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Das Schloss in Frankreich

Das Schloss in Frankreich

Titel: Das Schloss in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Washington sind mehr wert als Gold. Hinter einem Lenkrad würde selbst der gutmütigste Mensch einen Mord oder ein schweres Verbrechen begehen, nur um eine Parklücke zu finden.«
    »Sind Sie auch schon so vorgegangen?« Christophe hob sein Weinglas und blickte sie fragend an.
    »Ich darf an meine Vergehen überhaupt nicht mehr denken. Manchmal benehme ich mich schrecklich aggressiv.«
    »Kaum glaublich, dass Angriffslust zu einer so zartbesaiteten Weide gehören sollte.« Yves nahm sie mit seinem charmanten Lächeln gefangen.
    »Du wärst erstaunt, mein Freund, wenn du wüsstest, welche überraschenden Qualitäten diese Weide noch in sich birgt«, bemerkte Christophe und senkte den Kopf.
    Glücklicherweise wechselte die Gräfin nun das Thema.
    Der Salon war nur matt beleuchtet, und daher wirkte der riesige Raum fast intim. Als die kleine Gesellschaft Kaffee und Cognac genoss, setzte Yves sich neben Shirley und überschüttete sie mit seinem französischen Charme. Sie bemerkte fast eifersüchtig, dass Christophe sich ausschließlich der Unterhaltung mit Genevieve widmete. Sie sprachen über ihre Eltern, die gerade die griechischen Inseln besuchten, von gemeinsamen Bekannten und alten Freunden. Er hörte aufmerksam zu, als Genevieve eine Anekdote erzählte. Er schmeichelte ihr und lachte. Sein Benehmen war freundlich und weich. Das war für Shirley eine neue Entdeckung. Ihre Beziehung war offenbar sehr eng, so dass Shirley einen kurzen Schmerz der Verzweiflung verspürte.
    Er behandelt sie so vorsichtig wie ein feines, zerbrechliches Kristallgefäß, klein und kostbar, und mir gegenüber benimmt er sich, als sei ich ein starker, unempfindlicher Granitblock, dachte sie.
    Für Shirley wäre es bedeutend einfacher gewesen, wenn sie die andere Frau verabscheut hätte. Doch natürliche Freundlichkeit besiegte die Eifersucht, und im Laufe des Abends empfand sie den beiden Dejots gegenüber immer mehr Zuneigung.
    Die Gräfin forderte Genevieve mehrmals freundlich auf, einige Klavierstücke zu spielen, so dass sie schließlich einwilligte. Die Musik schwebte süß und zart durch den Raum und war der Pianistin ebenbürtig.
    Wahrscheinlich ist sie die ideale Frau für Christophe, schloss Shirley düster. Sie haben so viele Gemeinsamkeiten, und sie erweckt eine Zärtlichkeit in ihm, die ihn davon abhalten wird, sie zu verletzen. Sie blickte zu Christophe hinüber, der entspannt gegen die Sofakissen lehnte, und die dunklen, faszinierenden Augen auf die Frau am Flügel heftete. Shirley versank in einem Sturzbach von Gefühlen: Sehnsucht, Verzweiflung, Empörung vereinigten sich zu einem hoffnungslos deprimierenden Nebel, als sie sich eingestand, dass sie niemals glücklich wäre, wenn Christophe einer anderen Frau den Hof machte, gleichgültig, ob sie nun selbst zu ihm passte oder nicht.
    Yves wandte sich ihr zu, als die Musik verklang und die Unterhaltung wieder auflebte: »Mademoiselle, als Künstlerin benötigen Sie Eingebungen, nicht wahr?«
    »Jedenfalls auf die eine oder andere Weise.« Sie lächelte ihn an.
    »Der Schlossgarten ist bei Mondschein außerordentlich anregend.«
    »Das ist mir durchaus willkommen. Vielleicht kann ich Sie dazu verleiten, mich hinauszubegleiten.«
    »Das wäre mir eine große Ehre, Mademoiselle.«
    Yves tat den übrigen Anwesenden ihre Absicht kund, und Shirley hakte sich bei ihm ein, ohne den Blick zu beachten, den Christophe ihr zuwarf.
    Der Garten glich tatsächlich einer zauberhaften Inspiration. Die leuchtenden Farben wirkten im silbernen Möndlicht gedämpft. Die Düfte vermischten sich zu einem berauschenden Parfüm und verwandelten den warmen Sommerabend zu einer Nacht für Liebende. Shirley seufzte, als ihre Gedanken wieder zu dem Mann im Salon zurückirrten.
    »War das ein Seufzer der Freude, Mademoiselle?« fragte Yves, als sie einen gewundenen Pfad hinunterschlenderten.
    »Natürlich.« Sie schüttelte die trübe Stimmung ab und gönnte ihrem Begleiter ein verlockendes Lächeln. »Ich bin überwältigt von der unsäglichen Schönheit.«
    Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie gefühlvoll. »Mademoiselle, jede Blüte erblasst vor Ihrer Schönheit. Welche Rose täte es Ihren Lippen gleich, welche Gardenie Ihrer Haut?«
    »Wie gelingt es den Franzosen nur, so sehr mit Worten zu lieben?«
    »Das wird uns bereits an der Wiege gesungen, Mademoiselle.«
    »Dem kann eine Frau nur schwer widerstehen.« Shirley atmete tief ein: »Ein Garten im Mondglanz, ein bretonisches Schloss, die

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