Das Schiff der Hoffnung
zusammenprallen. Eine Sprache, die jeder versteht im Zusammenhang mit Autos. Dolcare lächelte mild.
»Niente, Signore. Auto nix kaputt. Auto steht auf der Piazza Garibaldi in Bari. Plombiert.«
»Warum das denn?« Haußmann wurde unsicher. Wenn die Polizei etwas plombiert, dann ist es etwas Ernstes.
»Wer fuhr Auto?« fragte Dolcare weiter.
»Ein Bekannter. Frank Hellberg. Ein Journalist.«
»Und wer hat gefahren mit?«
»Fräulein Marion Gronau und ein Fräulein Claudia Tortelle oder Torrosa oder so …«
»Torgiano …«
»Richtig!«
»Sie werden können bürgen für sie?«
»In jeder Höhe!« Haußmann lächelte wieder. Geld, dachte er. Die haben kein Geld mehr. Wer weiß, was da passiert ist. Vielleicht ist es ihnen gestohlen worden. Und nun sitzen sie irgendwo fest und haben uns als Bürgen genannt. Na, wir werden es ja gleich erfahren.
»Wo sind sie, Herr Inspektor?« fragte Karl Haußmann und griff in die Brusttasche. »Wieviel Geld brauchen sie?«
»Nix Lire, Signore. Signore Hellberg ist in Bari. Verhaftet mit den Signorinas.«
»Verhaftet? Aber wieso denn?« stotterte Karl.
»Wegen Mordes …«
Es war, als habe zwischen ihnen ein Meteor eingeschlagen. Karl starrte Erika an, und er sah in ihren Augen die gleiche Verblüffung wie bei sich. Sekundenlang waren sie unfähig, etwas zu sagen, aber dann plötzlich begann Haußmann zu lachen und schlug sich auf die Schenkel.
»Inspektor!« rief er und holte tief Atem. »So einen herrlichen Blödsinn habe ich selten gehört!«
»Sie haben ermordet Mann, der 20 Tabletten HTS mitgebracht hat aus Sarajewo.« Dolcare war sehr ernst, als er das sagte. »Mann war im Nebenzimmer von Pensione. Er hatte Tasche von Signorina Torgiano in Hand.«
Erika Haußmann schüttelte den Kopf. »Das ist doch alles nur eine Verwechslung. So etwas kann man doch im Ernst nicht glauben.«
»Man will Sie anhören in Bari. Wann können Sie abfahren?«
»Sofort!« Haußmann sprang auf. »Aber womit? Mein Wagen ist ja in diesem Bari!«
»Signore Falcioni wird Sie gerne hinbringen.« Inspektor Dolcare sah zu dem erregten Haußmann hinauf. »Vielleicht wirklich nur alles Irrtum, Signore. Aber Indizien … man muß tun seine Pflicht, nicht wahr?«
»Natürlich.« Haußmann sah auf seine Frau. »Fühlst du dich auch wirklich stark genug, um schon zu fahren? Verdammt noch mal … wenn einmal der Wurm drin ist …«
»Es wird schon gehen, Karli.« Erika lächelte ermunternd. »Wer weiß, in welcher Situation unsere Freunde sind.«
Eine Stunde später fuhr Kriminalsergeant Falcioni die Haußmanns mit einem kleinen, weißen Fiat nach Bari. Da der Kofferraum nicht ausreichte, hatte man die Hauptlast des Gepäcks auf das Dach geschnallt.
Nur wer schon einmal mit einem Italiener gefahren ist, weiß, was Karl und Erika Haußmann in den nächsten Stunden aushielten. Es gab keine Kurven, in die man nicht hineinflog; es gab keine Serpentinen, die man nicht mit kreischenden Reifen nahm; es gab Engpässe, in die man laut hupend hineinraste, und wenn die Straße gerade war, beugte sich Falcioni über das Lenkrad und wurde zum Rennfahrer.
Dreimal kippte der kleine Wagen fast um, weil in scharfen Kurven die Dachlast verrutschte und das Gepäck herunterhing. Dann stieg Signore Falcioni seelenruhig aus, zurrte alles wieder fest, lächelte verzeihend zu Erika, machte mit weiten Armbewegungen klar, daß alles gar nicht so schlimm sei, sah auf seine Uhr, rief: »Madonna mia!«, sprang hinter das Steuerrad und gab Gas.
»Und da meckerst du immer, wenn ich ein bißchen scharf fahre«, sagte Karl Haußmann und hielt sich am Türgriff fest.
»Ich werde nie mehr etwas sagen, Karli, wenn wir heil in Bari ankommen.« Erika schloß die Augen. Sie rasten quer durch den Apennin. Eine Bergstraße, links ein unbefestigter Abgrund, rechts ein schroffer Felshang.
Falcioni hupte wie ein Irrer und jagte die Straße hinauf. Dabei pfiff er vor sich hin und war anscheinend sehr vergnügt und zufrieden mit seinem donnernden und fauchenden Auto.
Was Haußmann nie geglaubt hatte: Sie schafften es, heil und noch an diesem Tage nach Bari zu kommen. Allerdings war es schon dunkel, als sie die Via Napoli hinunterrasten und kreischend zur Piazza Garibaldi abbogen. Dort stand unter einer Platane der hellblaue Mercedes mit der Gelsenkirchener Nummer.
»Mein Wagen!« rief Haußmann und klopfte gegen die Scheibe. »Da steht er ja! Halt! Halt!«
Sergeant Falcioni nickte und lachte. »Capito!« rief er. »Erst
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