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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Antworten, aber sie behaupteten, meine »Einstellung« sei mies. Mein »Tonfall« paßte ihnen nicht. Und die Art, wie ich mich immer so mürrisch in meine Bank fläzte. Gewöhnlich warfen sie mir vor, ich würde sie geringschätzig ansehen, obwohl ich mir dessen gar nicht bewußt war. Oft mußte ich während des Unterrichts draußen vor der Tür stehen oder beim Direktor antanzen. Der machte jedesmal dasselbe: Er hatte in seinem Büro eine Telefonzelle, und in die mußte ich mich immer reinstellen und bei geschlossener Tür ausharren. Ich verbrachte viele Stunden in dieser Telefonzelle. Das einzige, was es da drin zu lesen gab, war diese Hausfrauenzeitschrift: >Ladies Home Journal<. Dami wollten sie einen wohl noch zusätzlich quälen. Ich las das >Ladies Home Journal< trotzdem. Ich bekam jedes neue Heft zu lesen. Ich hoffte, ich würde daraus vielleicht etwas über Frauen erfahren.
    Ich glaube, ich hatte gut 5000 Strafpunkte auf dem Kerbholz, als die Unterstufe zu Ende war. Aber das schien sie nicht zu stören. Sie wollten mich los sein. Und so stand ich also am Tag der Abschlußfeier vor der Turnhalle in der Schlange, die langsam nach drinnen vorrückte. Wir trugen alle die schwarzen Umhänge und billigen kleinen Pappdeckel mit Quaste dran, die von einer Abschlußklasse an die nächste weitergereicht wurden. Wir hörten, wie die Namen aufgerufen wurden und einer nach dem anderen auf die Bühne marschierte. Die taten gerade so, als sei der Abschluß der Junior Highschool die gottverdammt größte Sache der Welt. Die Band spielte das Lied unserer Schule:
    Oh Mount Justin, oh Mount Justin We will be true, Our hearts are singing wildly All our skies are blue …
    Da standen wir in der Schlange, und jeder wartete darauf, den Gang zur Bühne anzutreten. Drinnen saßen die Eltern und Verwandten und Bekannten. »Mir kommt’s gleich hoch«, sagte einer der Jungs.
    »Wir tappen bloß von einer Scheiße in die nächste«, sagte ein anderer.
    Die Mädchen dagegen schienen mit Ernst bei der Sache zu sein. Deshalb traute ich ihnen auch nie. Sie standen offenbar auf der falschen Seite. Für sie war das Lied dieser Schule kein Witz. »Wie mich das nervt!« sagte einer von den Burschen. »Wenn ich wenigstens was zu rauchen hätte.«
    »Da …«, sagte einer und gab ihm eine Zigarette. Wir ließen sie herumgehen. Ich machte einen Zug, gab sie weiter und ließ den Rauch aus den Nasenlöchern quellen. Da sah ich Curly Wagner ankommen. »Tu die Lulle weg«, sagte ich, »da kommt der Kotzbrocken.«
    Wagner kam geradewegs auf mich zu. Er steckte wie immer in seinem grauen Trainingsanzug. Ich hatte ihn nie in etwas anderem gesehen. Er baute sich vor mir auf.
    »Hör mal zu«, sagte er, »du denkst vielleicht, du bist mich los, nur weil du jetzt hier rauskommst. Aber da irrst du dich! Du wirst mich den Rest deines Lebens im Nacken haben! Ich werde dir folgen bis ans Ende der Welt, und eines Tages krieg ich dich dran!«
    Das war mir keine Antwort wert. Ich streifte ihn mit einem gleichgültigen Blick, und er ging wieder weg. Seine kleine Abschiedsrede trug nur dazu bei, mein Ansehen bei den Jungs noch mehr zu festigen. Sie mußten denken, daß ich mir eine besonders üble Sache geleistet hatte, um ihn so zu verärgern. Dabei war es gar nicht so. Wagner war nur einfältig und bescheuert. Wir rückten dem Eingang der Turnhalle näher und näher. Wir hörten jetzt nicht mehr nur die Namen, die aufgerufen wurden, und den Beifall, der jedem Namen folgte - wir konnten jetzt auch die Gesichter dazu sehen. Dann war ich an der Reihe.
    »Henry Chinaski«, sagte der Direktor ins Mikrophon. Ich ging nach vorn auf die Bühne. Kein Applaus. Doch dann gab sich irgendeine menschenfreundliche Seele im Publikum einen Ruck und patschte zwei- oder dreimal in die Hände.
    Für die Abschlußklasse gab es mehrere Sitzreihen auf der Bühne. Wir saßen da und warteten. Der Direktor hielt seine Ansprache, von wegen was für Aussichten und Erfolg Amerika zu bieten hatte. Dann war alles vorüber. Die Band spielte wieder den Mount-Justin-Song. Wir stiegen von der Bühne herunter und mischten uns unters Publikum. Ich sah mich nach meinen Eltern um und konnte sie nirgends entdecken. Ich sah noch einmal gründlich nach, um mich zu vergewissern.
    Auch gut. Einer wie ich brauchte so etwas nicht. Ich legte meinen Umhang und die Troddelkappe ab, ging den Mittelgang runter und gab beides hinten beim Hausmeister ab. Er legte alles ordentlich zusammen. Für einen meiner

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