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Das Schloss in Frankreich

Das Schloss in Frankreich

Titel: Das Schloss in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Shirley vom Pferd, noch ehe sie ihm nacheifern konnte.
    Trotzig ignorierte sie die Steifheit ihrer Gelenke, als sie sich vom Rücken der Stute löste und Christophe ihre Taille umfasste. Dort verhielten seine Hände einen Augenblick lang, und er sah ihr tief in die Augen, ehe er seinen Griff lockerte, der sich unter dem leichten Stoff ihrer Bluse wie Feuer anfühlte.
    »Nehmen Sie jetzt ein heißes Bad«, befahl er. »Danach werden Sie sich nicht mehr so steif fühlen.«
    »Sie haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, Befehle zu erteilen, Monsieur.«
    Seine Augen wurden schmal, ehe er den Arm mit unglaublicher Schnelligkeit um sie legte. Er zog sie nahe an sich heran und presste einen harten, drängenden Kuss auf ihre Lippen. Sie konnte sich nicht dagegen wehren oder protestieren, sondern erwiderte ihn leidenschaftlich.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, dass er sie seinem Willen unterwarf und immer tiefer in den Kuss eintauchen ließ, der ein neues, noch nie empfundenes Bedürfnis in ihr erweckte. Sie opferte ihren Stolz der Liebe und lieferte sich ihrem Verlangen aus. Die Welt schien sich aufzulösen, die sanfte bretonische Landschaft schmolz wie ein Aquarell im Regen, und sie spürte nichts anderes mehr als warme Haut und Lippen, die ihre Selbstaufgabe herausforderten. Seine Hand berührte ihre schmale Hüfte und schließlich ihren Rücken mit derart gebieterischer Gewalt, dass sie erschauerte.
    Liebe. Bei diesem Wort wirbelten ihre Gedanken. Liebe bedeutete Spaziergänge in weichem Regen, ruhige Abende an einem knisternden Kaminfeuer. Wie war es nur möglich, dass diese Liebe einem hartnäckig tosenden, ungestümen Sturm glich, der nur Schwäche, Atemlosigkeit und Verletzlichkeit hinterließ?
    Wie war es nur möglich, dass man sich nach dieser Schwäche sehnte wie nach dem Leben selbst? War es bei ihrer Mutter ebenso gewesen? War es dies, worauf ihr träumerischer Augenausdruck beruhte?
    Wird Christophe mich niemals wieder loslassen? fragte sie sich verzweifelt, und ihre Arme umschlangen sehnsüchtig seinen Hals. Ihre Selbstkontrolle war schwächer als das körperliche Verlangen nach ihm.
    »Mademoiselle«, spöttelte er leise, löste sich von ihren Lippen und streichelte sanft ihren Nacken. »Sie verfügen über eine bemerkenswerte Fähigkeit, Bestrafungen herauszufordern. Ich muss Sie dringendst ersuchen, sich mir künftig nicht mehr zu widersetzen.«
    Er drehte sich um und schlenderte lässig davon. Nur ein Mal beugte er sich nieder, um Korrigan zu begrüßen, der ihm treu auf den Fersen folgte.

5. K APITEL
    Shirley und die Gräfin nahmen das Mittagsmahl auf der Terrasse ein. Berauschender Blumenduft erfüllte die Luft. Shirley lehnte den angebotenen Wein ab und bat stattdessen um Kaffee. Gelassen hielt sie dem kritischen Blick der Gräfin stand.
    Jetzt hält sie mich zweifellos für eine Spießerin. Sie unterdrückte ein Lächeln und genoss das starke schwarze Getränk zusammen mit dem köstlichen Garnelengericht.
    »Ich bin überzeugt, dass Sie Ihren Ausritt genossen haben«, stellte die Gräfin fest, nachdem sie sich belanglos über Essen und Wetter unterhalten hatten.
    »Tatsächlich, Madame. Und zwar zu meiner größten Überraschung. Ich wollte nur, dass ich schon eher reiten gelernt hätte. Ihre bretonische Landschaft ist überwältigend schön.«
    »Christophe ist zu Recht stolz auf sein Land.« Die Gräfin prüfte den hellen Wein in ihrem Glas. »Er liebt es, wie ein Mann eine Frau liebt: mit aller Leidenschaft. Obgleich das Ewigkeitswert hat, braucht ein Mann eine Ehefrau. Die Erde ist nur eine frostige Geliebte.«
    Shirley wunderte sich über die Offenherzigkeit ihrer Großmutter, die plötzlich alle Zurückhaltung aufgab. Sie zuckte die Schultern mit einer typisch französischen Gebärde. »Ich bin sicher, dass Christophe nur wenig Mühe hat, warmblütige Geliebte zu finden.« Er braucht vermutlich nur mit den Fingern zu schnippen, und sie fallen ihm dutzendweise in die Arme, fügte sie lautlos hinzu, fast erschrocken über ihre stechende Eifersucht.
    »Allerdings.« Die Augen der Gräfin leuchteten amüsiert auf. »Wie könnte es auch anders sein?« Widerwillig schluckte Shirley diese Bemerkung hinunter, während die alte Dame ihr Weinglas hob. »Aber Männer wie Christophe benötigen nach einer gewissen Zeit eher Beständigkeit als Abwechslung. Sie ahnen ja gar nicht, wie sehr er seinem Großvater ähnelt.« Mit einem schnellen Blick erfasste Shirley, dass ein weicher Ausdruck das kantige Gesicht

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