Das schoenste Geschenk
ihren Augen, bevor sie tief aufseufzte.
»Okay.« Das letzte Fünkchen Hoffnung, die Esszimmergarnitur ihrer Großmutter doch behalten zu können, schwand. »Na gut, wenn es sein muss, dann erledigen wir es besser gleich. Das Wetter kann jeden Tag umschlagen.« Sie brachte ein halbherziges Lächeln zustande. »Ich möchte schließlich nicht, dass mein erster Kunde durch die Verandaplanken fällt.«
»Sharon.« Mit ernstem Gesicht stellte Victor sich vor sie hin. Da sie auf der obersten Treppenstufe saß, befanden sich ihre Gesichter fast auf gleicher Höhe. Ihr Blick war direkt und offen. Trotzdem zögerte Victor einen Moment, bevor er weitersprach. »Wie viel Geld haben Sie?«, fragte er dann rundheraus.
»Es reicht zum Leben.« Und als er sie nur stumm ansah, fügte sie etwas verlegen hinzu: »Gerade so eben. Aber ich werde schon über die Runden kommen, bis mein Geschäft den ersten Gewinn abwirft.«
Wieder zögerte Victor. Er hatte sich vorgenommen, sich nicht in diese Sache hineinziehen zu lassen. Doch jedes Mal, wenn er Sharon sah, verstrickte er sich mehr. »Ich möchte nicht die gleichen Töne anschlagen wie Ihr Freund«, sagte er.
»Dann unterlassen Sie es«, unterbrach Sharon ihn schnell. »Und er ist nicht mein Freund.«
»Okay.« Nachdenklich blickte er in seinen Teebecher. Wie konnte er Geld von einer Frau annehmen, die jeden Cent umdrehen musste? Er trank einen Schluck Tee und überlegte, wie er ihr ausreden konnte, ihm einen Stundenlohn zu zahlen. »Sharon, was mein Gehalt angeht …«
»Oh Victor, ich kann es im Moment nicht erhöhen.« Verzweifelt schaute sie ihn an. »Später, wenn mein Geschäft erst einmal läuft …«
»Nein.«
Verlegen und verärgert legte Victor ihr die Hand auf den Arm. »Ich wollte Sie nicht um eine Lohnerhöhung bitten.«
»Aber …« Sie hielt inne. Sharon dachte daran, wie er sie nach dem Kuss in der Küche verlassen hatte, und glaubte verstanden zu haben, was er meinte. Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. Hastig stellte sie ihren Teebecher ab und stand auf. »Das ist furchtbar nett von Ihnen«, stammelte sie, während sie sich ein paar Schritte von ihm entfernte. »Aber es ist wirklich nicht notwendig. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich …« Sie brach ab und blickte abwesend zu den Bergen hinüber.
Im Stillen verfluchte sich Victor. Er ging zu ihr hinüber und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Hören Sie, Sharon …«
»Nein, bitte.« Abrupt drehte sie sich zu ihm um. Noch immer schimmerten ihre Augen feucht. »Es ist sehr lieb von Ihnen, mir das anzubieten.«
»Nein, das ist es nicht«, erwiderte Victor knapp. »Aber Sharon, verstehen Sie denn nicht? Es ist nicht das Geld …«
»Sie sind wirklich ein sehr netter Mann«, unterbrach sie ihn. Impulsiv schlang sie die Arme um seine Taille und legte ihr Gesicht an seine Brust.
Victor verstrickte sich immer tiefer in das Chaos seiner Gefühle. »Nein, das bin ich nicht«, sagte er leise. Obwohl er sie von sich stoßen und einen Ausweg aus der Situation finden wollte, legte er ihr erneut die Hände auf die Schultern. Und ohne dass er es merkte, spielte er mit ihrem Haar.
Nein, er konnte Sharon nicht wegstoßen. Nicht, wenn sie ihre kleinen festen Brüste an ihn presste und er ihre blonden Locken um seine Finger kringelte. Wie weich ihr Haar war – wie Seide. Das Verlangen nach ihr übermannte ihn. Er barg sein Gesicht in ihrem Haar und flüsterte ihren Namen.
Irgendetwas in seinem Ton, die leise Verzweiflung, die sie herauszuhören glaubte, erweckte Sharons Mitgefühl. Sie spürte seinen Kummer. Sie schmiegte sich enger an Victor, während sie beruhigend seinen Rücken streichelte. Bei dieser Berührung war es um Victors Beherrschung geschehen. Mit einer einzigen schnellen Bewegung bog er ihren Kopf zurück und presste seinen Mund auf ihre Lippen.
Sharon empfand zunächst nur Angst. Doch dann packte auch sie wilde, elementare Leidenschaft, und heftig erwiderte sie seinen Kuss.
Nichts und niemand hatte sie je an diesen Punkt gebracht, in jenes wahnsinnige Begehren, jenes unerträgliche Verlangen getrieben. Als er sie zart in die Unterlippe biss, stöhnte sie vor Erregung auf. Nicht eine Sekunde lang war es ihr in den Sinn gekommen, ihn von sich zu weisen. Sie wusste, dass sie zu ihm gehörte.
Seine Erregung brachte ihn fast um den Verstand. Er musste sie berühren, die Geheimnisse ihres zierlichen Körpers erforschen. Stundenlang hatte ihn in der vergangenen Nacht das
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