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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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ich bin ja so stolz auf dich!« Dann wandte sie den Kopf zur Seite. »Oh, da ist Abe mit seinen Eltern! Sie sind so nette Menschen! Oh, Mrs. Mortenson!«
    Sie blieben stehen. Meine Mutter lief hin und schlang die Arme um Mrs. Mortenson. Es war Mrs. Mortenson gewesen, die nach stundenlangen Telefongesprächen mit meiner Mutter beschlossen hatte, auf eine Klage zu verzichten. Man hatte sich darauf geeinigt, dass ich schwer erziehbar und meine Mutter damit schon genug gestraft war.
    Mein Vater schüttelte Mr. Mortenson die Hand, und ich nahm mir inzwischen Abe vor.
»Okay, Schwanzlutscher. Wie kommst du dazu, mir den Finger zu zeigen?«
»Was?«
»Den Finger!«
»Ich weiß nicht, von was du redest!«
»Den Finger!«
»Henry, ich hab wirklich keine Ahnung, von was du redest!«
    »Komm jetzt, Abraham!« rief seine Mutter. »Wir müssen gehn!«
    Die Familie Mortenson spazierte davon. Ich stand da und sah ihnen nach. Dann machten wir uns auf den Weg zu unserem alten Auto. Wir gingen den Block nach Westen runter und bogen um die Ecke.
    »Also dieser Junge von den Mortensons weiß wirklich, wie man sich anstellen muss!« sagte mein Vater. »Wie willst du es je zu etwas bringen? Ich hab noch nie erlebt, dass du ein Schulbuch wenigstens mal ansiehst. Geschweige denn, dass du rein siehst!« »Manche Bücher sind eben langweilig«, sagte ich. »Ach, sie sind langweilig, wie? Du willst also gar nichts lernen? Was kannst du überhaupt anfangen? Wozu taugst du eigentlich? Was kannst du denn? Es hat mich Tausende von Dollars gekostet, dich aufzuziehen und zu füttern und dir Sachen zum Anziehen zu kaufen! Angenommen, ich lass dich hier auf der Straße stehn - was würdest du dann machen? »Schmetterlinge fangen.«
    Meine Mutter begann zu flennen. Er zerrte sie weg, den Block runter, wo sie die zehn Jahre alte Karre geparkt hatten. Während ich dastand, donnerten andere Familien in ihren neuen Wagen vorbei.
    Dann sah ich Jimmy Hatcher und seine Mutter kommen. Sie blieb stehen. »Warte einen Moment«, sagte sie zu Jimmy, »ich will Henry gratulieren.«
    Jimmy blieb stehen, und Cläre kam zu mir her. Sie stellte sich ganz dicht vor mich hin und sagte leise, damit Jimmy es nicht hören konnte: »Hör mal, Honey, falls du auf ein wirkliches Reifezeugnis aus bist, kannst du’s bei mir jederzeit kriegen.« »Danke, Cläre. Ich komm vielleicht darauf zurück.« »Ich reiß dir die Eier ab, Henry!« »Das glaub ich dir ohne weiteres, Cläre.« Sie ging zurück zu Jimmy, und die beiden entfernten sich.
    Ein sehr altes Fahrzeug kam angefahren und hielt. Der Motor soff ab. Ich sah, daß meine Mutter immer noch flennte. Große Tränen kullerten ihr über die Backen.
    »Henry, steig ein. Bitte, steig ein! Dein Vater hat recht, aber ich liebe dich trotzdem!« »Vergiss es. Ich muss woanders hin.«
    »Nein, Henry, steig ein!« zeterte sie. »Steig ein, oder ich überlebe es nicht!«
    Ich ging hin, machte den Schlag auf und kletterte auf den Rücksitz. Der Motor sprang an, und wir waren mal wieder einträchtig unterwegs. Da hockte ich, Henry Chinaski, Abschlußklasse 1939, und fuhr meiner strahlenden Zukunft entgegen. Nein, ich wurde gefahren. An der ersten Ampel soff der Motor wieder ab. Als es grün wurde, murkste mein Vater immer noch herum. Hinter uns hupte jemand. Mein Vater kriegte den Motor an, und wir setzten uns wieder in Bewegung. Meine Mutter hatte aufgehört zu weinen. So fuhren wir dahin. Wortlos.

    46

    Es waren immer noch schlechte Zeiten. Niemand war daher so überrascht wie ich, als jemand von Sears-Roebuck anrief und mich aufforderte, am folgenden Montag zur Arbeit zu erscheinen. Da es sonst nichts zu tun gab, hatte ich einige Dutzend Firmen abgeklappert und mich um eine Stelle beworben. Zwar wollte ich gar keinen Job, aber bei meinen Eltern wollte ich auch nicht länger wohnen. Bei Sears-Roebuck mussten sich Tausende von Bewerbungen gestapelt haben. Ich konnte es nicht fassen, dass sie mich genommen hatten. Es war ein Kaufhaus mit Filialen in zahlreichen Städten.
    Am folgenden Montag zog ich also los, in der Hand eine braune Papiertüte mit meinem Lunch. Das Kaufhaus lag nur wenige Blocks von der Chelsey High-school entfernt. Ich konnte mir immer noch nicht erklären, warum die Wahl auf mich gefallen war. Ich hatte meine Bewerbung ausgefüllt, und das anschließende Gespräch hatte nur ein paar Minuten gedauert. Offenbar hatte ich ihnen die richtigen Antworten gegeben.
    Sobald ich meinen ersten Wochenlohn habe, dachte ich, nehme

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