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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Touch-Football gespielt hatten. Plus einige der Zuschauer. Jungs und Mädchen. »Pete!« brüllte ich. »Da kommt Wagner mit fünfzig Leuten!« »Scheiße«, stöhnte Pete. »Oh Scheiße«, sagte Lilly.
    Baldy und ich machten uns aus dem Staub. Wir rannten aus dem Tor und die halbe Straße hoch. Dann sahen wir durch den Zaun nach hinten. Pete und Lilly hatten nicht die geringste Chance. Wagner riß bereits die hintere Wagentür auf und machte Stielaugen. Dann war das Wrack umringt, und wir konnten nichts mehr sehen.
    Pete und Lilly kamen nicht mehr in die Schule. Wir wußten nicht, was mit ihnen geworden war. Baldy und ich bekamen je 1000 Strafpunkte aufgebrummt. Damit brachte ich es auf 1100 und hatte nun sogar Mangalore übertroffen. Die alle abarbeiten zu wollen, war aussichtslos. Mr. Justin würde mich für den Rest meines Lebens behalten müssen. Natürlich wurden auch unsere Eltern benachrichtigt…
    »Rein mit dir«, sagte mein Vater, und ich ging mal wieder ins Badezimmer. Er nahm den Riemen vom Haken. »Hose und Unterhose runter«, sagte er. Ich rührte keinen Finger. Er griff außen herum, zurrte meinen Gürtel auf und zog mir die Hose herunter. Dann auch die Unterhose. Der Riemen sauste nieder. Alles wie gehabt. Dasselbe knallende Geräusch. Derselbe Schmerz.
    »Du bringst deine Mutter noch ins Grab!« brüllte er. Der nächste Hieb. Aber mir kamen keine Tränen. Meine Augen blieben merkwürdig trocken. Ich überlegte, wie ich ihn umbringen sollte. Es mußte eine Möglichkeit geben, ihn umzubringen. Noch ein paar Jahre, und ich würde ihn zu Tode prügeln können. Aber ich wollte ihn schon jetzt erledigen. Er war nicht viel wert. Bestimmt hatte er mich nur adoptiert. Wieder schlug er zu. Der Schmerz war derselbe wie immer, doch ich hatte keine Angst mehr davor. Der Riemen sauste wieder herunter. Vor meinen Augen verschwamm nichts mehr. Alles blieb ganz klar. Mein Vater schien die Veränderung in mir zu spüren und schlug nun immer wütender zu, doch je härter er schlug, um so weniger spürte ich. Fast war es, als sei er derjenige, der sich nicht zu helfen wußte. Etwas war geschehen, etwas hatte sich geändert. Er hörte auf, ganz außer Atem, und ich hörte, wie er den Riemen wieder an die Wand hängte. Er ging zur Tür. Ich drehte mich um. »Hey«, sagte ich. Er fuhr herum und sah mich an.
    »Gib mir noch ein paar mehr«, sagte ich. »Vielleicht fühlst du dich dann besser.« »Untersteh dich, so mit mir zu reden!« sagte er.
    Ich sah ihm ins Gesicht. Ich sah die fleischigen Lappen unter seinem Kinn und an seinem Hals. Ich sah traurige Furchen und Runzeln. Sein Gesicht war müde und wirkte wie graurosa Knetmasse. Er hatte nur sein Unterhemd an, das über seinem Hängebauch Falten schlug. Seine Augen waren nicht mehr zum Fürchten. Sie wichen meinem Blick aus. Etwas war mit ihm geschehen. Die Badetücher wußten es, der Duschvorhang, der Spiegel über dem Waschbecken, die Wanne und das Klo. Er drehte sich um und ging aus der Tür. Auch er wußte es. Das war meine letzte Dresche gewesen. Von ihm jedenfalls.

    28

    Die Zeit in der Unterstufe verging ziemlich schnell. Kurz vor Beginn der neunten Klasse bekam ich dann Akne. Das hatten zwar viele andere auch, aber nicht so wie ich. Bei mir war es wirklich grauenhaft. Ich war der schlimmste Fall in der ganzen Stadt. Überall Pickel und Pusteln - im Gesicht, im Nacken, auf dem Rücken. Auch auf der Brust hatte ich ein paar. Es passierte ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als ich drauf und dran war, als ruppiger Kerl mit Führungsqualitäten anerkannt zu werden. Ruppig war ich auch jetzt noch, aber es war eben nicht mehr wie sonst. Ich mußte mich zurückziehen. Was die anderen taten, konnte ich nur noch aus der Entfernung verfolgen. Es war wie ein Theaterstück, nur waren sie alle auf der Bühne, und ich saß allein im Zuschauerraum.
    Mit Mädchen hatte ich mich schon immer schwer getan, aber diese Akne machte es nun ganz unmöglich. Die Girls waren unerreichbarer denn je. Manche von ihnen waren richtige Schönheiten - ihre Kleider, ihr Haar, ihre Augen, die ganze Art, wie sie sich gaben. Nur mal mit so einer an einem Nachmittag die Straße langgehen, sich über dies und jenes unterhalten, das wäre wahrscheinlich ein sehr gutes Gefühl gewesen.
    Außerdem hatte ich immer noch etwas an mir, das mich ständig in Schwierigkeiten brachte. Die meisten Lehrer konnten mich nicht leiden und trauten mir nicht. Vor allem die Lehrerinnen. Ich gab zwar keine pampigen

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