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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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oder?"
    Die Gräfin lief dunkelrot an. Sie ließ sich einen Kuß auf die Stirn drücken und sah zu, wie die Tochter, ohne sich nochmals umzuwenden, das Zimmer verließ. Wenig später rollte Clarissa durch Ridden Cross, um über die lange, schmale Zufahrtsstraße, die quer durch eine öde, trostlose Moorgegend führte, die Autostraße nach London zu erreichen.
    Sie fuhr so schnell, wie es die katastrophalen Wegverhältnisse und ihre eigene Sicherheit erlaubten. Trotzdem benötigte sie fast vier Stunden, um ihr Ziel zu erreichen. Als sie in einer Nebenstraße des Bezirks Kensington den Wagen abstellte, fiel ihr ein, daß sie noch immer lange Hosen trug. Das war nicht gut. Ein sportlich gekleidetes Mädchen fällt leicht auf. Aber jetzt war keine Zeit mehr, sich umzuziehen. Sie glitt aus dem Wagen und lief zwei Häuserblocks weiter. Dort bog sie in eine ruhige, schmale Straße ein. Sie ging geradewegs auf ein einstöckiges, weiß getünchtes Haus zu und stieg die Treppe hinauf. Als sie den Finger auf den Klingelknopf legen wollte, kam ihr zum Bewußtsein, daß sie drauf und dran war, einen entscheidenden Fehler zu begehen. Die Haushälterin! Es war zwar kaum anzunehmen, daß sie die Namen von Raynes Klientinnen kannte, aber sie würde der Polizei eine genaue Beschreibung der Besucherin geben können. In diesem Moment bemerkte Clarissa einen gelben Zettel, der zwischen die Scheibengardine und das Glas der Haustür geschoben worden war. In ungelenken Buchstaben stand darauf:
    „Bin 19 Uhr zurück."
    Clarissa blickte über die Schulter. Die Straße war menschenleer. Ein Auto älterer Bauart parkte am Rand des Bürgersteigs. Im Fond des Wagens saß ein Pudel, der sie aufmerksam beobachtete.
    Clarissa überlegte, ob es ratsam war, die eigenen Schlüssel durchzuprobieren. Noch während sie darüber nachdachte, entdeckte sie zu ihrem Erstaunen, daß die Tür nur angelehnt war. Sie schob die Tür zurück und huschte ins Innere. Einen Moment blieb sie atemlos in der dunklen, etwas muffigen Diele stehen. Nirgendwo vernahm sie ein Geräusch. Nur das gleichmäßige Ticken einer Uhr war schwach zu hören. Sie kannte den schmalen Korridor sehr genau, und sie wußte, wo sich das Arbeitszimmer des Geldverleihers befand. Vorsichtig drückte sie die Klinke herab und öffnete die Tür. Sie blieb stehen, unfähig, sich zu rühren.
    Am Schreibtisch saß ein Mann, der ihr den Rücken zuwandte. Clarissa wagte kaum zu atmen. Der Mann hatte eine offene Stahlkassette vor sich stehen, deren Inhalt . . . ein Bündel Papiere... er mit großer Sorgfalt prüfte. Ab und zu legte er etwas beiseite. Plötzlich wandte er sich mit einem Ruck um.
    Die beiden Menschen starrten sich einige Sekunden schweigend in die Augen. Dann lächelte der Mann und sagte: „Ich habe Sie erwartet!"
    „Sie sind . . . von der Polizei?"
    „Aber nein", sagte der Mann und schüttelte den Kopf. „Keineswegs. Wollen Sie nicht Platz nehmen?"
    Clarissa ließ sich wie betäubt auf dem nächstbesten Stuhl nieder. Sie war froh, sitzen zu können. Ihre Knie zitterten so stark, daß sie meinte, der Mann müsse es bemerken.
    Erst jetzt drang ihr ins Bewußtsein, was der Mann gesagt hatte. Ich habe Sie erwartet. Das war ungeheuerlich . . . einfach phantastisch. Woher konnte er wissen, daß sie die Absicht hatte, gewisse Papiere in Sicherheit zu bringen? Sie hatte den Fremden noch nie in ihrem Leben gesehen.
    „Sie sind nicht von der Polizei . . . und haben mich erwartet?" würgte sie hervor. „Sie sind doch nicht Mr. Raynes . . . oder sind Sie mit ihm verwandt . . . oder sein Mitarbeiter?"
    Der Mann schüttelte erneut den Kopf.
    „Ich wollte zu Mr. Raynes", sagte Clarissa tonlos.
    Um die Lippen des Mannes geisterte ein düsteres Lächeln.
    „Machen wir uns doch nichts vor", meinte er. „Sie wissen ganz genau, daß es keinen Menschen gibt, der jemals wieder Gelegenheit haben wird, mit Raynes zu sprechen."
    Clarissa, von einem plötzlichen Terror gepackt, wollte aufspringen und fliehen, aber eine seltsame Kraftlosigkeit hielt sie an ihren Platz gefesselt.
    „Sie sind . . . sein Mörder?"
    Der Mann ließ sich seufzend auf der Platte des Schreibtisches nieder. Die Füße stützte er auf den Querbalken des Stuhls, auf dem er eben noch gesessen hatte.
    „Nein nein", erwiderte er. „Damit habe ich nichts zu tun. Aber ich kenne den Mörder."
    „Wer ist es?"
    „Eine Frau."
    „Werden Sie Anzeige erstatten?"
    „Das kommt darauf an."
    „Worauf?“
    Der Mann zuckte mit den Schultern

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