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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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und sagte: „Die Frau, die ihn tötete, hat im Affekt gehandelt. Es wäre grausam, sie dem Henker auszuliefern. Trotzdem . . . schloß er zögernd.
    „Trotzdem?"
    „Ich muß mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Meine Entscheidung hängt von allerlei Dingen ab . . . nicht zuletzt von Ihrer Stellungnahme."
    „Von meiner Stellungnahme?" kam es ungläubig von Clarissas Lippen.
    „So ist es."
    Clarissa warf den Kopf in den Nacken. „Ich bin dafür, daß die Mörderin unter allen Umständen ihrer gerechten Strafe zugeführt wird!"
    „Unter allen Umständen?" fragte der Mann mit einem Lächeln, das Clarissa sehr zynisch und spöttisch dünkte.
    „Ja."
    „Auch wenn es Ihre eigene Mutter wäre?"
    „Wie . . . wie soll ich das verstehen?"
    „Wie es gemeint ist", sagte der Mann ruhig. Ihre Mutter ist Raynes Mörderin."
    Clarissa sprang auf. „Das ist nicht wahr!"
    „Ruhe, Ruhe!" bat der Mann und hob beschwörend beide Hände. „Nur nicht die Nerven verlieren . . . behalten Sie doch bitte Platz!”
    Clarissa fiel wie erschöpft auf den Stuhl zurück. „Sie sind ein Lügner!" stieß sie tonlos hervor.
    Der Mann beugte sich nach vorn. „Haben Sie Raynes nach Ridden Cross bestellt?"
    „Nein."
    „Na also! Das beweist, daß es nur Ihre Mutter gewesen sein kann. Oder glauben Sie, die Dienstboten wollten sich seiner zweifelhaften Geschäftsmethoden versichern?"
    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich weiß nur, daß Sie die Unverfrorenheit besitzen, meine Mutter des Mordes anzuklagen. Dabei sind Sie nicht einmal in der Lage, einen Beweis vorzubringen! Wer sind Sie überhaupt?"
    Mit den scharf geäußerten Worten fand Clarissa auch ihren Mut wieder. Herausfordernd blickte sie dem Mann in die Augen. Er nahm ein Bündel Papiere vom Schreibtisch und warf es ihr zu.
    „Hier", sagte er. „Die entwerteten Quittungen und Wechsel, die Ihre Unterschrift tragen. Deretwegen sind Sie doch sicher gekommen?"
    Clarissa fing die Papiere auf und blätterte in ihnen. Die Unterlagen waren vollzählig. Erleichtert barg sie das Bündel in ihrer Bluse. Dann schaute sie wieder den Mann an.
    „Lenken Sie nicht ab!" forderte sie. „Wie können Sie nur wagen, meine Mutter des Mordes zu bezichtigen? Sie wäre einer derartigen Tat nie fähig!"
    „Ich will Ihnen etwas sagen, meine Liebe", erwiderte der Mann. „Es ist doch so, daß Raynes Sie zu heiraten wünschte, nicht wahr?"
    „Ich habe seine Anträge nie ernst genommen."
    „Aber er... er meinte es doch sicher ganz aufrichtig?"
    „Das ist schon möglich. Vermutlich wollte er nicht mich, sondern mein Geld heiraten."
    „Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel", empfahl der Mann. „Sie sind ein außergewöhnlich schönes Mädchen. Raynes war sicher aufrichtig in Sie verschossen. Daß er nebenbei gern seine Hände auf das Clarkston- sche Vermögen gelegt hätte, versteht sich von selbst."
    „Ich bin nicht nach hier gekommen, um mir Ihre Phantastereien anzuhören."
    „Sie werden zugeben müssen, daß ich mich bemühe, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Ich will Ihre unberechtigten Vorwürfe der Erregung zugute halten, die Sie verständlicherweise empfinden müssen. Aber fahren wir fort, uns über Raynes höchst beklagenswerten Tod zu unterhalten . . . und natürlich auch darüber, wie es dazu kam, daß er auf so unehrerbietige Weise aus dem Leben scheiden mußte."
    Clarissa blickte den Sprecher an, um ausfindig zu machen, ob er mit ihr nur seinen
    grausamen Spaß trieb. Irgend etwas in seinem Wesen legte diese Vermutung nahe. Aber daneben war etwas in seiner Stimme . . . eine verhaltene Härte, eine düstere Entschlossenheit . . . die sie das Schlimmste befürchten ließ.
    „Ihre Mutter", fuhr der Mann fort, „ist eine einsame Frau. Haben Sie das noch nie bemerkt?"
    „Einsam?"
    „Gewiß. Sie lebt in einem entlegenen Schloß. Die einzigen Gesichter, denen sie täglich begegnet, gehören zu Leuten, die ihr nichts bedeuten können . . . ein paar Dienstboten, der Briefträger, und die Leute aus dem Dorf."
    „Mama kann jederzeit nach London ziehen."
    „Sie kann, aber sie will nicht. Sie wünscht nicht in dem Haus zu wohnen, wo sich jedes Bild, jedes Möbelstück und jeder Atemzug mit der Erinnerung an einen geliebten Mann verbinden."
    Clarissa blickte dem Sprecher in die Augen und grübelte darüber nach, was er von Mama wirklich wußte . . . und woher er es wußte.
    „Sie sagten, Sie hätten mich erwartet", sagte sie. „Woher wußten Sie, daß ich in dieses

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