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Das Schloss in Frankreich

Das Schloss in Frankreich

Titel: Das Schloss in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Hintergrund für die Abendgesellschaft, deren unbestrittene Königin die Gräfin war, in karminrote Seide gehüllt. Christophes strenger schwarzer Abendanzug hob sein schneeweißes Hemd hervor und unterstrich seine bräunliche Hautfarbe. Yves Dejot trug ebenfalls einen dunklen Anzug. Seine Haut hatte einen Goldschimmer, und sein Haar war kastanienbraun.
    Aber es war die Frau zwischen den beiden Männern, die Shirleys Augenmerk und unfreiwillige Bewunderung auf sich zog. Wenn ihre Großmutter schon die Königin war, so glich sie einer Kronprinzessin. Tiefschwarzes Haar umrahmte ein kleines, schmerzlich-schönes Elfengesicht mit mandelförmigen braunen Augen. Das waldgrüne Abendgewand stach von der wunderschönen goldenen Haut ab.
    Die beiden Männer erhoben sich, als Shirley eintrat. Sie konzentrierte sich auf den fremden Besucher, wobei sie sich Christophes gewohnheitsmäßiger, alles umfassender Beobachtungsgabe bewusst war. Als sie einander vorgestellt wurden, blickte sie in kastanienbraune Augen, die in der gleichen Farbe wie sein Haar schimmerten, und sie zugleich bewundernd und missbilligend betrachteten.
    »Mein Freund, du hast mir verheimlicht, dass deine Cousine einer bezaubernden, goldgelockten Göttin gleicht.« Er beugte sich über Shirleys Hand und berührte sie mit den Lippen. »Mademoiselle, ich werde das Schloss von jetzt an öfter besuchen.«
    Sie lächelte erfreut und fand Yves Dejot zugleich charmant und harmlos. »Ich bin davon überzeugt, Monsieur, dass sich aufgrund dieser Tatsache mein Aufenthalt hier umso erfreulicher gestalten wird«, sagte sie im gleichen Ton und wurde mit einem aufblitzenden Lächeln belohnt.
    Christophe fuhr mit der Vorstellung fort, und Shirleys Finger wurden von einer kleinen, zögernden Hand umfasst. »Ich bin so glücklich, Sie endlich kennen zu lernen, Mademoiselle Smith.« Genevieve begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. »Sie ähneln dem Porträt Ihrer Mutter derart, als wäre das Gemälde zum Leben erweckt worden.«
    Die Stimme klang so aufrichtig, dass es für Shirley trotz aller gegenteiligen Bemühungen ausgeschlossen war, diese feenhafte Frau zu verabscheuen, die sie mit den feuchten Augen eines Cockerspaniels ansah.
    Während des Aperitifs und des Essens verlief die Unterhaltung ungezwungen und angenehm. Delikate Austern in Champagner leiteten das vorzüglich bereitete und servierte Mahl ein. Die Dejots wollten alles über Amerika und Shirleys Leben in der Hauptstadt wissen. Sie bemühte sich, diese Stadt der Gegensätzlichkeiten zu beschreiben, während die kleine Gesellschaft das Kalbsrisotto in Chablissauce genoss.
    Anschaulich entwarf sie ein Bild von den alten Regierungsgebäuden, den graziösen Linien und Säulen des Weißen Hauses. »Unglücklicherweise fielen einige der alten Gebäude den Modernisierungsbestrebungen zum Opfer, und nun stehen an ihrer Stelle riesige Stahl- und Glaskäfige. Sauber, unermesslich groß und ohne jeden Charme. Aber es gibt Dutzende Theater, von Fords, wo Präsident Lincoln umgebracht wurde, bis zum Kennedy-Zentrum.«
    Weiter führte sie ihre Zuhörer von der überwältigend eleganten Embassy Avenue zu den Slums und Mietskasernen außerhalb der Stadt, durch Museen, Galerien und die Geschäftigkeit des Kapitolhügels. »Aber wir lebten in Georgetown, und dieser Stadtteil hat mit dem Rest von Washington nicht das Geringste zu tun. Er besteht zumeist aus Reihen- und Doppelhäusern, die zwei oder drei Stockwerke umfassen. Die kleinen ummauerten Gartenstücke sind mit Azaleen und Blumenrabatten bepflanzt. Einige Seitenstraßen haben noch Kopfsteinpflaster, und man spürt den fast altmodischen Charme.«
    »Was für eine aufregende Stadt«, bemerkte Genevieve. »Wahrscheinlich kommt Ihnen unser Leben hier sehr ruhig vor. Vermissen Sie die lebhafte Aktivität Ihrer Heimat?«
    Shirley sah nachdenklich auf ihr Weinglas und schüttelte den Kopf. »Nein. Und das finde ich selbst merkwürdig. Ich habe mein ganzes Leben dort verbracht, und ich war sehr glücklich. Doch ich vermisse nichts. Seit ich dieses Schloss betrat, spüre ich eine Vertrautheit, als hätte ich es schon früher gekannt. Ich bin auch hier sehr glücklich.«
    Sie blickte zu Christophe hinüber, der sie nachdenklich und durchdringend ansah, und fühlte sich plötzlich beunruhigt. »Natürlich ist es eine Erleichterung, sich nicht täglich um einen Parkplatz abmühen zu müssen«, fügte sie lächelnd hinzu und befreite sich von der ernsten Stimmung. »Parkplätze in

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