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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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einen Spürhund . Manchmal schicken wir Spürhunde mit den ersten Samenschiffen zum Zielplaneten hinunter. Oder andere Geschöpfe, die ähnliche Aufgaben haben.«
    »Und wozu?«, hakt die Spinnenfrau nach.
    »Wenn bei der Landung auf einem Zielplaneten irgendein schwerwiegendes Problem auftaucht, muss die Schiffsbesatzung sich irgendetwas einfallen lassen und nach Lösungen suchen. Dabei greift sie in der Regel auf den Katalog zurück.«
    »Was ist das für ein Katalog?«, fragt der Gelbe.
    »Wozu genau setzt man mich ein?«, fährt der Spürhund dazwischen.
    Seine Frage beantworte ich als Erste. Ich weiß zwar nicht, was in seiner Seele vorgeht, aber er jagt mir immer noch Angst ein. »Du machst den Weg frei«, weiche ich aus. Kann ihm ja wohl schlecht die Wahrheit vor den Kopf knallen und sagen: Du tötest jeden, der deine Bahn zufällig kreuzt. »Du trägst dazu bei, die Besiedelung des Planeten vorzubereiten.«
    »Also bin ich ein Killer?«
    Ja, du bist ein Killer. Aber das spreche ich nicht aus, sondern murmele nur: »Das weiß ich nicht. Starr mich bitte nicht so an.«
    »Scheiße.« Als sich der Spürhund zurückzieht, scheint er zusammenzuschrumpfen und sich zugleich in die Länge zu strecken. Seine Körperhaltung wirkt jetzt kaum
noch bedrohlich, die Bewegung eher sanft und flüssig als aggressiv.
    »Das wilde Tier gehört zu mir, also sei nett zu ihm!«, ermahnt mich die Spinnenfrau leise. Was ich eben gesagt habe, gefällt ihr genauso wenig wie mir selbst. »Es hat mich beschützt und ist mit mir hierhergekommen. Du solltest es nicht so verunsichern.« Das Folgende ist offenbar an alle gerichtet. »Die Frage ist, wer hier das Sagen hat – der Lehrer oder ich?«
    »Und mich lässt du außen vor?«, erwidert der Gelbe mit gespielter Entrüstung.
    »Der Lehrer hat das Sagen«, erklärt das Mädchen mit Nachdruck.
    »Aber eigentlich bist du gar kein Anführer «, stellt der Gelbe fest.
    »Hab ich auch nicht behauptet«, lenke ich ein.
    »Kannst du mit der Schiffsleitung reden und um Hilfe bitten?«
    »Soweit ich weiß, hat das Schiff nur ein einziges Mal mit mir geredet.«
    »Und selbst das kann gelogen sein«, knurrt der Spürhund.
    Die Spinnenfrau streckt sich und richtet sich zu ihrer vollen eindrucksvollen Größe auf. Sie und der Spürhund geben tatsächlich ein Respekt einflößendes Paar ab.
    »Der Lehrer weiß alles , wenn man ihm die richtigen Anstöße gibt«, mischt sich das Mädchen ein.
    »Stimmt das, Lehrer?«, hakt der Gelbe nach. »Was enthält der Katalog nützlicher Dinge denn sonst noch? Auch solche Geschöpfe wie mich?«

    »Ich weiß es nicht. Lasst mich ein Weilchen in Ruhe.« Ich weiche ihren Blicken aus, denn ich brauche Zeit zum Nachdenken. Und Stille.
    Zwar lichtet sich der Nebel in meinem Kopf nach und nach, aber keine der jetzt freigesetzten Erinnerungen gefällt mir. Gemäß der Traumzeit war für mich ursprünglich Folgendes vorgesehen: Erst nach unserer Ankunft in der Zielregion sollte ich zum Leben erwachen, das heißt: nachdem der Zielplanet gefunden war. Und dann sollte mein Arbeitseinsatz beginnen, denn der Abstieg zum Planeten ist eine höchst komplizierte Angelegenheit, der zahllose andere Prozesse und Entscheidungen, große und kleine, vorhergehen. Aber erst bei der Landung auf dem Planeten geht der Spaß richtig los.
    Hat die Traumzeit mir nur sehr überzeugend ein schönes Märchen vorgegaukelt? Allmählich dämmert mir etwas, das ich eigentlich von Anfang an hätte wissen müssen. Falls sich der Zielplanet als lebensfeindlich entpuppt hat und unvorhergesehene Probleme aufgetaucht sind, ist dem Schiff gar nichts anderes übriggeblieben, als sich den veränderten Bedingungen anzupassen.
    Ich bin nicht auf natürliche Weise zur Welt gekommen und aufgezogen worden. Nein, man hat mich zu einem bestimmten Zweck erschaffen, genau wie alle anderen hier. Im Fall, dass unvorhergesehene Probleme auftauchen, kann man eine Version von mir ins Leben rufen, die maßgeschneiderte Lösungen anbietet. Schließlich gibt es mich in unzähligen Varianten. Und jetzt stecken
zwei oder mehr Versionen von mir in einem einzigen Körper.
    »Wer von euch ist am längsten hier?«, frage ich in die Runde.
    »Tsinoy und ich«, erwidert die Spinnenfrau. »Auf den großen Gelben und das Mädchen sind wir vor dem Tank gestoßen. Wir haben ihnen diesen Ort gezeigt. «
    »Und keiner von euch besitzt ein Buch?«
    »Nein, keiner von uns.«
    »Aber ich hatte mal eins«, wirft das Mädchen ein. »Nur hast

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