Das schmutzige Spiel Kommissar
widerstrebend zu.
„Meinen Sie wirklich, ich würde Ihre Mutter beschuldigen, wenn ich dazu nicht gute Gründe hätte?"
Clarissa schwieg. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. War es denn wirklich möglich, daß Mama . . .?
„Sie deuteten vorhin an, daß ich nicht besser sei als Raynes", fuhr der Mann fort. „Das stimmt. Ich will es nicht in Abrede stellen. Ich bin ein Abenteurer, ein Mann, der die Gefahr und den Nervenkitzel liebt. Ich habe leider oft genug die gerade Linie verlassen, die uns das Gesetz vorschreibt. Ich habe mich auch an Raynes Geschäften beteiligt und ich zögere nicht, zuzugeben, daß ich die Methode der Erpressung nicht ganz so verwerflich finde, wie uns das die gestrengen Sittenrichter weiszumachen versuchen. Was ist denn ein Erpresser? So etwas wie ein Kaufmann, der den Wert einer Information kommerziell ausnützt. Nichts weiter. Ich will Ihnen einen Vorschlag machen: Sie heiraten mich, und ich erkläre mich bereit, Ihre Mutter nicht anzuzeigen."
Clarissa starrte ihn an. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!"
„Warum nicht? Ihre Mutter hat einen Menschen umgebracht, um Sie vor diesem Menschen zu schützen. Jetzt ist es an Ihnen, ein ähnliches, wenn auch andersartiges Opfer zu bringen, um die Mutter nicht zu gefährden. Oder wollen Sie sie dem Henker ausliefern?"
„Sie sind total verrückt! Wenn es wirklich zutreffen sollte, daß meine Mutter in einem Anfall geistiger Umnachtung die Tat beging, hat sie es gewiß nicht getan, damit ein Erpresser die Stelle des anderen einzunehmen vermag!"
„Gewiß. Aber während die Gräfin noch das erste Mal Opfer einer impulsiven Reaktion wurde, kann sie unmöglich ein zweites Mal den Gegenstand ihres Hasses gewaltsam aus der Welt zu schaffen. Nein . . . sie wird mich als Schwiegersohn akzeptieren müssen."
Clarissa legte die feuchten Hände an die Schläfen und schloß die Augen. Das alles konnte doch nicht wahr sein! Aber selbst mit geschlossenen Augen konnte sie dem Terror nicht entrinnen, den die Nähe des Fremden in ihr auslöste. Der süßliche Duft seiner Zigarette stieg in ihre Nase, und der Klang seiner Stimme, die so furchtbare Dinge auszusprechen vermochte, hallte in ihr nach.
„Was verlangen Sie von mir?" hörte sie sich leise fragen.
„Daß Sie mich heiraten!"
Sie hob die Lider. „Was soll das für eine Ehe sein?" fragte sie tonlos. „Eine Gemeinschaft zwischen einem Erpresser und der Erpreßten? Was versprechen Sie sich davon?"
„Sie dürfen die Dinge nicht dramatisieren. Im Moment erscheine ich Ihnen wie die Verkörperung eines Ungeheuers. Aber ich habe auch meine Vorzüge. Ich kann charmant und liebenswert sein; ich bilde mir sogar ein, zu den Intellektuellen dieses Landes zu gehören. Sie werden in mir keinen bürgerlich-braven Mustergatten finden . . . aber Sie werden sich auch, niemals an meiner Seite langweilen müssen. Ich weiß genau, daß wir zueinander passen. Brausen Sie nicht auf! Abgesehen von meiner beklagenswerten Neigung, gelegentlich gegen die Gesetze zu verstoßen, bin ich ein wundervoller Gesellschafter . . . ein Partner von Format. Ich hoffe, Sie verzeihen mir das dick aufgetragene Eigenlob, aber ich bin nun mal überzeugt, daß wir über die gegenwärtigen Schwierigkeiten hinweg den Weg zum Glück finden könnten..."
„Mir ist, als müßte ich ersticken!" sagte sie. „Wie können Sie es wagen, von einem gemeinsamen Glück zu sprechen? Ich hasse Sie! Ich wäre nie bereit, Sie zu heiraten!"
„Auch dann nicht, wenn es um den Kopf Ihrer Mutter geht?"
„Ich weiß nicht ... ich weiß es wirklich nicht!"
„Vergessen Sie nicht, warum sie die Tat beging!"
„Ich kann und will jetzt nichts dazu sagen. Ich muß erst mit Mama sprechen."
„Das wäre eine Dummheit."
„Aha!" rief sie und blickte ihn triumphierend an. „Jetzt haben Sie sich verraten. Sie fürchten die Wahrheit!"
„So ist es nicht", meinte er gelassen. „Was erwarten Sie eigentlich? Ihre Mutter wird die Tat leugnen. Das ist klar. Oder sollte sie der eigenen Tochter gegenüber zugeben, etwas so Furchtbares getan zu haben? Dessen wäre sie nicht fähig. Es ist merkwürdig . . . den Menschen fällt es manchmal leichter, eine Untat zu begehen, als den Mut zu einem Geständnis aufzubringen. Das Schamgefühl der Menschen ist stärker entwickelt als jedes andere Empfinden. Das mag paradox klingen, entspricht aber der Wahrheit."
„Glauben Sie wirklich, ich würde Ihre wortreichen Behauptungen widerspruchslos akzeptieren?
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