Das schoenste Geschenk
mich, dass du es so siehst, Sharon. Ich hatte schon befürchtet, du …« Sie errötete. »Weißt du, Carl ist ein so wunderbarer Mann.«
Sie meint es wirklich ernst, dachte Sharon überrascht. Sie scheint ihn tatsächlich zu lieben.
Plötzlich schämte sie sich ein wenig. Zugleich fand sie die ganze Geschichte unheimlich komisch. »Ich hoffe, ihr werdet glücklich miteinander, Laurie«, sagte sie herzlich.
»Das werden wir.« Laurie strahlte sie an. »Und ich kaufe diesen Tisch«, setzte sie fast übermütig hinzu.
»Nein«, verbesserte Sharon, »ich schenke ihn dir. Betrachte ihn als Hochzeitsgeschenk.«
Vor Erstaunen blieb Laurie der Mund offen stehen. »Oh, das kann ich nicht annehmen. Er ist viel zu teuer.«
»Laurie, wir kennen uns schon so lange, und Carl war einmal ein wichtiger Teil meiner …« Sie suchte nach dem richtigen Ausdruck. »… meiner Jugendjahre«, beendete sie schließlich den Satz. »Ich möchte ihn euch beiden schenken.«
»Danke … vielen Dank.« Sharons Großzügigkeit verblüffte Laurie. »Carl wird sich sehr freuen.«
»Keine Ursache.«
Sharon musste über Lauries Verwirrung lächeln. »Soll ich dir helfen, ihn zum Wagen zu tragen?«
»Nein, nein, das schaffe ich schon allein.« Laurie nahm den kleinen Tisch und ging zur Tür, wo sie unsicher einen Moment stehen blieb. »Sharon, ich halte dir die Daumen, dass dein Laden ein großer Erfolg wird. Das meine ich ganz ehrlich. Und jetzt muss ich gehen. Auf Wiedersehen, Sharon.« Damit ging sie freudestrahlend zu ihrem Auto.
»Mach’s gut, Laurie.« Lächelnd stand Sharon in der Ladentür.
Im nächsten Moment hatte sie Laurie und Carl vergessen. In knapp einer Stunde würde Victor kommen. Sie musste sich sehr beeilen, wenn sie bis dahin das Essen auf dem Tisch haben wollte.
Sharon wollte gerade die Tür zum Museum abschließen, da hörte sie einen Wagen kommen. Geschäft ist Geschäft, sagte sie sich seufzend. Wenn Victor Nachtisch essen wollte, dann musste er sich eben mit Gebäck aus Donnas Laden zufriedengeben. Sie setzte ihr strahlendes Kunden-Lächeln auf und öffnete die Ladentür. Doch kaum sah sie, wer draußen stand, da schwand das Lächeln, und sie wurde kreidebleich.
»Anne«, sagte sie mit erstickter Stimme.
»Darling!« Ihre Mutter beugte sich hinab, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. »Was für eine Begrüßung! Man könnte ja fast den Eindruck gewinnen, du freust dich gar nicht über meinen Besuch.«
Sharon bemerkte auf den ersten Blick, dass ihre Mutter sich kaum verändert hatte. Sie sah noch genauso zauberhaft aus, wie sie sie in Erinnerung gehabt hatte. Ihr blasses herzförmiges Gesicht war ohne eine Falte, ihre Augen strahlten noch immer in jenem tiefdunklen Blau, und ihr Haar besaß den gleichen goldblonden Schimmer wie früher. Sie trug eine teure Fuchsjacke und Seidenhosen, die bei dem kalten Winterwetter äußerst fehl am Platz wirkten. Wie immer empfand Sharon bei ihrem Anblick Liebe und Abneigung zugleich.
»Du siehst wunderbar aus, Anne«, sagte sie höflich.
»Oh, vielen Dank. Dabei muss ich nach der schrecklichen Fahrt vom Flughafen hier heraus doch furchtbar aussehen. Sharpsburg liegt ja wirklich am Ende der Welt. Sharon, Liebling, wann wirst du dir endlich eine anständige Frisur zulegen?« Sie warf einen kritischen Blick auf Sharons Lockenmähne, bevor sie an ihr vorbei ins Haus ging.
»Ich kann einfach nicht verstehen … oh mein Gott, was hast du denn hier angestellt?« Fassungslos blickte sie sich in Sharons kleinem Museum um. Dann lachte sie ihr glockenhelles Lachen und stellte ihre teure Lederhandtasche ab. »Erzähl mir jetzt bitte nicht, dass du in unserem Wohnzimmer ein Kriegsmuseum eröffnet hast. Es ist einfach nicht zu glauben.«
Sharon kam sich auf einmal ziemlich töricht vor. »Hast du das Hinweisschild nicht gelesen?«, fragte sie verlegen.
»Ein Schild? Nein, das muss ich übersehen haben. Sharon, was hat das alles zu bedeuten?«
Entschlossen straffte Sharon die Schultern. Sie hatte nicht vor, sich von ihrer Mutter einschüchtern zu lassen. »Ich habe ein Geschäft eröffnet«, sagte sie mutig.
»Aber das kann doch nicht wahr sein!« Lachend betrachtete Anne die zerbeulte Trompete, die in einem der Schaukästen lag. »Und was soll aus deinem Beruf werden?«
»Den habe ich aufgegeben.«
»Nun, daraus kann ich dir keinen Vorwurf machen. Der Job als Lehrerin muss ja schrecklich langweilig gewesen sein. Aber warum bist du zurückgekommen, um dich in
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