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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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uns ein Festessen beschert. Tsinoy isst und trinkt das Gleiche wie wir und scheint ganz zufrieden damit zu sein.
    Doch ehe wir auch nur annähernd gesättigt sind, verschwinden die Konsolen mit dem Festessen wieder im Boden, und die zurückgebliebenen Zapfhähne spucken nur noch winzige Getränkeportionen aus. Man hält uns kurz. Zu unserem Besten, nehme ich an, denn so ausgehungert wie wir sind, würde es uns nicht gut bekommen, allzu viel in uns hineinzuschlingen.
    »Wo müssen wir uns bedanken?«, fragt Nell und leckt sich die langen Finger ab.
    »Nicht wo, sondern bei wem «, korrigiert mein Zwilling sie im Oberlehrerton.
    »Also gut. Bei wem müssen wir uns bedanken?«, wiederholt sie ironisch.
    »Typisch Lehrer«, rufen die Mädchen und lachen laut auf. Ihr Gelächter klingt so melodisch, dass es uns fast so entzückt wie das Essen – oder das rötliche Getränk. Selbst Tomchin muss lächeln.
    Während gut gepolsterte runde Betten aus dem Boden fahren, verschwinden auf der anderen Seite des Raums die Zapfhähne und machen großen Zylindern mit fließendem Wasser Platz. Aus den Schlitzen dieser »Kabinen«, in die man sich hineinstellen kann, dringen Dampfwölkchen. Nahe dabei öffnen sich bunte Wandschubladen, in denen wir zusammengelegte Kleidungsstücke entdecken. Zugleich tanzen Lichter in unterschiedlichen
Farben über unsere Gesichter. Jedem von uns wird auf diese Weise eine Farbe zugeteilt, die der Farbe einer Duschkabine und einer Schublade mit neuer Kleidung entspricht. Offenbar hat man an jedem von uns Maß genommen, um uns mit passenden Duschkabinen und Klamotten zu versorgen.
    »Mutter kümmert sich um alles«, erklären die Mädchen unisono. »Jetzt wird alles gut.«
    Eine Duschkabine ist selbst für Kim groß genug. Und eine drängende Frage wird damit beantwortet, dass sich nach und nach eine noch größere Kabine herausbildet, die Tsinoy sofort in Beschlag nimmt. Nach der Dusche sieht er wie ein riesiger gefährlicher Wolf aus, aber er legt großen Wert auf Hygiene.
    »War zwar kein schönes warmes Wannenbad«, sagt Nell, als sie nackt und mit sauber glänzendem Wangen-und Armpelz aus der Dusche auftaucht, »aber ich hab mich noch nie im Leben so gut gefühlt.« Vielsagend sieht sie erst mich und dann meinen Zwilling an und setzt nach: »Aber ich lebe ja auch noch nicht sehr lange.«

Gutenachtgeschichten
    W ie Camper in einem großen Zelt kuscheln wir uns nahe beieinander in die weichen Polster. Und der wie ein Tortenstück geformte Raum hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Zelt. Unser Durst ist gelöscht, wir sind satt und sauber, aber trotzdem noch so aufgedreht, dass wir nicht gleich schlafen können.
    Zeit für Gutenachtgeschichten. Und natürlich wollen die beiden Mädchen, dass die Lehrer als Erste erzählen. Also mache ich den Anfang und berichte, was mir zugestoßen ist, beschränke mich dabei aber auf wenige Minuten.
    Seltsamerweise will sich mein Zwilling nicht an die Spielregeln unseres Campingplatzes halten und schüttelt den Kopf: »Ich bin noch nicht so weit.«
    Kim ist der Nächste. »Ich habe kaum Erinnerungen an meine Geburt«, beginnt er. »Meine Erinnerungen setzen erst da ein, wo ich mich in einer langen Röhre befinde. Anscheinend bin ich gerade erst aufgewacht, aber mir ist bewusst, dass ich irgendetwas unternehmen muss: Ich muss nach vorne gehen, obwohl ich nicht mal weiß, wo und was vorne ist.« Er sieht uns Übrige an. »Warum erwachen wir ohne jede konkrete Anweisung zum Leben?«

    Keiner von uns kann das beantworten. Wir wissen nur, dass wir alle gern echte Menschen wären – vermutlich sogar Tsinoy.
    Kim streckt eine Hand hoch, mustert sie mit einem Ausdruck der Verblüffung und fährt fort: »Dass ich ein Riesenkerl bin, entpuppt sich bald als nützlich, denn es dauert nicht lange, bis mir irgendein noch größeres Monster in die Quere kommt und mich aufzuhalten versucht. Also mache ich kurzen Prozess und töte es. All das geht blitzschnell über die Bühne.« Er krümmt die Finger. »Ich nehme an, es war irgendein Element, vielleicht ein Reiniger. Vielleicht wollte er mir nicht mal wehtun. Ich weiß es nicht. Aber ich hasse es, wenn sich mir jemand in den Weg stellt.«
    »Amen«, sagt Nell.
    »Unterwegs sehe ich nur Leichen oder Leichenteile. Offenbar bin ich an einem Ort gelandet, an dem alles abstirbt oder schon tot ist. Viele Bereiche sind völlig ausgebrannt. Einmal gerate ich in einen Raum, in dem es schlimm riecht und völlig dunkel ist, und dort

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