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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Haus kommen würde?"
    „Der Gedanke lag nahe, daß Sie sich in den Besitz jener Unterlagen zu setzen versuchen, die Sie auf das schwerste belasten müssen. Ich konnte damit rechnen, daß Sie schnell handeln, um der Polizei zuvorzukommen."
    „Offensichtlich sind Sie aus dem gleichen Grund hier . . . um Unterlagen zu beseitigen, die Sie überführen könnten!"
    „Bleiben wir zunächst bei Ihnen . . . oder besser gesagt, bei Ihrer Frau Mutter. Sie ist in den letzten Jahren ein wenig weltfremd geworden. Sie hat, vermute ich, nur noch ein Ziel gekannt: sie wollte Ihre Liebe erringen. Jawohl, es kam ihr darauf an, für Sie etwas zu tun . . . aber Sie waren ein Mädchen, das sich nur für Gelegenheitsbesuche gewinnen ließ und in der Mutter nichts anderes sah, als eine nie versiegende Geldquelle."
    „Wie können Sie so etwas behaupten?"
    „Ich will", sagte der Mann, „in groben Umrissen die Entwicklung skizzieren, die zum Mord an Mr. Raynes führte."
    „Ich kann zwischen Ihren langatmigen Erklärungen und dem tatsächlichen Geschehen nicht den geringsten Zusammenhang entdecken."
    „Warten Sie ab. Das Bild wird sich rasch abrunden. Sie liehen sich also gelegentlich etwas von unserem tüchtigen Raynes . . . einem Mann, dessen ausgezeichnete Manieren nicht von ungefähr kamen. Er war der Sohn eines Industriellen, dem es einst gelang, viele Millionen anzusammeln. Als er starb . . . sehr plötzlich, wie ich weiß . . . war es Raynes nicht möglich, das Geld zusammenzuhalten. Er verlor fast alles davon und mußte ganz von vorn beginnen. Er verkaufte das Elternhaus und erwarb dieses recht bescheidene Gebäude. Mit dem verbliebenen Geld ließ er sich sodann auf Spekulations- und Verleihgeschäfte ein."
    „Warum erzählen Sie mir das?"
    „Es ist für Sie wichtig, zu wissen, daß Raynes den brennenden Wunsch verspürte, wieder in jene gesellschaftlichen Höhen vorzustoßen, aus denen ihn sein Leichtsinn so jäh gestürzt hatte. Er glaubte, daß eine Ehe mit Ihnen diesem Ziel dienlich wäre. Natürlich begriff er rasch, daß Sie davon nichts wissen wollten. Er sann auf einen Ausweg. Als er hörte, daß Ihre Frau Mutter in Ridden Cross ein ziemlich weltabgeschiedenes Dasein führt, hatte er eine Eingebung. Er beschloß, die Gräfin als Mittelsmann zu benutzen."
    „Entschuldigen Sie, wenn ich mich wiederhole . . . aber das alles klingt phantastisch!"
    „Raynes lebte von phantastischen Einfällen", meinte der Mann ruhig.
    Er sprach leise, kultiviert und in zusammenhängenden Sätzen. Clarissa hatte freilich das Gefühl, daß er mit einem Ohr ständig zur Straße hin lauschte, und sie vermutete, daß er das baldige Kommen der Polizei befürchtete. Der Gedanke an die Kriminalbeamten ließ Clarissa zusammenfahren. Man durfte sie hier keinesfalls ertappen!
    Sie stand auf. „Ich muß jetzt gehen", sagte sie nervös. „Ich habe keine Lust, mir Ihr Gerede noch länger anzuhören."
    Er durchschaute sie sofort. „Sie befürchten das Kommen der Polizei", sagte er und ließ sich vom Schreibtisch gleiten. „Ich lege auch keinen Wert darauf, die Bekanntschaft dieser Herren zu schließen. Es wird am besten sein, wir verlassen das Haus. Ich schlage vor, daß wir getrennt gehen . . . das erregt weniger Aufsehen."

„Ich lege keinen Wert auf Ihre Begleitung", bemerkte Clarissa spöttisch.
    Der Mann schloß die Kassette. Einige der Papiere schob er in die Tasche. Clarissa bemerkte, daß er den Schlüssel abzog und in der Hand behielt. Der Mann war dunkelhaarig und gut gewachsen. Zu der Sicherheit seines Auftretens gesellte sich die gepflegte, sorgsam aufeinander abgestimmte Garderobe. Er trug einen Flanellanzug, ein weißes Sporthemd mit abgerundeten Kragenecken, und eine dezent gemusterte Klubkrawatte.
    „Sie werden sich meine Begleitung schon gefallen lassen müssen", sagte er und ging zur Tür, um sie zu öffnen. „Oder wollen Sie Ihrer Mutter nicht helfen?"
    „Sie braucht keine Hilfe."
    „Dann kann ich also Anzeige gegen die Gräfin erstatten?"
    Clarissa kämpfte mit sich. Dann sagte sie: „Mein Wagen steht zwei Straßenzüge von hier entfernt in der Arvon Road. Es ist ein weißer MG mit schwarzem Hardtop. Sie können ihn nicht verfehlen."
    Dann ging sie an ihm vorbei durch den dunklen Flur und aus dem Haus. Als sie hinter dem Lenkrad ihres Wagens saß und nervös die Hände in ihrem Schoß knetete, dauerte es fünf Minuten, bevor er auftauchte und ohne Eile die Straße herabgeschlendert kam. Er sieht nicht übel aus, dachte sie

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