Das Schloss der tausend Sünden
verschwinden, denn Belinda konnte kaum glauben, was sie da für Bedürfnisse in sich verspürte.
«Bingo!», rief sie plötzlich und fischte Jonathans Handy aus dem Wagen. Doch ihre Freude war nur von kurzer Dauer. Als sie auf die übliche Taste drückte, erschien auf dem Display nichts weiter als ein paar seltsame Symbole, die sie noch nie gesehen hatte. Und die Geräusche, die es machte, waren nicht minder seltsam.
«Genau wie alles andere und alle anderen hier», murmelte Belinda grimmig, nahm die Ladestation aus Jonathans Tasche und ging dann zurück in Richtung Haus. Um die Kleidung und den Kleinkram würde sie sich später kümmern, denn der Kontakt zur Außenwelt hatte jetzt oberste Priorität.
In der Halle traf sie auf Jonathan, der verschlafen auf einer Scheibe Toast herumkaute.
«Die Frage ist nicht ganz neu, Schatz, aber wo bist du gewesen?», sagte er freundlich. «Auf der Terrasse steht ein großes Frühstück, falls du Hunger hast.»
«Ich habe schon vorhin gefrühstückt», erwiderte Belinda ein wenig beunruhigt über Jonathans Zerstreutheit. «Ich hab erst geduscht und bin dann runtergegangen, um das hier zu holen.» Sie zeigte auf das Handy. «Der Mini parkt draußen vor der Tür. Ist das zu fassen? Ich habe keine Ahnung, wie er da hingekommen ist, denn der Motor ist tot wie ein Türnagel.»
Jonathan verzog das Gesicht und nahm einen letzten Bissen von dem Toast. «Vielleicht sollten wir den Pannendienst anrufen?», schlug er vor. Er rieb sich die Augen und fuhr dann mit den Händen durch sein ungekämmtes Haar. Ihr Freund sah aus, als wäre er gerade eben erst aus dem Bett gekrochen. Seine Sachen waren zerknittert und die Turnschuhe nicht zugebunden.
«Ist alles in Ordnung, Johnny?», fragte Belinda und kam etwas näher. «Ja. Bestens. Ich fühle mich nur wiederein bisschen geschafft. Das ist alles.» Er grinste sie schief an. «Das muss an dir liegen. Du machst mich fertig. Aber ich kann dir nicht widerstehen.
Seine Freundin lächelte ihn an. Er hatte im Schlafzimmer ziemlichen Eindruck auf sie gemacht. Stark und intuitiv – so gut war er noch nie gewesen. Doch jetzt, zusätzlich zur immer stärker werdenden Hitze und der nachhaltigen Erschöpfung durch die Fahrerei, schien seine hervorragende, lüsterne Vorstellung ihren Tribut zu fordern.
«Du warst wundervoll. Da kann man ruhig mal ein bisschen müde sein», sagte sie und legte ihren freien Arm um seine Taille. «Lass uns doch in der Bibliothek weiter darüber nachdenken, was wir jetzt tun. Dort ist es kühler.
«Gute Idee», erwiderte Jonathan und presste sie, wie zum Beweis seiner Vitalität, fester an sich. «Da musst du mich aber hinführen. Ich bin in diesem Haus völlig aufgeschmissen.»
«Wir sollten weiterfahren», teilte Belinda ihm mit, als sie in der Bibliothek angekommen waren. Jonathan streckte sich auf einem der Ledersofas aus, während sie nach einer Steckdose für den Handy-Lader suchte. Es gab auf jeden Fall elektrischen Strom in dem Haus. In den Deckenlampen steckten Glühbirnen, und irgendwie mussten auch die Unmengen von heißem Wasser erzeugt werden. Ganz zu schweigen von dem Strom, der den Ofen für all die köstlichen Gerichte beheizte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Oren oder die Mädchen eine Küchenhexe bedienten. Trotzdem gelang es der jungen Frau nicht, irgendeine Steckdose für das Ladegerät zu finden. Also verwarf sie die Idee vorerst, setzte sich neben Jonathan und genoss die kühle, schattige Atmosphäre des riesigen Raumes.
«Wir können nicht hierbleiben», sagte sie zu ihrem schon wieder einnickenden Freund. «Hey! Hast du gehört,was ich gesagt habe?» Sie gab ihm einen sanften Stups in die Seite.
«Ja», seufzte er, «ich habe dich gehört.» Er öffnete die Augen und warf ihr sein unglaublich spitzbübisches, anziehendes Lächeln zu. «Wieso eigentlich nicht? Es ist bequem, es ist entspannend. Seine Lordschaft oder was immer er ist scheint doch ganz offensichtlich zu wollen, dass wir bleiben.» Er rutschte über das Leder und legte seinen Arm um sie. «Und es ist sehr romantisch hier», flüsterte er und rückte noch näher an sie heran. «Genau das, was wir uns erhofft hatten.» Jonathan küsste sie auf den Hals, und ehe sie sich’s sich versah, hatte ihr lüsterner Gefährte auch schon den Bund ihres Leibchens aus dem Rock gezogen.
«Aber was ist mit Paula? Sie wird sich schon fragen, wo wir denn eigentlich bleiben», beharrte Belinda. Sie wollte jetzt endlich Nägel mit Köpfen
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