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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Lack umzurühren. Ein- oder zweimal schaute sie zum Feldweg hinüber und fragte sich, wann sie wohl von Victor hören würde. Dann nahm sie ihren Eimer und den Pinsel und ging ans äußere Ende der Veranda, wo sie sich auf den Boden kniete, um mit der Streichaktion zu beginnen.
    Als Victor etwas später auf ihr Haus zuging, blieb er am Ende des Feldwegs stehen und beobachtete Sharon eine Weile. Sie hatte fast ein Drittel der Veranda gestrichen. Ihre Arme waren übersät mit weißen Farbspritzern, das Kofferradio plärrte in voller Lautstärke, und während sie laut mitsang, wiegte sie die Hüften im Takt der Musik. Dabei spannten sich die dünnen Shorts über ihrem kleinen runden Po. Dass sie ihrer Beschäftigung mit wahrer Hingabe nachging, war ebenso offensichtlich wie ihr mangelndes Talent. Als Sharon sich über den Eimer beugte und dabei mit beiden Händen die frisch gestrichenen Holzbohlen berührte, lächelte er belustigt. Sie schimpfte vor sich hin und wischte dann nachlässig die Hände am Hosenboden ab.
    »Hatten Sie nicht gesagt, Sie könnten streichen?«, bemerkte Victor, als er herantrat.
    Erschrocken fuhr Sharon herum. Dabei hätte sie fast den Eimer mit der Farbe umgestoßen. Fröhlich lächelte sie zu ihm auf. »Ich habe nie behauptet, dass ich besonders talentiert auf diesem Gebiet bin«, gab sie zurück. »Sind Sie gekommen, um mich bei der Arbeit zu beaufsichtigen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dazu ist es leider wohl etwas zu spät.«
    Sharon hob die Brauen. »Es wird sehr gut aussehen, wenn ich erst einmal fertig bin.«
    Victor zog es vor, sich dazu nicht zu äußern. »Ich habe Ihnen aufgeschrieben, was ich an Material brauche. Und ich muss noch ein paar Räume ausmessen.«
    »Das ging aber schnell.« Sie beugte sich vor, um das Radio leiser zu stellen. »Es gibt noch ein Problem«, sagte sie. »Die vordere Veranda.«
    Victor blickte auf die mehr schlecht als recht gestrichenen Holzplanken. »Haben Sie die etwa auch gestrichen?«
    Sharon verzog das Gesicht. »Nein.«
    »Gott sei Dank. Was hielt Sie davon ab?«
    »Sie fällt auseinander. Vielleicht wissen Sie, was ich dagegen unternehmen kann. Oh, schauen Sie!« Aufgeregt fasste sie ihn bei der Hand, während sie auf eine Wachtelfamilie deutete, die im Gänsemarsch durchs Gras marschierte. »Das sind die ersten Wachteln, die ich seit meiner Rückkehr aus der Stadt sehe.« Fasziniert beobachtete sie die Vögel, bis sie außer Sichtweite waren. »Es gibt auch Rehe hier. Ich habe Spuren gesehen, aber leider noch kein Tier zu Gesicht bekommen.« Plötzlich fiel ihr ein, dass ihre Hand mit weißer Farbe beschmiert war. »Oh Victor, entschuldigen Sie!«, rief sie erschrocken. »Haben Sie Farbe abbekommen?«
    Statt einer Antwort hob er die Hand hoch und betrachtete seine weiße Handfläche.
    »Es tut mir wirklich leid«, brachte sie unter Lachen hervor. »Warten Sie.« Mit dem Rand ihres T-Shirts wischte sie über seine Handfläche. Dabei zeigte sich ein Stück weiche helle Haut.
    »So reiben Sie die Farbe erst richtig hinein«, bemerkte Victor, der sich die größte Mühe gab, nicht dauernd auf ihre nackte Taille zu schauen.
    »Es geht ganz leicht ab«, versicherte Sharon, die noch immer lachen musste. »Ich habe bestimmt irgendwo Terpentin.« Obwohl sie sich bemühte, es zu unterdrücken, brach sie erneut in Gekicher aus. »Es tut mir so leid«, versicherte sie und lehnte den Kopf an seine Brust. »Wenn Sie mich nicht so komisch anschauen würden, müsste ich auch nicht lachen.«
    »Wie schaue ich Sie denn an?«
    »Geduldig.«
    »Und das bringt Sie zum Lachen?« Wieso fiel ihm ausgerechnet in diesem Moment ein, dass ihr Mund nach Honig schmeckte? War es, weil ihm der zarte Duft ihres Haares in die Nase stieg?
    »Viel zu viele Dinge bringen mich zum Lachen«, gab sie zu. Sie richtete sich auf und holte tief Luft, ließ jedoch die Hand auf seiner Brust liegen.
    Plötzlich merkte Sharon, dass Victor seine Hände auf ihre Arme gelegt hatte und mit dem Daumen ihre nackte Haut streichelte, während er sie mit rätselhaftem Gesichtsausdruck beobachtete. Sie schaute zu ihm auf. Er schien sich seiner vertraulichen Geste gar nicht bewusst zu sein. Ihr erster Impuls war, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn zu küssen. Sie begehrte ihn, und sie spürte, dass auch er so empfand. Doch eine innere Stimme warnte sie davor, den ersten Schritt zu tun. Stattdessen blieb sie unbeweglich stehen. Ruhig und offen schaute sie ihm in die Augen. Zu verbergen hatte nur

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