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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Frau!«
    Sofort lenkte Doktor Thein ein und bat, seine heftige Frage entschuldigen zu wollen. Es gelang ihm aber nur teilweise, die
erregte Dame zu beruhigen, und unter der Zusicherung, sofort Fräulein Olga zu schicken, verabschiedete sich der
Richter.
    Olga schien auf ihn gewartet zu haben, denn sie kam rasch aus einer benachbarten Stube auf ihn zu und fragte, ob Mama nun
von Eugeniens Tod wisse.
    Der hagere Richter, der bedeutend älter aussah als er war, wurde herzlich im Anblick der zierlichen Olga, Freude und
Hoffnung glänzte in seinen Augen, weich sprach er: »Ich habe nichts davon gesagt um Ihretwillen!«
    »Danke, Herr Doktor! Was aber nun?« erwiderte Olga etwas freundlicheren Tones.
    »Geweckt ist freilich in Ihrer Mutter die Sorge und eine Beunruhigung; geweckt durch meine dienstlichen Fragen nach
Eugeniens Verhältnissen. Ich muß es Ihrer Geschicklichkeit überlassen, die Frau Mama wieder zu beruhigen und
eine Erklärung für das Verschwinden der Gesellschafterin zu finden.«
    »Das wird schwer sein! Haben Herr Amtsrichter einen Anhaltspunkt zur Erklärung des plötzlichen
Hinscheidens? Ich kann an Mord nicht glauben!«
    »Ich auch nicht, bin aber genötigt, einstweilen das ärztliche Gutachten zu respektieren. In einigen Tagen
werden wir ja wissen, was die Sachverständigen der Universität zu dem ärztlichen Gutachten sagen.
Möglicherweise hat sich der hiesige Arzt doch geirrt!«
    »Sie meinen den Doktor Freysleben? Der ist ganz bestimmt kein Kirchenlicht!«
    »Weshalb diese überraschende Geringschätzung Ihres Hausarztes?«
    »Oh, Hausarzt ist Freysleben nicht, er wurde nur geholt, weil ärztliche Hilfe bei Theo damals dringend
nötig gewesen. Wird lange genug geschmachtet haben, endlich mal ins Schloß gerufen zu werden, der Rieder
Arzt!«
    Doktor Thein nahm Abschied von Olga, die der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen ohne dienstliche Veranlassung Ausdruck
gab.
    Lächelnd meinte Thein: »Mein Amt erfreut sich Ihrer Sympathie nicht, das weiß ich. Trennen Sie nur,
bitte, Person und Amt! Adieu, liebes Fräulein Olga!«
    Die Gerichtskommission beendete ihre Tätigkeit, es wurde die Beerdigung der Leiche Eugeniens angeordnet, die Akten
und das ärztliche Gutachten nahm der Amtsrichter mit sich. Unzufrieden, geärgert reiste Doktor Thein vom Schlosse
ab.
    Theo erwies der Toten die letzte Ehre, ihm schloß sich die Schar der Schloß- und Brauereiangestellten sowie
die Rieder Bevölkerung an im Zuge zur Grabstätte.
    Der Hügel wölbte sich über den irdischen Resten, offen aber blieb die Frage, ob die arme Eugenie eines
gewaltsamen oder freiwilligen Todes gestorben sei.
     

Achtes Kapitel
     
     
    Mit der Tatsache, daß Baron Hodenberg sich ausquartierte und in der »Post« zu Ried niederließ,
hatte Olga sich abgefunden und nach Überwindung des ersten Ärgers einverstanden erklärt. Daß aber
Hodenberg nun seit mehreren Tagen den Verkehr mit seiner Braut eher mied denn suchte, diese Tatsache empörte Olga und
bereitete ihr eine schmerzliche Enttäuschung, die zu völliger Verblüffung wurde, als eines Tages ein Brief an
»Freilein Olga Dristner Hochwolgeporen Schlos Ried« abgegeben wurde. Handschrift und Orthographie mußten
den Verdacht erwecken, daß der Baron sich entweder einen beleidigenden Witz erlaubte oder den Brief von einem Postboten
schreiben ließ. Der Briefinhalt mit schauerlicher Orthographie entsprach der Adresse und besagte, daß Hodenberg,
durch den plötzlichen Tod des Fräulein Eugenie sehr irritiert, sich außerstande fühle, das Schloß
zu betreten. Sein Gemütszustand habe sich verschlimmert, erfordere strenge »Glausur«, ein völlig
zurückgezogenes Leben. Vielleicht aber kehre er zurück, um die Braut zu holen.
    Olga starrte auf die von ungelenker Hand geschriebenen Zeilen, die kein süßes Wort der Liebe enthielten; ein
Widerwillen, ja Ekel erfaßte das Mädchen, eine Angst, die völlige Ratlosigkeit und Verwirrung erzeugte. Kann
ein Edelmann aus vornehmem Hause schreiben wie ein Schafknecht? Soll dieser Brief ein »Witz« sein? Wenn ja, hat
der Absender kein Gefühl dafür, daß solche Epistel in höchstem Maße beleidigend für die
Empfängerin wirken müsse? Wenn Hodenberg wirklich gemütskrank ist, nie und nimmer darf er einen solchen Brief
schreiben! Selbst ein Wahnsinniger wird nicht in gleicher Weise schreiben! Hat Hodenberg unfaßlicherweise den Brief
diktiert, von fremder Hand schreiben lassen, so mußte den Baron der Takt abhalten,

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