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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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stimmt!«
    Währenddessen wandern die beiden Mädchen an unserem Kreis entlang und taufen einen nach dem anderen. »Dir gebe ich den Namen Kim«, sagt eine der Schwestern und tätschelt die Knie des Gelben. Ihr gegenüber streicht ihr Zwilling der Spinnenfrau über die Hand. »Und du sollst Nell heißen.« Gleich darauf tauft ihr anderes Ich das Knochenkammgeschöpf: »Tomchin«, verkündet sie mit seltsamem Heulton.
    »Du heißt Sanjay«, sagt sie, als ich an der Reihe bin. Und zu meinem Zwilling gewandt: »Und du Sanjim, aber wir werden euch beide auch weiterhin Lehrer nennen. Und du heißt Tsinoy, aber das wissen wir ja schon.« Der Spürhund ist der letzte Täufling in unserem Kreis. »Jetzt habt ihr alle Namen«, verkünden die beiden zufrieden.
    »Und wie heißt ihr?«, fragt Nell.
    »Mutter kennt unsere Namen. Ihr braucht sie nicht zu wissen.«
    »Nicht gerade fair, oder?«, bemerkt Kim.
    Ohne darauf einzugehen, streicht eines der Mädchen über seine Hand, und als er sie öffnet, steigt sie hinein und wirft die Arme und den Kopf hoch. Er hält die Kleine fest und streckt sie weit nach oben – was bei mir irgendeine Erinnerung auslöst, die ich nicht richtig zuordnen kann. Die Erinnerung an ein Riesenmonster und eine junge Frau. Allerdings haben Kim und die Kleine nicht die passenden Hautfarben.

    »Wir lieben euch alle«, erklärt das Mädchen hoch über unseren Köpfen. »Und wir haben dafür gebetet, dass ihr zu uns kommt. Jetzt reicht es fürs Erste. Andere werden, falls nötig, später zu uns stoßen.«
    »Und wer hat hier das Sagen?«, fragt Nell.
    »Mutter«, meint mein Zwilling. »Vielleicht sind Mutter und die Schiffsleitung ja ein und dasselbe.«
    »Keine Einwände«, sagt Kim. »Ich ziehe mich jetzt nach achtern zurück. Kann ja sein, dass unsere Gastgeberin mittlerweile ein Festessen und Schlafstellen für uns vorbereitet hat und nur vergessen hat, es uns mitzuteilen. «
    Ich schließe mich Kim an (innerlich amüsiere ich mich darüber, dass der riesige Kerl einen so kurzen Namen abbekommen hat); die Mädchen scheinen nichts dagegen zu haben, dass wir die Umgebung erkunden.
    Dort, wo sich im Schiffskörper 03 der Bereitstellungsraum befand, entdecken wir eine ähnliche Kammer, nur ist sie längst nicht so komplett ausgestattet, wie wir schon bei der ersten Stippvisite festgestellt haben. Wenigstens gibt es hier schon Halteseile und Geländer, sogar Leitern und mit Sprossen ausgestattete Durchgangsröhren, so dass wir uns in der Kammer mühelos umschauen können. Erst bewegen wir uns nach achtern, dann nach oben – nach binnenbord – und klettern schließlich durch eine Röhre auf eine Luke zu, die sich öffnet, als meine Hand die oberste Sprosse vor der Klappe berührt. Ein warmer Luftstrom dringt heraus. Die kleinen Räume wärmen sich besonders schnell auf.
Gleich darauf rieche ich etwas Wunderbares: Essen. Kim hat Recht gehabt.
    Die hinter der Luke liegende weiträumige Kammer ähnelt der Form nach einem Tortenstück, das aus dem runden Mittelteil des Schiffskörpers mitsamt seiner Bereitstellungskammer herausgeschnitten ist. Diese Kammer sieht ganz anders aus als ihr niedriges, breites Gegenstück in Schiffskörper 01, aber wen interessiert das schon, wenn es nach Essen riecht. Gleich darauf können wir die Quelle des Geruchs ausmachen: Tropfenförmige Konsolen, in die oben kleine silberne Abdeckplatten eingelassen sind, fahren aus dem Boden und den Wänden. Als sich die Platten vor uns öffnen, schüttelt Kim den Kopf: »Wir können noch nicht essen. Erst müssen wir die anderen holen.«
    Ich gebe ihm Recht, obwohl es mir in den Fingern juckt, sofort zuzugreifen.
    Als endlich alle versammelt sind, führen wir ihnen vor, wie sich die Abdeckplatten beim Näherkommen öffnen und sich die Schüsseln darunter sofort mit Nahrung füllen. Das Essen besteht aus kleinen beigefarbenen, grünen und weißen Würfeln und riecht köstlich (natürlich würde uns, ausgehungert wie wir sind, im Moment wohl jeder Essensgeruch köstlich vorkommen). Alle Nährwürfel liegen in einer beweglichen durchsichtigen Kugel, in die wir hineingreifen können, um uns einen kleinen, nicht sonderlich heißen Bissen zu schnappen. Offenbar will irgendjemand auf diese Weise verhindern, dass wir allzu schnell und allzu viel auf einmal essen. Überall im Raum sind Zapfhähne angebracht,
die auf Knopfdruck kleine Trinkkolben mit Wasser oder einer süßlichen rötlichen Flüssigkeit ausspucken. Das Schiff hat an alles gedacht und

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