragte Augustus: »Wie viele Tote, glaubst du, gibt es?«
    Er wedelte mit der Hand. »Pst. Pssst. Hier wird es super.«
    Um anzugreifen, mussten die Perser den Wall der Toten besteigen, aber die Spartaner schafften es, auf dem Leichenwall die Oberhand zu behalten, und weil immer mehr Männer fielen, wurde der Wall der Märtyrer immer höher und das Hinaufklettern immer schwerer, und alle schwangen ihre Schwerter und schossen Pfeile, und Bäche von Blut strömten vom Berg der Toten herunter und so weiter.
    Ich nahm einen Moment den Kopf von seiner Schulter, weil ich eine Pause von all dem Blut brauchte, und sah zu, wie Augustus den Film sah. Er konnte das alberne Grinsen kaum unterdrücken. Eine Weile verfolgte ich mit zusammengekniffenen Augen auf meinem Bildschirm, wie der Berg mit den Perser- und Spartanerleichen immer höher wuchs. Als die Perser die Spartaner schließlich überrannten, sah ich wieder zu Augustus. Obwohl die Guten verloren hatten, schien Augustus geradezu beschwingt. Ich kuschelte mich an ihn, doch ich hielt die Augen geschlossen, bis die Schlacht zu Ende war.
    Als der Abspann lief, nahm er den Kopfhörer ab und sagte: »Tut mir leid. Ich war überwältigt vom Edelmut der Selbstopferung. Was hattest du gesagt?«
    »Wie viele Tote, glaubst du, gibt es?«
    »Du meinst, wie viele erfundene Leute in dieser erfundenen Geschichte gestorben sind? Nicht genug«, witzelte er.
    »Nein, ich meinte überhaupt. Wie viele Leute, glaubst du, sind je gestorben?«
    »Zufälligerweise kenne ich die Antwort auf diese Frage«, erklärte er. »Es gibt beinahe sieben Milliarden lebende Menschen und ungefähr dreiundneunzig Milliarden Tote.«
    »Oh«, sagte ich. Ich hatte gedacht, weil das Bevölkerungswachstum in letzter Zeit so wahnsinnig schnell voranschritt, gab es vielleicht schon mehr lebende Leute als alle Toten zusammen.
    »Auf jeden Lebenden kommen

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