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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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enger an sich, gab ihre Lippen nicht frei. Er wollte diesen innigen Moment nicht zerstören. Gefühle stürmten auf ihn ein, Gefühle, die er sich viel zu lange versagt hatte. War es möglich, dass diese Frau all die Jahre auf ihn gewartet hatte, um ihn von seiner Verbitterung und seinem Misstrauen zu befreien und ihm den Weg zu ihrem Herzen zu weisen?
    Victor drückte sie an seine Brust, als hätte er Angst, sie könne plötzlich verschwinden. Ob er sich noch einmal verlieben konnte? Oder war es zu spät dazu? Er schloss die Augen und legte seine Wange auf ihr Haar.
    Sollte er das Risiko eingehen und Sharon sagen, wer er war? Aber wenn er es ihr jetzt sagte, dann würde er nie ganz sicher sein, ob sie – falls sie sich für ihn entschied – ihn einzig um seinetwillen liebte. Victor zögerte. Das erste Mal in seinem Leben war er nicht fähig, eine Entscheidung zu treffen. Schon allein das schockierte ihn.
    »Sharon«, sagte er und schob sie ein Stückchen von sich weg, um sie auf die Brauen zu küssen.
    »Ja, Victor.« Lachend gab sie ihm einen unbefangenen freundschaftlichen Kuss. »Du siehst so ernst aus.«
    »Ich möchte heute mit dir zu Abend essen.«
    Sharon strich sich das windzerzauste Haar aus dem Gesicht. »Gut. Ich werde uns etwas kochen.«
    »Nein, ich möchte dich zum Essen einladen.«
    »Einladen?« Sharon runzelte die Stirn. Sie wollte nicht, dass er für sie Geld ausgab.
    Victor, der ihren Gesichtsausdruck missverstand, glaubte, dass sie Hemmungen hatte, in ihren alten Cordhosen in ein Restaurant zu gehen. »Es muss ja nichts Besonderes sein«, erklärte er. »Wie du schon sagtest, wir haben wochenlang nur gearbeitet und uns nichts gegönnt.« Er strich mit dem Handrücken über ihre Wange. »Komm mit mir.«
    Sie lächelte ihn an. »Ich weiß ein nettes kleines Lokal ganz in der Nähe. Das wird auch dir bestimmt gefallen.«
    Sharon hatte das entlegene Restaurant gewählt, weil es billig war und sie einmal nach dem Schulabschluss als Kellnerin dort gearbeitet hatte, um sich das Geld fürs College zu verdienen. Nachdem sie in einer engen Nische an einem unbequemen Tisch Platz genommen hatten, warf sie Victor einen verschmitzten Blick zu.
    »Ich wusste, es würde dir gefallen«, sagte sie.
    Victor betrachtete die grellen Gemälde in den Kunststoffrahmen, die ringsum an den Wänden hingen. Starker Zwiebelgeruch zog durch die Gaststube. »Das nächste Mal suche ich ein Restaurant aus«, bemerkte er trocken.
    »Früher gab es hier immer tolle Spaghetti. Donnerstags konnte …«
    »Es ist aber nicht Donnerstag«, erinnerte Victor sie. Zögernd öffnete er die in Plastik eingeschweißte Speisekarte. »Möchtest du Wein trinken?«
    »Wir könnten nach nebenan gehen und uns eine Flasche für zwei Dollar kaufen.«
    »Ist das ein guter Jahrgang?«
    »Ganz frisch, von letzter Woche«, versicherte sie lachend.
    »Lass uns lieber hier unser Glück versuchen.«
    »Ich werde Chili essen«, verkündete Sharon.
    »Chili?« Misstrauisch beäugte Victor die Speisekarte. »Ist das denn gut hier?«
    »Oh nein!«
    »Warum isst du es …« Er unterbrach sich, als er sah, dass Sharon ihr Gesicht hinter der Speisekarte versteckt hatte. »Sharon, was ist los?«
    »Sie sind gerade hereingekommen«, zischte sie und wagte einen schnellen Blick zum Eingang.
    Neugierig folgte Victor ihrer Blickrichtung. Am Eingang entdeckte er Carl Trainer mit einer Brünetten in einem biederen braunen Kostüm. Im ersten Augenblick reagierte er verärgert.
    Er wandte sich wieder Sharon zu, die sich noch immer hinter ihrer Speisekarte versteckt hielt.
    »Sharon, ich weiß, dass dich sein Anblick aus der Fassung bringt. Aber du wirst ihm immer wieder begegnen.« Er hörte einen gedämpften Laut hinter der Speisekarte und griff mitfühlend nach ihrer Hand. »Wir können woanders hingehen. Doch du kannst das Lokal nicht verlassen, ohne dass er dich sieht. Also hör auf, dich zu verstecken.«
    »Es ist Laurie Martin.« Heftig drückte sie Victors Hand. Er erwiderte ihren Händedruck, wütend, dass sie noch immer einem Mann Gefühle entgegenbrachte, der sie so verletzt hatte.
    »Sharon, du musst diese Situation durchstehen. Du darfst dich nicht vor ihm blamieren.«
    »Ich weiß. Aber es fällt mir so schwer.« Vorsichtig lugte sie hinter der Speisekarte hervor. Im selben Moment sah er, dass nicht unterdrücktes Schluchzen sie schüttelte, sondern haltloses Lachen. »Sobald er uns sieht«, flüsterte sie, »wird er an unseren Tisch kommen und höfliche

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