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Das Schneemädchen (German Edition)

Das Schneemädchen (German Edition)

Titel: Das Schneemädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eowyn Ivey
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blieb.
    «So, Kind. Jetzt wird es kühler für dich. Fühlst du dich besser?»
    Die Augen des Kindes waren geweitet, aber es nickte.
    «Hast du auch einen Namen?», fragte Mabel. Jack runzelte die Stirn. Vielleicht bedrängte sie es zu sehr, aber sie konnte nicht anders. Sie wünschte sich sehnlich, das Kind fest zu halten und nicht mehr fortzulassen.
    «Ich bin Mabel. Das ist Jack. Wohnst du hier in der Nähe? Hast du Mutter und Vater?»
    Das Mädchen verstand offenbar, verzog aber keine Miene.
    «Wie heißt du?», fragte Mabel.
    Daraufhin stand die Kleine auf. Sie hatte den Mantel schon an, bevor sie an der Tür war.
    «Oh, geh nicht fort. Bitte», sagte Mabel. «Verzeih, wenn ich zu viele Fragen gestellt habe. Bitte bleib hier.»
    Doch das Mädchen war schon zur Tür hinaus. Sie wirkte nicht zornig oder ängstlich. Als sie in den Schnee trat, drehte sie sich zu Mabel und Jack um.
    Danke schön, sagte sie, und ihre Stimme klang wie eine leise Glocke in Mabels Ohren. Dann entschlüpfte sie in die Nacht, die langen blonden Haare wallten über ihren Rücken. Mabel blieb an der offenen Tür stehen, bis die kalte Luft um ihre Füße hereindrang.

Kapitel 13
    Dass das Mädchen ohne Ankündigung kam und verschwand, verunsicherte Jack. Ihr Verhalten, ihre Erscheinung hatten etwas Unwirkliches an sich – die bereiften Wimpern, der gerade Blick aus kühlen blauen Augen, die Art, wie sie unvermittelt zwischen den Bäumen auftauchte. In mancher Hinsicht war sie eindeutig ein Kind, klein und schmächtig, mit ihrem unterdrückten Gekicher, in anderer Hinsicht jedoch erschien sie gefasst und weise, als verfüge sie über einen Wissensschatz, der alles überstieg, was Jack je erfahren hatte.
    Eines Nachmittags, die Kleine hatte sich schon mehrere Tage nicht blickenlassen, schaute Garrett vorbei. Es war ein verschneiter Tag, selbst um Mittag war es kaum hell geworden, da kam der Junge vom Fluss heraufgeritten.
    «Tag!», rief er Jack zu. Er stieg ab und klopfte den Schnee von seiner Hutkrempe.
    Mehrmals schon hatte Garrett auf dem Heimweg von seiner Fallenstrecke bei ihnen haltgemacht. War der Tag erfolgreich gewesen, so zeigte er Jack seine Beute, um sich dann eine Stunde lang an seine Fersen zu heften. Er half beim Holzaufschichten und packte bei den Lagerkisten mit an. Manchmal stellte ihm Jack Fragen zur Jagd und zum Trapperhandwerk, doch meist brauchte er den Jungen nicht zum Erzählen aufzufordern. Seitdem sie gemeinsam im Wald den Elch zerlegt hatten, war Garrett verändert, als wollte er unbedingt mit Jack Freundschaft schließen. Er schien sogar seine Anerkennung zu suchen.
    «Hast du heute was gefangen?» Jack deutete mit dem Kopf zu Garretts Pferd.
    «Nichts. Mir ist ein Kojote durch die Lappen gegangen, der zu schlau war, in die Falle zu gehen. Eine ganz leichte Geruchsspur, irgendwas, das ihr Misstrauen weckt – und du kannst einpacken, sie machen einen weiten Bogen um die Falle. Manchmal denke ich, sie lassen sich schwerer fangen als alles …»
    Doch Jack hörte nicht zu. Über Garretts Schulter hinweg, durch die rieselnden Schneeflocken hindurch, hatte er die Kleine entdeckt, die am Waldrand hinter einer dicken Pappel hervorlugte.
    «Ist da was?» Garrett folgte Jacks Blick, doch das Mädchen war verschwunden.
    «Schien mir so», sagte Jack. «Aber meine Augen werden wohl alt.»

    Als Jack am nächsten Tag im Hof allein war, kam die Kleine still herbei, setzte sich auf einen Baumstumpf und schaute ihm bei der Arbeit zu. Ein paarmal öffnete sie den Mund, als wolle sie etwas sagen, schwieg dann aber.
    Jack war überzeugt, dass sie zu ihren Besuchen mehr veranlasste als einfach Neugierde oder Hunger. Ihm schien etwas wie Kummer oder Erschöpfung dahinterzustecken; die Haut unter ihren Augen schimmerte dunkel und verletzlich.
    Mabel bohrte beim Abendessen immer wieder bei dem Mädchen nach und flocht Fragen ein, die unbeantwortet blieben; Jack hingegen wartete ab und beobachtete sie. Irgendwann würde sie schon mit der Sprache herausrücken, und bis dahin wollte er sich einfach freuen, dass sie da war. Nur ganz selten kam sie bis in die Blockhütte, und immer weigerte sie sich, über Nacht zu bleiben. Doch sie brachte kleine Geschenke mit: das weiße Hermelinfell, das Körbchen voller Beeren, eine Äsche, fertig ausgenommen für die Pfanne. Jack begriff, dass der erwürgte Schneeschuhhase vor der Tür ebenfalls eines ihrer Geschenke gewesen war. Nun tat es ihm leid, dass er ihn in den Wald geworfen hatte.

    Dann kam

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