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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unterhalten, was?«
    »Wer sind Sie?« fragte Scheible und ließ den Hammer sinken.
    »Frank Hellberg. Ich bin Journalist.«
    »Auch das noch!« Scheible verzog das Boxergesicht. »Zwei Typen gibt's, die ich nicht mag: Politiker und Journalisten. Die einen machen Mist, und die anderen drucken ihn auch noch ab.«
    Frank Hellberg lachte. »Schlechte Erfahrungen mit beiden gemacht?« fragte er dann.
    »Sehr schlechte.« Julius Scheible setzte sich auf den erhöhten Rand der Schottentür. Den Hammer legte er abwehrbereit auf seine Knie. »Sie haben den Chef kaltgestellt?«
    »Ja. Wundert Sie das?«
    »Nein.«
    »Sie wissen, was auf dem Schiff los ist?«
    »Natürlich.«
    »Mensch, wollen Sie auch ins Zuchthaus?«
    »Ich habe mich nur um die Maschinen gekümmert … das sind mildernde Umstände. Und im übrigen ist das hier alles Scheiße. Glauben Sie, ich hocke hier freiwillig unter der Meeresoberfläche?«
    Frank Hellberg sah den Mann mit der eingeschlagenen Nase erstaunt an.
    »Sagen Sie bloß noch, Sie seien auch von Saluzzo entführt worden.«
    »Nicht gerade.« Julius Scheible wischte sich die Nase mit dem Handrücken. »Das ist eine lange Geschichte, lieber Journalist.« Er grinste. Das Wort tat ihm gut. »Ich bin in Stuttgart geboren, in Berlin aufgewachsen, in Köln in die Fürsorge gekommen und in Flensburg zum erstenmal in den Knast. Beim Militär habe ich mehr im Bau gesessen als in der Kaserne, im Krieg habe ich Partisanen ausgeräuchert, nach dem Krieg kam mir ein Schupo auf dem Schwarzmarkt in die Quere, den habe ich krankenhausreif geschlagen. Dann ab über den Rhein nach Kehl. Meldebüro der Fremdenlegion. Angenommen. Marseille. Sidi-bel-Abbes in Algerien, Indochina, zurück in die Wüste nach Ghardaia, Flucht nach Tunis, in Abwesenheit in Frankreich zum Tode verurteilt. Und in Tunis heuert mich Saluzzo als Maschinist an, erfährt, wer und was ich bin, zeigt mir das Todesurteil und sagt: Mein Lieber, wenn du nicht klein wie ein Mäuslein bist, liefere ich dich an die Franzosen aus.« Julius Scheible leckte sich über die Lippen. »Na, mein kluger, studierter Junge … was hättest du getan? Tanzen, wie Saluzzo flötet, oder sich in Frankreich erschießen lassen? Mir ist es seitdem Wurscht, was oben an Deck passiert … wenn man nur mich hier unten in Ruhe läßt!«
    »Das ist ein Roman für sich«, sagte Hellberg leise.
    »Blas was auf deinen Mistroman! Was habt ihr mit dem Chef und seiner Bande vor?«
    »Ich will sie der Polizei abliefern. Aber dazu mußt du erst den Kahn laufen lassen.«
    »Welcher Polizei?«
    »Irgendeiner.«
    »Die Welt ist tatsächlich voller Idioten! Könnt ihr Saluzzo was nachweisen? Ein Schiff voller Weiber? Ist das ein Beweis? Der kann beweisen, daß er jeden Tag massenweise Kaviar frißt und dadurch überpotent ist! Da kannste gar nichts machen!« Julius Scheible wiegte den schweren Hammer in seinen öligen Händen. »Das Ganze ist mir zu unsicher. Am sichersten ist, ich gehe hinauf und hämmere dem Boß das Hirn auf.«
    »Nein!« sagte Hellberg hart. »Keinen Mord!«
    »Dann leck' mich!« schrie Scheible und erhob sich. »Sieh zu, wie du den Kahn zum Laufen bekommst.«
    Frank Hellberg zog die Pistole aus der Tasche, aber sie machte gar keinen Eindruck auf Scheible. Er lachte breit und schüttelte den dicken Kopf.
    »Junge, spiel' keinen Film ab! Knall doch! Dann fall' ich um, und ihr könnt hundertprozentig auf diesem Kahn verdorren wie Bratäpfel. Ohne Julius fährt nichts.« Er drehte sich um und ließ den Hammer in seiner Hand pendeln. »Gib den Chef her, und in fünf Minuten rauscht ihr durchs blaue Meer.«
    »Nein!« sagte Hellberg noch einmal. »Solange ich es verhindern kann, geschieht auf dem Schiff keine Untat mehr.«
    »Dann balsamiere dich ein mit deiner Humanität!« schrie Julius Scheible und warf die Schottentür hinter sich zu. Der Knebelverschluß knirschte. Hellberg hörte noch, wie Scheible den Hammer in eine Ecke warf und dann wegging zu den schweigenden Maschinen.
    Langsam stieg Hellberg die Treppe wieder hinauf, wo die Mädchen unter Leitung Claudias dabei waren, das Deck aufzuräumen. Durch das Fenster der kleinen Barküche starrten die beiden Stewards auf Hellberg und warteten anscheinend auf das Wunder, Saluzzo kommen zu sehen.
    »Wir müssen die Nerven behalten«, sagte Hellberg oben auf der Brücke und setzte sich erschöpft neben Juanita. »Vielleicht denkt er jetzt nach und sieht ein, daß es besser ist zu fahren, als hier zu verfaulen.«
    »Wir

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