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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bedenkt, wie nahe ich jetzt – jedenfalls meiner Einschätzung nach – beim Zentrum bin, bedeutet das, dass auf der dem „Schneeball" zugewandten Seite ein ziemlich großer Teil des Schiffes verlorengegangen ist.
    Nach wie vor räumen die Elemente überall auf. Es ist gefährlich, hier herumzuschnüffeln, denn sie könnten mich ja für Abfall halten und zu einer Müllhalde schleppen.
    Manche Kammern hier sind so schwer beschädigt, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie man sie jemals wieder instand setzen kann. Aber die Reparaturdienste sind immer noch bei der Arbeit, bewegen sich träge vorwärts, machen sich Zentimeter für Zentimeter an den noch zu rettenden Schaltflächen zu schaffen, allerdings nur, wenn Schwerelosigkeit herrscht.
    Ich würde diese Räume ja gern beschreiben, aber du wirst
    Ein weiterer schwarzer Strich.

    Ich muss mich jetzt beeilen. Ich glaube, ich habe etwas über die Reiseleitung in Erfahrung gebracht. Vor langer Zeit wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Ich kann es nur annehmen,
denn die Ideen, die meine Hypothese stützen, sind immer noch irgendwo in der Traumzeit vergraben. Meiner Meinung nach ist das Schiff (wir befinden uns eindeutig auf einem Schiff, das im Raum treibt, zwischen den Sternen – und zwar ganz real und körperlich, es handelt sich nicht um eine Simulation) während seiner Reise an einen Punkt gelangt, an dem eine Entscheidung getroffen werden musste. Eine Entscheidung zwischen zwei oder mehr Kandidaten, das heißt zwischen Planeten oder Sternen mit Planeten. Zu diesem Zweck wurde eine Arbeitsgruppe geschaffen. Ich glaube aber nicht, dass sie sich je in den Schiffskörpern aufgehalten hat. Vermutlich wurde sie auf einer Station oder „Brücke" auf dem Eismond gegründet. Weit entfernt da unten, auf der Binnenbordseite des Mondes, vielleicht knapp hinter den Leitelementen der Schiffskörper.
    Die nächste Seite enthält etwas höchst Interessantes: eine große Skizze, die eine Teilansicht des Schiffes darstellt:

    Wenn man eine Karte für ein Baby zeichnet, braucht es vermutlich Jahre, bis es zu einem so verständigen Kind herangewachsen ist, dass es das zugrunde liegende Konzept versteht. Aber wir sind ja nicht gerade Babys. Diese Skizze enthält viele Informationen, die ich begreifen kann. Sie bestätigt das, was ich meiner Meinung nach auf der Aussichtsplattform und in meinem Traum gesehen habe, allerdings ist der Maßstab verzerrt: Der Eismond müsste viel größer sein, und die Spindeln sollten im Vergleich dazu länger und schmaler erscheinen. Dennoch gibt die Zeichnung grob den wahren Sachverhalt wieder. Die Schiffskonstruktion. Sie besteht aus drei Schiffskörpern, die wie Spindeln geformt sind, einem großen, langgestreckten Eismond und etwas, das sich wohl zwischen den Spindeln tief unten im Frontalbereich des Mondes befinden muss.
    Das scheint mir plausibel und beschwört so plastisch Dinge aus meiner Traumzeit herauf, dass ich zu zittern beginne und Angst bekomme, das Zittern nicht mehr in den Griff zu kriegen. Diese Konstruktion dürfte nicht so aussehen, wie sie hier abgebildet ist. Das Schiff ist nicht nur krank, sondern etwas ist völlig danebengegangen.
    Aus dem Ruder gelaufen, in die falsche Richtung.
    Gleich darauf lese ich weiter.
    Nach dem, was ich mittlerweile gehört habe, ist die kleine Kugel da unten in Wirklichkeit ziemlich groß, aber nicht annähernd so groß wie die Spindeln.

    Sie hat mich besucht, die auf ihre Weise hübsche Hochgewachsene, Schlanke, Katzengraue. Vielleicht war sie mir freundschaftlich gesinnt, vielleicht auch nicht – jetzt spielt das keine Rolle mehr, denn sie weilt nicht mehr unter uns. Ein kleiner Killer hat sie geschnappt.
    Doch zurück zur Reiseleitung: Soweit ich weiß, wurde sie auf der Eiskugel ins Leben gerufen und sollte darüber entscheiden, auf welchen Planeten oder Stern wir zusteuern würden. Insgesamt standen fünf zur Wahl.
    Die Hochgewachsene hatte offenbar eigenständig Erkenntnisse gesammelt und sich einiges zusammengereimt. Sie wusste viele Einzelheiten über das Schiff, die mir unbekannt waren. Behauptete, die Reiseleitung sei aus natürlichen, menschlichen Babys herangezüchtet worden, aus unverdorbenen, ungeprägten Kindern. Ich bin mir nicht sicher, was sie damit gemeint hat, obwohl ich mich natürlich noch an die eigene Kindheit und selbst an die Babyzeit erinnern kann – zumindest an einige Dinge.
    Sobald die Reiseleitung ihre Aufgabe erfüllt hatte, sollte sie ihr Amt niederlegen.

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