Das Schiff der Abenteur
In unserer Kabine steht immer Wasser für sie bereit, aber hier bei den Mädels nicht. Armer Kiki! Armer Micki!«
»Gänseliese!« sagte Kiki freundlich. Dann ließ er einen Schluckauf ertönen und rief: »Verzeihung! Micki, Kiki, Micki, Kiki, Micki, Ki . . .«
»Das genügt«, unterbrach ihn Jack. »Kommt, wir wollen noch ein wenig an Deck gehen, um frische Luft zu schöpfen. Und dann legen wir uns ins Bett und träumen von unserem Schatz.«
Sie gingen an Deck. Die anderen Passagiere begrüßten sie lächelnd. Die vier Kinder mit ihren beiden lustigen Kameraden waren überall gern gesehen. Kiki gab jedesmal einen Schluckauf zum besten, wenn sie an einem Passagier vorbeikamen, und rief gleich darauf »Verzeihung!«. Er wußte aus Erfahrung, daß die Menschen darüber lachten, und spielte gern ein wenig Clown.
Die Kinder ließen sich die heißen Köpfe von der frischen Abendluft kühlen. Sie sprachen wenig miteinander, aber ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft. Die Flasche — das Schiff — die alte Karte, die sie in vier Teile zerschneiden wollten — Andras Schatz!
Als sie endlich in ihren Betten lagen, konnten sie lange Zeit nicht einschlafen. Unruhig warfen sie sich hin und her und lechzten nach Abkühlung. Micki und Kiki hockten nebeneinander vor dem Kabinenfenster, durch das ein wenig frische Luft von draußen hereindrang. Die Knaben ließen es jetzt immer offen, denn die Tiere hatten noch niemals den Versuch gemacht, durch die Öffnung zu entfliehen.
Lucy fand lange keine Ruhe in ihrem Bett. Sie hatte das altvertraute Gefühl prickelnder Erregung und Vorah-nung, das mit ein wenig Furcht gemischt war. Dieses Gefühl kannte sie nur allzu gut. Sie hatte es jedesmal, wenn sich ein Abenteuer ankündigte.
»Dina!« rief sie endlich leise. »Schläfst du schon? Ich glaube fast, wir geraten wieder in ein Abenteuer. O Dina, ich habe Angst!«
»Du bist doch selber schuld daran«, erwiderte Dina, die ebenfalls noch hellwach war. »Hast du nicht das Schiff gekauft, in dem die Karte steckte?«
»Ja, du hast recht«, gab Lucy zu. »Wenn wir diesmal ein Abenteuer erleben, so geschieht es nur, weil ich das kleine Schiff kaufte — das Schiff der Abenteuer.«
Pläneschmieden
Als Jack und Philipp am nächsten Morgen erwachten, dachten sie sofort wieder an die alte Karte, die in ihre Hände geraten war. Aber jetzt kam es ihnen plötzlich nicht mehr so einfach vor, hinter das Geheimnis zu kommen, wie am Abend vorher. Ungeahnte Schwierigkeiten türmten sich vor die Durchführung ihres Planes. Was würde zum Beispiel Frau Mannering dazu sagen? Gestern hatten sie die Bedenken, die Lucy deswegen geäußert hatte, leichtfertig in den Wind geschlagen. Jetzt aber erschienen sie ihnen fast unüberwindlich. Der ganze Plan verlor im nüchternen Tageslicht seinen rosigen Schimmer und erschien ihnen plötzlich als undurchführbares Fanta-siegebilde.
Aber sobald sie die Karte wieder ausgebreitet hatten, wurden sie erneut von der Erregung des vergangenen Abends ergriffen. Philipp hatte sie sorgfältig in einen Briefumschlag gesteckt und nachtsüber unter seinem Kopfkissen verborgen. Nun studierten sie sie nochmals eingehend. Zunächst mußten sie feststellen, ob die Karte echt war. Dann würden sie von einigen Griechen die Beschriftung darauf entziffern lassen. Wer weiß, was dabei alles herauskommen würde!
Aber jetzt wollten sie die Karte erst einmal in vier Teile zerschneiden. Jeder Teil sollte in einen kleinen Briefumschlag gesteckt werden und dieser dann wieder in einen größeren. Jedes Kind sollte sein Kartenstück bei sich selber oder in seiner Kabine verstecken. Nachdem dies geschehen war, wollten sie einen Teil der Karte Herrn Eppy zur Begutachtung vorlegen. Natürlich durfte auf diesem Stück nicht der Name der Insel stehen.
»Aber Lucy darf nicht dabei sein, wenn wir mit ihm sprechen«, sagte Philipp. »Falls er uns fragen sollte, wo das Papier herstammt, können wir mit gutem Gewissen sagen, das wüßten wir nicht. Aber Lucy kann das nicht.
Sie würde rot werden oder sich sonst irgendwie verraten.«
»Ich werde bestimmt nichts verraten«, versprach Lucy, die das Erlebnis nicht gern versäumen wollte.
»Nein, nein, ich traue dir nicht«, sagte Philipp. »Du bist zu wahrheitsliebend. Schau mich nicht gleich so vorwurfsvoll an! Es ist sehr schön, daß du so bist, und wir wollen dich gar nicht anders haben. Nur — die Sache ist so ungeheuer wichtig. Und wenn Herr Eppy dir doch an-merkt, daß etwas Besonderes dahinter
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