Das schmutzige Spiel Kommissar
vorhin, daß Sie sich als eine Art Richter fühlen, der geldgierige Mörder um die Früchte ihres Verbrechens bringt. Nun, ich bin nicht geldgierig . . . und ich bin auch keine Verbrecherin. Ihre Theorie erweist sich demnach als unhaltbar und verlogen. Sie wollen nicbt sühnen, sondern Sie wollen erpressen . . .!"
„Bei Ihnen liegen die Dinge möglicherweise anders", räumte Berger ein. „Wie gesagt: möglicherweise. Ich kann mich nicht auf Ihre Behauptung einlassen, daß Sie an dem Tod des Earl nur indirekt schuldig sind. Sie haben die Polizei belogen. Weshalb sollten Sie nun ausgerechnet mir gegenüber ehrlich sein? Immerhin geht es für Sie doch um siebzigtausend Pfund . . . und damit auch um das Erbteil Ihrer noch minderjährigen Tochter, nicht wahr? Nein, ich verspüre wenig Lust, mich mit Ihnen auf den Boden einer sophistisch eingefärbten Diskussion zu begeben. Ich fordere nur das Geld . . . und die Hand Ihrer Tochter!"
„Sie verlangen Unmögliches!"
„Was Ihnen jetzt noch unmöglich erscheint, kann schon morgen seine Erfüllung finden."
„Sie überschätzen meinen Einfluß. Clarissa ist ein sehr selbständig handelnder Mensch. Selbst wenn ich gewissenlos genug wäre, mich Ihrer Forderung zu beugen, wäre es mir doch unmöglich, meine Tochter in Ihrem Sinne zu beeinflussen."
„Das sehe ich ein. Ich wäre damit zufrieden, wenn Sie mir gestatteten, in Ihrem Haus zu verkehren."
„Nein. Ich werde mich niemals zum Handlanger Ihrer schmutzigen Pläne degradieren lassen."
„Warten wir ab."
„Ich warne Sie, Berger. Ich habe ein einziges Mal in meinem Leben aus Furcht vor der Verantwortung schwer gefehlt . . . es wird mir kein zweites Mal passieren. Ich werde nicht zögern, dieser Verfehlung eine furchtbare und viel schlimmere Tat folgen zu lassen, wenn es um das Wohl meines einzigen Kindes geht!"
„Soll das eine Drohung sein?"
Die Augen der Gräfin blitzten. „Ich sagte bereits, daß ich meinen Mann liebte. Ohne ihn hat mein Leben viel von seinem Sinn verloren. Jetzt bin ich nur noch für meine Tochter da. Wenn Sie versuchen sollten, diesen Lebensinhalt zu zerstören, werde ich mich zur Wehr setzen . . . und zwar mit allen Mitteln! Sie sind ein schmutziger, gemeiner Erpresser! Ich werde nicht zögern, Sie zu zerdrücken wie eine ekle Laus..."
Berger lachte. Das Lachen kam so frisch und unbefangen über seine Lippen, daß die Gräfin schockiert im Sprechen innehielt. Waren alle diese furchtbaren Worte wirklich von ihr ausgesprochen worden? Zu welchen Gedanken und Äußerungen vermochte sie dieser Mensch doch hinzureißen!
„Sie nehmen den Mund reichlich voll, Gnädigste", meinte Berger ungerührt. „Wollen Sie mich umbringen? Und wie, wenn ich fragen darf? Mit einer Pistole, mit einem Messer, mit Gift? Das wäre nicht gerade klug. Sie müssen damit rechnen, daß sich bei irgendeinem Notar mein Testament befindet . . . ein Testament, das nicht nur vier Mörder, sondern auch Sie an den Galgen liefern kann! Sie begreifen hoffentlich, daß sich ein Mann in meiner Lage gegen alle eventuellen Gefahren absichern muß."
Der Widerstand der Gräfin erlosch . . . wenigstens für den Augenblick. Ihre Glieder wurden schwer und steif. Die Tabletten, dachte sie mit bleiern schwimmenden Sinnen, die Schlaftabletten . . .
Berger ging zum Sofa und nahm den Trenchcoat von der Lehne. Während er hineinschlüpfte, sagte er: „Ich will Sie auch nicht länger über die Methode meines Eindringens in dieses Schloß im unklaren lassen. Es stimmt, daß ich durch den Eingang in der Nähe des Südturmes kam, ich vergaß jedoch zu erwähnen, daß ich die Tür durch eine winzige Sprengladung öffnete..."
Der Schuß, ging es der Gräfin durch den Kopf. Das war der Schuß, den Clarissa gehört hat! Berger verknotete den Mantel. „Ich ziehe mich jetzt zurück", sagte er. „Sie kennen meine Bedingungen. Sie gliedern sich in drei Punkte, und ihre Reihenfolge ist klar: übermorgen fünfzigtausend Pfund, in vier — oder acht — Wochen weitere zwanzigtausend Pfund . . . und zu einem noch näher zu bestimmenden Termin die Hand Ihrer schönen Tochter!"
Die Gräfin merkte, daß die letzten Worte nur wie durch einen zähen Nebel in ihr Bewußtsein drangen. Sie wollte etwas erwidern, aber die Zunge versagte ihr den Dienst.
„Ich erwarte Sie übermorgen, morgens um zehn Uhr, in der kleinen Teestube unweit der Birmingham Road in Kensington. Das Lokal heißt ,The Oie Tea Shoppe' und liegt in der schmalen Markwart Road, die von der
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