Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
jeden
Samstag verschwinden und Football spielen. In einem Spiel durchbrach
ich die gegnerische Verteidigung und sah Chuck den Ball werfen. Das
lederne Ei segelte in einer weiten hohen Spirale durch die Luft, ich
rannte los und sah dabei über die Schulter, der Ball kam herunter,
fiel mir direkt in die Hände, und ich schickte mich an, einen
Touchdown zu machen. In diesem Augenblick hörte ich meinen Vater
brüllen. »HENRY!«
Er stand vor unserem Haus. Ich warf den Ball
einem Mitspieler zu, damit mein Team einen Kick-Off machen konnte. Dann
ging ich zu meinem Vater. Er schien wütend zu sein. Ich konnte
seine Wut fast körperlich spüren. Er stellte den einen
Fuß immer ein wenig nach vorn, sein Gesicht war knallrot, und er
atmete so schwer, daß ich seinen Bierbauch sehen konnte, wie er
sich hob und senkte. Er war einsfünfundachtzig, wie ich schon
sagte, und ich sah immer nur Ohren, Mund und Nase. Ich konnte ihm nicht
in die Augen sehen.
»All right«, sagte er, »du bist
jetzt alt genug, um den Rasen zu mähen. Du bist groß genug,
also wirst du von jetzt an den Rasen mähen und die Ränder
trimmen, und anschließend wirst du ihn wässern und auch die
Blumen gießen. Wird Zeit, daß du hier mal was tust und
deinen müden Arsch in Bewegung setzt!«
»Aber ich spiel grade Football mit den Jungs. Samstag ist der einzige Tag, wo ich richtig dazu
komme.«
»Willst du mir etwa widersprechen?«
»Nein.«
Ich konnte meine Mutter sehen, die am Fenster
hinter dem Vorhang stand und uns beobachtete. Samstags putzten sie
immer das ganze Haus. Sie reinigten die Teppiche mit dem Staubsauger
und wienerten die Möbel mit Politur. Sie nahmen die Teppiche raus
und wachsten die Böden, und dann legten sie die Teppiche wieder
hin, so daß man nicht einmal sehen konnte, daß gewachst
worden war.
Der Rasenmäher stand in der Einfahrt. Mein
Vater zeigte mir, was ich zu tun hatte. »Also, du nimmst den
Rasenmäher und schiebst ihn in geraden Bahnen über den Rasen
- und daß du mir keine Stelle ausläßt! Den
Grasbehälter leerst du hier aus, so oft er voll ist. So, und wenn
du den Rasen in einer Richtung gemäht hast, dann mähst du ihn
noch einmal quer dazu, kapiert? Erst rauf und runter, und dann nochmal
quer. Hast du verstanden?« »Ja.«
»Und mach nicht so ein beleidigtes Gesicht,
oder ich geb dir einen Grund, um beleidigt zu sein! Wenn du mit dem
Rasen fertig bist, nimmst du den kleinen Mäher hier und trimmst
die Ränder. Fahr damit auch unter die Hecke, ja? Daß du mir
auch jeden Grashalm erwischst! Und dann trimmst du den Rand, mit dieser
senkrechten Scheibe da am Rand, die sich absenken läßt. Aber
die Ränder müssen einwandfrei gerade werden.
Verstanden?« »Ja.«
»Also. Und wenn du damit fertig bist,
nimmst du die hier …« Er zeigte mir eine Gartenschere.
»Du kniest dich damit hin und schneidest die Grashalme ab, die
noch hochstehen. Dann nimmst du den Gartenschlauch und spritzt die
Hecke und die Blumenbeete. Dann stellst du den Rasensprenger an und
läßt ihn auf jedem Teil des Rasens eine Viertelstunde
laufen. Erst machst du den Vorgartenrasen und dann den Rasen hinten im
Garten und die Blumenbeete. Noch Fragen?« »Nein.«
»Na schön. Aber eins sag ich dir: Wenn
du mit allem fertig bist, komme ich raus und seh alles nach. Und dann
will ich keinen einzigen Grashalm mehr stehen sehn! Nicht einen
einzigen! Weder vor dem Haus noch hinten! Andernfalls ist was
fällig!…«
Er drehte sich um, ging die Einfahrt hoch,
über die Veranda, machte die Haustür auf, knallte sie hinter
sich zu und war verschwunden. Ich packte den Rasenmäher, schob ihn
die Einfahrt hoch und begann, meine erste Bahn zu mähen. Weiter
unten an der Straße konnte ich die Jungs hören, die Football
spielten …
Ich brachte den Vorgartenrasen hinter mich,
goß die Blumen und stellte den Rasensprenger an. Dann arbeitete
ich mich nach hinten durch — in der Mitte der Einfahrt gab es
einen Streifen Rasen, um den ich mich auch noch kümmern
mußte. Ich wußte nicht mehr, ob ich unglücklich war
oder nicht. Ich fühlte mich zu elend, um unglücklich sein zu
können. Es war, als sei alles auf der Welt zu einem endlosen Rasen
geworden, auf dem ich mich herumschinden mußte. Ich schob und
ackerte, aber plötzlich ging mir auf, wie sinnlos alles war: Es
würde Stunden dauern, den ganzen Tag, es würde mir zu keinem
Football-Spiel mehr reichen. Die Jungs würden alle reingehen zum
Abendessen, der Samstag würde vorüber sein, und ich
würde immer
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