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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ja schon in Deutschland. Beamte scheinen in jedem Land durch zuviel Arbeit gelähmt zu sein. Das geht also nicht. Wir müssen für Claudia einen anderen Weg finden.«
    »Keine wilden Abenteuer, Frank!« Haußmann hob warnend die Hand. »Wir wollen nicht James Bond spielen. Wir müssen in aller Ruhe die Möglichkeiten überdenken …«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit und die ist: Schwarzfahrt!« sagte Hellberg entschlossen.
    »Und das kann ins Auge gehen!«
    »Wissen Sie etwas anderes, Besseres?«
    »50.000 Lire in die hohle Hand eines Carabinieris.«
    »Und drüben in Dubrovnik?«
    »25.000 Dinare in die gleiche hohle Hand.«
    »Und auf der Rückfahrt das gleiche? Das ist doch Irrsinn!«
    »Ich gebe ein Vermögen her, um an das HTS zu kommen!« sagte Haußmann laut.
    »Ich schlage einen anderen Weg vor.« Hellberg sah dabei Marion an, die unbeteiligt in der Gegend umherblickte, aber genau zuhörte. »Wir trennen uns.« Marions Kopf flog herum.
    »Trennen? Wieso?«
    »Du, Frau und Herr Haußmann bilden die eine Gruppe. Sie haben die gültigen Pässe, sie haben das nötige Geld, bei ihnen wird alles glattgehen. Nach der nötigen Wartezeit sind sie auf dem Schiff. In Dubrovnik besteigen sie wieder den Wagen und fahren nach Sarajewo. Dort treffen wir uns.«
    »Die zweite Gruppe, gebildet aus Frank Hellberg und Claudia Torgiano«, sagte Marion mit einem giftigen Unterton. »Prinz Frank, der edle Ritter! Willst du ein Schiff entern? Oder versuchst du, auf einer Luftmatratze die Adria zu überqueren? Oder bist du ein verkappter Froschmann, der nachts an auslaufende Schiffe heranschwimmt und sich an die Bordwände klebt?«
    »Ich werde versuchen, Claudia auf einem anderen Wege nach Jugoslawien zu bringen, das stimmt«, antwortete Hellberg ganz ruhig. Auf den Ton Marions ging er nicht ein. Er wunderte sich selbst, wie sehr er sich innerlich schon von ihr gelöst hatte. Sein ganzes Denken galt nur noch Claudia, dem Mädchen aus durchsichtigem Porzellan. »Ich werde einen weniger abenteuerlichen Weg finden, als Marion denkt. Aber wir werden uns in Sarajewo sehen, das verspreche ich!«
    »Das klingt filmreif.« Marion lachte gequält. »Du solltest Drehbücher schreiben, Frank!«
    »Einverstanden. So schwer es mir fällt.« Karl Haußmann sah kurz zu seiner Frau. Marion Gronau blieb also bei ihnen. Diese bittere Last war der Preis für Sarajewo. Und Erika nickte kaum merklich.
    Keine Sorge, Karli. Ich weiß ja, wie du denkst.
    »Sie brauchen sicherlich Geld, Frank?« fragte Karl.
    »Ja. Aber ich zahle es Ihnen zurück, wenn wir wieder in Deutschland …«
    »Wollen Sie mich beleidigen?« Haußmann griff in die Tasche, holte aus einem Kuvert ein Bündel Scheine und gab sie Hellberg, ohne sie zu zählen. »Wir sitzen jetzt alle in einem Boot, und wenn wir uns nicht gegenseitig helfen, gehen wir kläglich unter.« Er blickte auf Claudia, die sich an den Wagen lehnte und bisher noch kein Wort gesagt hatte. »Wissen möchte ich doch, was Sie vorhaben, Frank.«
    »Ich habe mich mit einem der Polizisten, die mich in der Nacht alle zwei Stunden weckten, lange unterhalten. Ein Kollege von der ›Gazetta Bari‹ hat den Weg Bari – Dubrovnik oder Bar schon mehrmals gemacht, ohne das Fährschiff. Wie, das wußte der Polizist auch nicht. Der italienische Journalist hat keine Mittelsmänner verraten. Aber ich habe die Hoffnung, daß man so von Kollege zu Kollege etwas machen kann …«
    »Also doch ein kleiner James Bond«, warf Marion ein.
    »Machen Sie nichts Unüberlegtes, Frank!« warnte auch Haußmann.
    »Ich glaube, es ist besser, ich fahre zurück, nach Hause!« Es war der erste Satz, den Claudia an diesem Morgen sprach. »Ich sehe, ich bin eine große Last. Das wollte ich doch gar nicht. Ich wollte nur nach Bari. Aber nun ist der Paß gestohlen … ich fahre zurück.« Sie lächelte Hellberg mit einem traurigen, unendlich süßen Lächeln an. »Ich danke dir, Frank, für alles. Vergiß dieses Mädchen Claudia … es hat es nie gegeben … und wird es in spätestens einem Jahr auch nicht mehr geben …« Sie sah Erika und Karl und auch Marion aus ihren großen, dunklen Augen an und nickte ihnen zu. »Ich wünsche Ihnen viel Glück und vor allem die Heilung … die herrliche Gesundheit …«
    Mit einem Ruck wandte sie sich um und rannte davon, die Via Piccinni hinunter.
    »Claudia!« schrie Hellberg. »Claudia! Warte!«
    Aber sie blieb nicht stehen, sondern rannte weiter. Ihr Haar wehte wie eine zerzauste Fahne.
    »Lauf!« sagte

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