Das schoenste Geschenk
Abklingen der Erregung. Liebevoll strich Victor über ihren Arm, der so schmal war, dass er ihn mit Daumen und Zeigefinger umfassen konnte. »Du bist so zerbrechlich«, flüsterte er. »Ich wollte dir nicht wehtun.«
Sharon strich ihm durchs Haar. »Hast du das denn getan?«
Er lachte. »Sharon, du machst mich verrückt. Normalerweise gehe ich nicht so unsanft mit Frauen um.«
»Ich glaube, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, mir von deinen Frauen zu erzählen.«
Er stützte sich auf den Ellbogen und schaute auf sie hinab. »Soll ich dir lieber erzählen, dass du mich in einen Rausch der Leidenschaft treibst?«
»Absolut.«
»Es scheint sogar zu stimmen«, sagte Victor leise.
Sie lächelte ihn an. »Wäre es dir lieber, ich täte es nicht?«
»Nein«, sagte er bestimmt und verschloss ihr mit einem Kuss den Mund.
»Schließlich machst du mit mir dasselbe. Da ist es nur fair, wenn ich mich revanchiere.«
Er sah sie so gern mit diesem sinnlichen Ausdruck im Gesicht. Ihre Augen schimmerten, und ihre Lippen waren rot und geschwollen. Das Kaminfeuer warf einen flackernden rötlichen Schein auf ihr Gesicht. »Mir gefällt deine Logik«, sagte er. Behutsam fuhr er mit der Fingerspitze die Linien ihres Gesichts nach. Dabei stellte er sich vor, wie es sein würde, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen.
Sharon hielt seine Hand fest und zog sie an ihre Lippen. »Ich liebe dich«, sagte sie zärtlich. Sie kuschelte sich an ihn. »Das Feuer geht langsam aus«, murmelte sie.
»Mhm.«
»Victor.« Sie hob den Kopf, um ihn anzuschauen. Er hatte die Augen geschlossen. »Du wirst jetzt nicht einschlafen! Ich habe Hunger!«
»Mein Gott, die Frau ist unersättlich«, seufzte er. Dann umfasste er ihre Brust. »Wenn du mich ein wenig anregst, kann ich vielleicht die Energie dazu aufbringen.«
»Ich will mein Abendessen«, sagte sie fest, ließ sich jedoch seine Liebkosungen willig gefallen. »Du wirst die Suppe aufwärmen.«
»Oh.« Victor schien einen Moment nachzudenken. Dann setzte er sich auf und zog seine Jeans an. Bevor er das Zimmer verließ, beugte er sich noch einmal zu ihr hinab, um sie flüchtig auf den Mund zu küssen. »Du kannst unterdessen einen Holzscheit ins Feuer werfen«, meinte er.
Nachdem Victor in die Küche gegangen war, blieb Sharon noch einen Moment liegen, um ein wenig vor sich hinzuträumen. Sie wickelte sich fester in Victors Flanellhemd. Liebte Victor sie tatsächlich so sehr? Ja, sie hatte seine Liebe gespürt und sein Begehren. Doch da war noch etwas anderes. Er schien sie zu brauchen. Obwohl sie keine Ahnung hatte, was es war, wusste sie, dass sie ihm etwas zu geben vermochte, auf das er nicht verzichten konnte.
Was hatte ihn wohl dazu gebracht, sich hinter Zynismus zurückzuziehen? Bittere Enttäuschung, hatte er ihr einmal gesagt. Wer oder was hatte ihn so enttäuscht? Eine Frau, ein Freund, ein Ideal?
Sharon blickte in die Glut des Kaminfeuers und überlegte, wie sie ihm am besten helfen konnte. Wahrscheinlich musste sie sehr geduldig mit ihm sein und darauf warten, dass er irgendwann, wenn er bereit dazu war, seine Geheimnisse mit ihr teilte. Sie setzte sich auf und knöpfte ihr Hemd zu. Heute Nacht sollte nichts ihre Liebe belasten, das hatte sie ihm versprochen. Morgen konnten sie dann über Probleme reden. Geschickt schichtete sie noch ein paar Holzscheite im Kamin auf und ging dann in die Küche.
»Das wird ja langsam Zeit«, meinte Victor, als sie in die Küche schlenderte. »Ich liebe es gar nicht, wenn mir das Essen kalt wird.«
Sharon lächelte verschmitzt. »Wie unachtsam von mir.«
Victor stellte die Suppenschalen auf den Tisch. »Die Suppe schmeckt trotzdem noch. Willst du Kaffee?«
»Nicht deinen«, wehrte sie ab. »Er schmeckt schrecklich.«
»Wenn eine gewisse Person wirklich etwas für mich übrig hätte, dann würde sie sich darum kümmern, dass ich morgens einen anständigen Kaffee bekomme.«
»Du hast recht.« Sharon setzte sich und hob den Löffel. »Ich werde dir eine Kaffeemaschine kaufen.« Hastig aß sie die Suppe. »Mein Gott, ich bin fast am Verhungern!«
»Du solltest auch keine Mahlzeiten auslassen«, meinte Victor tadelnd und ließ sich ebenfalls nieder.
»Die Sache war es wert. Eigentlich wollte ich heute früh zu Abend essen. Doch dann wurde ich abgelenkt.«
Victor nahm ihre Hand, zog sie zärtlich an seine Lippen und biss sie dann spielerisch in die Fingerknöchel.
»Au!« Sharon zog ihre Hand zurück. »Ich habe ja nicht behauptet, dass mir die
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