Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
der Klados umfasst. Zumindest können wir diese Seiten öffnen. Irgendjemand oder irgendetwas möchte seine Psyche entlasten – hat den Drang, eine Beichte abzulegen.
     
    Wir sind auf eine primitive technologische Zivilisation gestoßen, die in der Lage ist, ihr Sternensystem, das heißt unser Zielsystem, wenigstens ansatzweise zu erkunden. Jetzt befinden wir uns ohne Treibstoff vor Ort, können nirgendwohin und werden attackiert. Diese Zivilisation ist
zumindest so hoch entwickelt, dass ihre Waffen beträchtlichen Schaden anrichten, uns sogar in Stücke reißen können – und sie will nicht auf uns hören.
    Diese Lebewesen weigern sich, ihren Planeten mit uns zu teilen, und wir können mit ihnen keinerlei Abmachung treffen. Es wird zu einem langwierigen Kampf kommen, der mit unserer Vernichtung enden wird, es sei denn, wir …
     
    Eine weitere Seite. Wir haben uns den Weg zum Rand des tiefsten, düstersten Winkels des genetischen Programms gebahnt, und dahinter liegt offenbar ein genialer Zoo des Wahnsinns und der Zerstörung.
    Eine geheime Menagerie des Todes.
    ZUGANG NUR FÜR VOLL AUSGEBILDETE KRIEGER .
    Völlig unerwartet landen wir wieder im Hauptmenü, wo alles Friede, Freude, Eierkuchen ist – eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Da mein Bruder und ich nicht die angemessene Ausbildung und Indoktrination genossen haben, sind wir nicht befugt, in diesen Teil des Katalogs vorzustoßen.
    Werden abgewiesen.
    Zwar versucht Tsinoy tapfer, uns Zugang zu anderen Programmen zu verschaffen, aber wir wehren uns störrisch dagegen und fühlen uns wie der letzte Dreck. Wir haben so viele Schocks hinter uns, so viele Widersprüche am eigenen Leib erfahren, dass es uns jetzt fast
schlechter geht als damals, als man uns zum ersten Mal aus unseren Säcken gezerrt hat.
    Als wir die blaue Halbkugel loslassen, sind wir völlig benommen, schlagen um uns und heulen. Vermutlich finden die anderen unseren Zustand genauso schlimm, wie wir selbst ihn empfinden. Nell befiehlt Kim, uns zur Seite zu ziehen. Während wir am ganzen Körper zittern und unser Elend verfluchen, nimmt Kim uns in die Arme und versucht uns mehrere Minuten lang zu beruhigen. Tomchin wirkt ziemlich ungerührt, allerdings können wir ihn, seit wir uns aus der virtuellen Welt gelöst haben, auch nicht mehr verstehen, genauso wenig wie die anderen es ohne die Übersetzungen der Mädchen vermögen. Und die Mädchen sind und bleiben verschwunden.
    Stille senkt sich über das Kontrollzentrum, bis Nell schließlich von einem zum anderen blickt, weil sie etwas sagen will. Alle Erwachsenen hören ihr zu, möglicherweise sogar Tsinoy, die immer noch interstellare Berechnungen anstellt.
    »Schon vom Tag der Geburt an trachtet man jedem von uns nach dem Leben«, beginnt Nell. »Offenbar besteht der letzte verzweifelte Versuch, uns ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen, in der Entfernung des Schutzschilds. Wir sollten davon ausgehen, dass irgendjemand alle Schiffsoperationen sabotieren will und nicht einmal davor zurückscheut, die Schiffskörper zu zerstören. Also gut, vielleicht gelingt es uns ja zurückzuschlagen. Ich glaube nämlich, dass es eine Möglichkeit gibt, die drei Schiffskörper miteinander zu verbinden
und zu einer Triade zu vereinen. Wenn wir das schaffen, können wir die Quartiere der Reiseleitung, diese kleine Kugel da unten auf dem Mond, mühelos ausradieren. Nach Vollendung der Triade sollte die Reiseleitung ja sowieso aus dem Verkehr gezogen werden. So war der ursprüngliche Plan. Und wenn wir die Reiseleitung liquidiert haben, können wir den kleinen Mond in Besitz nehmen. Vielleicht bekommen wir auf diese Weise alles wieder in den Griff. Ich muss nur das System aktivieren, das …«
    Tsinoy bewegt sich so schnell, dass wir es gar nicht mitbekommen. Plötzlich steht sie neben uns, legt ihre Pfote auf Nells Hände und schiebt sie von der blauen Halbkugel weg. »Das dürfen wir nicht tun!«, brüllt sie mit so angsteinflößender Stimme, dass niemand wagen würde, ihren Protest zu ignorieren. Sofort zieht sich Nell von den Kontrollinstrumenten zurück. »Wieso nicht?«, fragt sie und knirscht vor Wut mit den Zähnen.
    »Weil ich die meisten Navigationsdaten nicht finden kann. Und auch keine Möglichkeit entdeckt habe, die Triebwerke des Schiffs zu steuern«, erklärt Tsinoy. »Meiner Ansicht nach hat man uns auf ein gefährliches Nebengleis gelenkt, in eine wirklich bedrohliche Raumregion. Und soweit ich es beurteilen kann, befinden wir uns noch

Weitere Kostenlose Bücher