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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verlangt keiner.« Hellberg setzte sich neben Marion auf die Decke. »Claudia ist sehr krank. Lungenkrebs.«
    »Ach! Mir scheint, du wirst Krebsspezialist. Was sollen wir mit ihr?«
    »Wir fahren alle nach Bari.«
    »Wozu sind die Füße da … zum Marschieren …«
    »Von Bari fahren wir nach Dubrovnik und dann weiter nach Sarajewo.«
    »Leider gibt es keinen Kronprinzen mehr, den man da erschießen kann.«
    »Aber einen Arzt, der ein neues Krebsmittel entdeckt hat. Hunderte, ja Tausende fahren seit Wochen zu ihm. Es ist fast wie eine Wallfahrt. Wir sollten alle uns bietenden Chancen ausnützen … zumal sich Frau Haußmann nicht operieren lassen will.«
    »Ach!« Marion legte die Arme unter den Kopf. Ihre Brüste wölbten sich hoch in die gleißende Sonne. »Das wußte ich ja noch gar nicht.«
    »Und Claudia glaubt an dieses Mittel. Sie ist ein armes Ding, so hoffnungslos – bis auf die letzte Hoffnung in Sarajewo.«
    »Soll ich weinen?« Marion nagte an der Unterlippe. »Wie soll das überhaupt werden. Wo soll sie denn schlafen?«
    »Bei dir.«
    Marion schnellte hoch wie ein Gummiball. »Du bist wohl verrückt!« rief sie.
    »Wieso?«
    »Womöglich noch in einem Bett!«
    »Wir haben keine andere Möglichkeit.« Hellberg blinzelte zu Marion hinauf. »Oder soll ich sie bei mir schlafen lassen?«
    Marion schwieg. Sie wandte sich ab und sah hinüber zum Fenster ihres Zimmers. Dort war Bewegung hinter der dünnen Gardine. »Sie ist ja schon drin!«
    »Ja. Sie soll sich ausruhen. Marion …« Hellberg setzte sich auf. »Eine Nacht ist es nur. Morgen fahren wir alle nach Bari. Überwinde dich diese eine Nacht.«
    »Es scheint dir viel am Glück dieser Claudia zu liegen.«
    »Ja, sehr viel. Wenn du in ihrer Lage wärst, wärest du auch froh, wenn dir jemand helfen würde.«
    Damit war das Thema erledigt.
    Verbissen schwieg Marion. Aber sie wußte nun, wie gefährlich ihr Claudia werden konnte. Und sie beschloß, besonders nett zu sein, um Hellberg keinen Anlaß zu geben, sich mit ihr zu streiten.
    Am Abend aßen Hellberg, Marion und Claudia allein. Karl blieb bei Erika. Sie war noch immer total erschöpft, lag im Bett und nahm nur ein paar Bissen gebratenes Kalbfleisch zu sich. Dazu trank sie Mineralwasser.
    »Geh doch auch 'runter, Karl«, sagte sie nach dem Essen. »Ich weiß doch, wie gern du Rotwein trinkst. Trink' deine Flasche. Mir geht es wieder gut, nur müde bin ich.«
    »Wenn du meinst. Ich wollte aber bei dir …«
    »Geh nur, Karli.« Erika lächelte und streichelte seine Hände.
    »Mir tut der Schlaf gut … und dir der Wein nach all der Aufregung.«
    Karl Haußmann ging nach unten in den Speiseraum. Er traf Marion allein an, mit einem Gesicht, als habe sie Essig getrunken.
    »Nanu?« sagte Haußmann. »Wo sind denn die anderen?«
    »Fort! Signorina Claudia wurde es nach dem Essen übel und mußte an die Luft.«
    »Und du bist nicht mitgegangen?«
    »Nein. Ich wußte, daß du noch herunterkommst. Ich muß mir dir sprechen.«
    Karl Haußmann öffnete den Kragen seines Hemdes. Ihm war plötzlich wärmer, als es tatsächlich war.
    »Es hat sich vieles geändert, Marion …«
    »Ich weiß.« Marion stand auf. »Gehen wir auch hinaus. Ich möchte solche Dinge nicht unter anderen Menschen besprechen.«
    Sie verließen das Speisezimmer und gingen hinter dem Gasthaus auf der Liegewiese hin und her. Hellberg und Claudia sahen sie jenseits der Straße auf einem kleinen Hügel sitzen. Ein bitteres Lächeln umspielte den Mund Marions.
    »Frank scheint ja ein rührender Sanitäter zu sein. Und auch du entwickelst dich zu einem perfekten Krankenpfleger. Ich frage mich: Was soll ich noch hier?«
    »Marion, es haben sich Dinge ereignet …«
    »Wir wollen nicht mehr daran denken, daß du mich nach Italien mitgenommen hast, um einen gedanklichen Ehebruch in der Realität zu vollenden. Und unser Alibi Frank, der Ahnungslose, bricht auch die Spielregeln. Ich mache mir nichts vor; er hat sich in diese Claudia verliebt. Das tut ein wenig weh, Bärchen, denn Frank und ich kennen uns gut …«
    »Erika ist sehr krank.«
    »Ja. Das ist etwas, woran wir alle nicht denken konnten, als wir die Reise antraten. Ich finde es furchtbar, daß Erika Krebs haben soll. Ich bedauere sie wirklich tief. Wenn ich wüßte, wie ich ihr helfen könnte, ich würde es sofort tun.«
    »Du, Marion?« Haußmann starrte sie ungläubig an.
    Welche Wandlung! Oder war es wiederum nur gutes Theater?
    »Dieses Schicksal ist furchtbar, Bärchen. Ich kann

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