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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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Gewalttätigkeiten. Noch Jahre später gaben die drei Männer gern damit an, dass sie dabei gewesen waren, als die Monrovians den Klan 10:8 schlugen.
    Noch überraschender – zumindest für Cora – war die Neuigkeit, dass Myra Brooks ihren Mann und ihre zwei jüngeren Kinder, die noch zu Hause lebten, verlassen hatte. Es gab Gerüchte über einen anderen Mann, aber vielleicht war es wirklich nicht mehr als ein Gerücht. Fest stand, dass Myra in Chicago arbeitete, wo sie für ein Magazin, von dem noch nie jemand etwas gehört hatte, eine wöchentliche Kolumne über Gesundheit und Schönheit und Psychologie schrieb. Coras Freundinnen und Bekannte waren, gelinde gesagt, entsetzt. Eines Nachmittages im Herbst, als Viola und Cora gerade damit beschäftigt waren, Briefe für die Liga für Frauenwahlrecht zu adressieren, beging Cora den Fehler, Myras Namen zu erwähnen.
    »Was diese Frau getan hat, ist abscheulich«, zischte Viola und unterstrich jede einzelne Silbe, indem sie mit ihrem Stift scharf auf den Tisch klopfte. »Wenn sie mit ihrem Mann unglücklich war, ist es eine Sache, aber ich kann nicht verstehen, wie eine Frau ihre Kinder im Stich lassen kann. Theo kommt auf eine Militärakademie. Irgendeine Verwandte wird sich um die kleine June kümmern.« Sie hielt inne und unternahm einen schwachen Versuch, mit der Zunge den Rand eines Kuverts zu befeuchten. »Und Zana Henderson nimmt sie auch noch in Schutz! ›Verständnis zeigen‹, nennt sie es. Anscheinend wollte Madame Brooks nie eine Mutter sein. Sie wollte eine Autorin sein, eine Künstlerin, und hatte das Gefühl, sich lange genug verleugnet zu haben.« Viola schüttelte den Kopf, hielt inne und langte nach oben, um eine Haarnadel festzustecken, die aus ihrem Dutt gerutscht war. »Nun, ich habe dafür kein Verständnis. Vielleicht wollte Myra keine Mutter sein, aber sie ist es nun einmal und sollte sich dementsprechend verhalten. Ich weiß, dass Zana und Myra gute Freundinnen waren, aber an diesen Kindern ist ein Verbrechen begangen worden.«
    Cora schwieg. Viola war erzürnt, und das zu Recht. Andererseits wusste Cora, was sie wusste. Da ihr bewusst war, dass Viola sie beobachtete und eine Antwort erwartete, hielt sie in ihrer Arbeit inne.
    »Es ist wahr«, sagte sie schließlich. »Was Zana sagt, meine ich. Wenigstens hat Louise mir einmal dasselbe erzählt. Myra wollte keine Kinder, und sie war mit Leonard nicht glücklich.« Sie bemerkte Violas beleidigten Blick und schaute weg. »Aber ich finde auch, dass es sehr traurig ist. Theo und June tun mir schrecklich leid.«
    »Das kann man wohl sagen. Und es tut mir leid, aber ich verstehe all die Sympathie für diese Frau nicht. Ich begreife nicht, was an Leonard Brooks so schlimm ist, dass sie ihn verlassen musste. Auf mich hat er immer einen sehr anständigen Eindruck gemacht. Und er hat ein gutes Einkommen. Zana sagt, dass Myra sich darüber beklagt hat, wie ›fordernd und rücksichtslos‹ er ist, aber auf mich hat er nie so gewirkt. Alle, mit denen ich gesprochen habe, finden ihn ausgesprochen nett. Aber selbst wenn das stimmt, hätte sie es doch gemerkt, bevor sie ihn geheiratet hat! Wenn er wirklich so ein Unmensch ist, müsste es ihr doch aufgefallen sein.«
    »Glaubst du, sie hat vielleicht Sex gemeint?«
    Viola verstummte. Aber ihrem Gesichtsausdruck war deutlich anzusehen, dass Cora diese Frage nicht laut hätte aussprechen sollen.
    »Vielleicht hat Myra das gemeint.« Cora schichtete ihre Umschläge zu einem ordentlichen Stapel. »Vielleicht auch nicht. Aber falls es so ist, kann sie nicht gewusst haben, was ihr in dieser Beziehung bevorstand. Sie war noch sehr jung, als sie geheiratet hat. Mehr wollte ich damit nicht sagen.«
    Viola, deren Blick immer noch auf Cora ruhte, griff nach ihrem Stift. Ihre eingefallenen Wangen hatten sich leicht gerötet. »Meine Güte, Cora. Ich fasse nicht, was du da gerade gesagt hast.«
    Cora erwiderte nichts. Es wäre unklug, sich Zana Hendersons aussichtslosem Kampf zur Verteidigung oder wenigstens um Verständnis für Myras Verhalten anzuschließen. Cora wusste selbst nicht, warum sie sich überhaupt dazu geäußert hatte – sie mochte Myra Brooks nicht einmal. Aber schließlich war auch sie selbst eine blutjunge Braut gewesen, die nicht geahnt hatte, was auf sie zukam, wie sich die Ehe und die ehelichen Pflichten gestalten oder nicht gestalten würden. Cora war es gelungen, sich in Geheimhaltung zu flüchten, aber dieser Luxus war Myra nicht vergönnt

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