Das schoenste Geschenk
aus seiner Umarmung.
»Willst du irgendwohin gehen?«
»Nach Hause«, erklärte sie großspurig. »Du kannst dein Geschirr selbst abwaschen.«
Er seufzte. »Ich glaube, ich muss wieder zu drastischen Maßnahmen greifen.«
Weil sie ahnte, was auf sie zukam, ging Sharon sofort in Abwehrstellung. »Wenn du mich wieder über die Schulter wirfst, bist du deinen Job los.«
Victor ergriff sie um die Knie und hob sie mühelos hoch. »Was hältst du davon?«
Sharon legte die Arme um seinen Hals. »Das ist besser«, gab sie widerwillig lächelnd zu. Sie schaffte es einfach nicht, bei ihm ernst zu bleiben.
»Und davon?« Sein Kuss, der zunächst zart und behutsam war, wurde immer stürmischer.
»Viel besser«, flüsterte sie, während er sie aus der Küche trug. »Wo gehen wir hin?«
»Nach oben. Ich will mein Hemd zurückhaben.«
10. K APITEL
»Ja, natürlich kann man sie mit einem Stromkabel ausrüsten«, meinte Sharon, während sie mit der Fingerspitze über den Porzellanfuß eines zierlichen Öllämpchens strich.
»Fabelhaft!« Mrs. Trip, Sharons Kundin, nickte begeistert. »Mein Mann wird das schon machen. Er ist sehr geschickt mit elektrischen Dingen.«
Sharon zwang sich zu einem Lächeln. Es brach ihr das Herz, dass jemand an der süßen kleinen Lampe herumbasteln wollte. »Wissen Sie«, unternahm sie einen geschickten Versuch, Mrs. Trip von ihrem Vorhaben abzubringen, »eigentlich ist es ganz praktisch, eine Öllampe im Haus zu haben. Sie könnten ja einmal einen Stromausfall haben.«
»Nun ja«, meinte Mrs. Trip nachsichtig. »Aber wissen Sie, für so eine Situation habe ich immer Kerzen im Haus. Ich will dieses Lämpchen direkt neben meinen Schaukelstuhl stellen. Dort sitze ich abends immer mit meiner Handarbeit.«
Obwohl sie an der Lampe eine hübsche Summe verdienen konnte, bemühte sich Sharon, die alte Dame von dem Kauf abzubringen. »Wenn Sie wirklich eine elektrische Lampe brauchen, Mrs. Trip, dann kaufen Sie doch lieber eine gute Reproduktion. Die wäre viel billiger.«
Mrs. Trip lächelte milde. »Aber das wäre ja dann keine Antiquität, oder? Können Sie mir die Lampe in eine Schachtel packen?«
»Ja, natürlich«, meinte Sharon etwas betreten. Während sie die Quittung ausschrieb, tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass sie von dem Verkaufserlös eine ihrer vielen Rechnungen bezahlen konnte.
»Oh, das habe ich ja gar nicht gesehen.«
Sharon blickte auf. Mrs. Trip bewunderte gerade ein kobaltblaues Teeservice mit Goldrand. »Es ist wunderschön, nicht wahr?«, meinte sie und biss sich gleich darauf auf die Unterlippe, als die Dame die kleine Zuckerdose befingerte.
Sie sah, wie Mrs. Trip die Brauen hob, als sie das Preisschildchen auf der Unterseite der Dose entdeckte.
»Ich kann das Service nur komplett verkaufen«, sagte Sharon fast entschuldigend, weil sie wusste, dass einem Käufer, der nichts von altem Porzellan verstand, der Preis unverhältnismäßig hoch erscheinen musste. »Es ist spätes neunzehntes Jahrhundert und …«
»Ich muss es haben«, unterbrach Mrs. Trip entschlossen Sharons Ausführungen. »Es ist genau das Richtige für mein Eckschränkchen.« Sie lächelte die erstaunte Sharon verschwörerisch an. »Ich werde meinem Mann erklären, dass er mir gerade mein Weihnachtsgeschenk gekauft hat.«
»Ich könnte es Ihnen in Geschenkpapier einpacken«, schlug Sharon vor, worauf Mrs. Trip begeistert zustimmte.
»Sie haben einen bezaubernden Laden«, bemerkte die alte Dame, während Sharon das Service einpackte. »Ich bin nur hier herausgefahren, weil ich das Hinweisschild an der Straße so hübsch fand. Eigentlich hatte ich eine alte Scheune mit Trödel erwartet. Sie haben das wirklich alles sehr geschmackvoll gemacht. Und vor allem das kleine Museum ist so nett. Eine reizende Idee. Wenn ich das nächste Mal in diese Gegend fahre, werde ich meinen Neffen mitbringen. Sind Sie verheiratet, Liebes?«
Sharon warf ihr einen belustigten Blick zu. »Nein.«
»Er ist Arzt«, erklärte Mrs. Trip. »Internist.«
Sharon räusperte sich. »Wie schön«, bemerkte sie höflich. »Sie sind bestimmt stolz auf ihn.«
»Ja«, sagte Mrs. Trip wehmütig. »Es ist ein Jammer, dass er noch nicht das richtige Mädchen gefunden hat. Ich werde auf jeden Fall noch einmal mit ihm vorbeikommen.« Ohne mit der Wimper zu zucken, schrieb sie den Scheck aus.
Es fiel ihr nicht leicht, doch Sharon schaffte es, ernst zu bleiben. Erst als die Tür hinter ihrer Kundin zufiel, fing sie herzlich an zu
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