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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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– falls das Schiff uns die nötigen Informationen gibt.
    Unsere Aufgabe besteht darin, die Mutter des Mädchens zu finden und so viele Informationen wie möglich aus ihr herauszuholen. Ohne große Abschiedszeremonie brechen wir auf. Kim und ich strotzen keineswegs vor Selbstvertrauen – der Glaube, hier irgendwo in Sicherheit zu sein, ist uns längst abhandengekommen –, andererseits glaube ich aber auch nicht, dass das Mädchen uns in eine Falle locken will. Wir mögen zwar nur oberflächlich betrachtet gemeinsame Ziele haben, aber vorläufig sollte das für eine Zusammenarbeit reichen.
    Als Erstes klettern wir in die Kammer oberhalb der Tanks, die viel weiträumiger ist als in Schiffskörper 01.
Dort hatte ein einziger Wassertank das Zentrum ausgefüllt, hier entdecken Kim und ich zu unserer Verblüffung sechs Tanks, die alle mindestens so groß sind wie der in 01. Deren riesige »Augen« offenbaren eine unbeschreiblich große, wunderbare Wassermenge (die fast hypnotisch auf uns wirkt), unterbrochen von türkisfarbenen Hohlräumen, in denen sich die kleineren Blasen wieder mit den größeren vereinen. All das macht einen sehr beschaulichen, friedvollen Eindruck.
    »Wieso sind es sechs Tanks?«, fragt Kim. Das kann ich nicht beantworten, und das Mädchen will es offensichtlich nicht. Unsere Neugier ist ihr völlig gleichgültig. Als sie uns nach draußen, in den Umkreis der Kammer führt, bemerke ich eine Unebenheit in der Mitte des riesigen Schotts unterhalb der sechs Tanks. Es könnte eine runde Luke oder ein sonstiger Zugangspunkt zu anderen Gefilden sein – vielleicht der Eingang zu einem effizienteren Weg nach achtern, an der Achse des Schiffskörpers entlang, aber wir schlagen ihn nicht ein.
    Stattdessen bringt uns das Mädchen zu einem Korridor, der kreisförmig um eine Kammer oberhalb der Tanks herumführt. Wir durchqueren den widerhallenden Gang, bis wir zu einem Kontrollterminal gelangen, das an der Stelle steht, wo ein anderer, nach achtern weisender Gang kreuzt. Das Terminal ist mit einem kleinen flachen Lageplan-Display ausgestattet, was uns überrascht, nicht jedoch das Mädchen, das sich hier offensichtlich auskennt. Mit flinken Fingern ruft sie unseren gegenwärtigen Standort auf, dann eine Karte
der Räume, auf die wir stoßen werden, sobald wir uns an den Wassertanks entlang bis zu deren Ende bewegen. Immer noch befinden wir uns Hunderte von Metern unterhalb der Schiffsoberfläche. Bis jetzt hat der Schiffskörper noch keine Anzeichen dafür gezeigt, dass er die hohe Rotationsgeschwindigkeit wieder aufnehmen will, und dafür bin ich dankbar. Zusätzliche Probleme kann ich jetzt wirklich nicht brauchen.
    Das Display zeigt Tausende von kugelförmigen Kammern, die sich in Reihen und Trauben um die Tanks gruppieren. Jede hat einen Durchmesser von mindestens hundert Metern. »Sind das Dschungelkammern?«, frage ich.
    »Ähnlich, aber nicht ganz«, erwidert das Mädchen.
    »Was sind sie dann?«
    »Mir fehlen die Wörter dafür.«
    Kim und ich verziehen die Lippen. Eindeutig unterscheidet sich dieser Schiffskörper von dem, in dem wir zur Welt kamen – aber warum? Dem Mädchen fehlen die Wörter dafür .
    Genau wie im Schiffskörper 01 sind die Korridore von Streifen und winzigen Leuchten gesäumt. Auch diese hier kommen mir wie Orientierungszeichen für Elemente vor, und das bedeutet, dass diese Gänge nicht in erster Linie für Menschen gedacht sind. Kim interessiert sich für eine ovale Leuchte mit schwarzen und grünen Streifen, die in etwa die Breite meiner beiden Hände hat (und weniger breit ist als eine einzige von seinen). Ich warte, während er mit den Fingern darüber streicht. Wie immer ist das Mädchen uns zehn,
zwölf Meter voraus, hält dann aber an, damit wir sie einholen können.
    Kim schüttelt den Kopf, und wir ziehen weiter. »Keine Elemente«, stellt er lakonisch fest. Auf der ganzen Strecke sind wir noch keinen Reinigern, Abfallbeseitigern oder anderen der seltsamen Monster begegnet, auf die wir in 01 gestoßen sind.
    Das Mädchen hat wieder die für sie typische Lotus-Position eingenommen.
    »Wieso gibt es hier keine Elemente?«, fragt Kim.
    Sie löst sich aus der Position und streckt sich. »Weil es hier nicht schmutzig ist und auch keiner stirbt.«
    »Warum sind wir dann nicht hier zur Welt gekommen, wo es sauber ist und uns niemand nach dem Leben trachtet?«, fragt Kim leicht vorwurfsvoll.
    Bis jetzt hat der große Gelbe stets bemerkenswert beherrscht und gelassen gewirkt

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