Das schoenste Geschenk
sie versetzte, sondern eine stille, beglückende, die jedoch ihr Verlangen nach ihm verstärkte. Ihre Empfindungen konzentrierten sich auf ihren eigenen Körper, den Victor mit seinen Liebkosungen glücklich machte.
Ihr flacher, schneller Atem entfachte endlich doch das Feuer der Leidenschaft in Victor. Aber heute Nacht war Sharon zerbrechlich. Er konnte nicht zulassen, dass sein Verlangen ihn überwältigte. Er durfte nicht heftig von ihr Besitz ergreifen. Heute Nacht musst er nur daran denken, wie zart und wie verletzlich sie war.
Als er sie endlich nahm, war seine Zärtlichkeit so überwältigend, dass Sharon weinen musste.
12. K APITEL
Dicke Schneeflocken wirbelten durch die Luft und verdichteten sich zu einem undurchsichtigen weißen Vorhang. Die Scheibenwischer von Victors Wagen glitten mit monotonem Geräusch hin und her. Doch obwohl die dichten Schneeflocken das Autofahren sehr erschwerten, bemerkte Victor den Schnee kaum.
Durch ein paar Telefonate und einige diskrete Nachfragen hatte Victor genug über Anne Abbott – oder Anna Cross, wie sie sich in Hollywood nannte – erfahren, um allein bei dem Gedanken an diese Frau wütend zu werden. Sharons Beschreibung war noch viel zu milde ausgefallen.
Anne hatte drei turbulente Ehen hinter sich. Jeder ihrer Ehemänner hatte eine wichtige Rolle in der Filmindustrie gespielt. Kühl und berechnend hatte sie aus jeder Ehe alle Vorteile für sich herausgeholt, bevor sie die nächste Beziehung eingegangen war. Ihr letzter Mann, Leslie Stuart, war jedoch ein bisschen cleverer als sie gewesen – oder zumindest sein Anwalt.
Denn nach der Scheidung von ihm besaß sie keinen Cent mehr als vorher. Und da sie den Luxus liebte, war sie bereits nach kurzer Zeit tief verschuldet.
Die Informationen, die Victor zusammengetragen hatte, ergaben das Bild einer schönen, intriganten Person, die wenig Ansehen in der Gesellschaft hatte und vor nichts zurückschreckte. Victor kannte sie bereits, ohne sie je gesehen zu haben.
Während er durch das Schneegestöber fuhr, drehten sich seine Gedanken um Sharon. Sie hatte Angst gehabt, dass ihre Mutter zurückkommen würde, das hatte er gespürt. Was passiert war, konnte Victor nicht ungeschehen machen, aber er würde dafür sorgen, dass es in Zukunft nicht wieder vorkam.
Er fuhr auf den Parkplatz des Motels und stellte seinen Wagen ab. Einen Augenblick blieb er im Auto sitzen und beobachtete nachdenklich, wie sich der Schnee auf der Windschutzscheibe ansammelte.
Ursprünglich hatte er Sharon über sein Vorhaben informieren wollen. Doch dann hatte er es sich anders überlegt. Es hätte sie zu sehr aufgeregt, und genau das wollte er vermeiden.
Victor stieg aus dem Auto und ging über den vereisten Parkplatz ins Motel zur Rezeption, um sich zu erkundigen, in welchem Zimmer Anne Abbott wohnte. Wenige Minuten später klopfte er an ihre Tür.
Anne war über die Störung am frühen Morgen nicht sehr erbaut. Verärgert öffnete sie die Tür. Doch kaum sah sie Victor, da wandelte sich ihr mürrischer Gesichtsausdruck in ein bühnenreifes Lächeln. Was für eine angenehme Überraschung, dachte sie.
Victor musterte Anne mit kühlem Blick. Er musste zugeben, dass Sharon nicht übertrieben hatte. Ihre Mutter sah wirklich blendend aus. Sie besaß äußerst feine Gesichtszüge und eine Haut wie Porzellan, dazu tiefblaue Augen und eine blonde Lockenmähne.
Sie trug einen eng anliegenden rosafarbenen Morgenmantel, der nur wenig von ihren vollen reifen Formen verbarg. Obwohl ihre hellhäutige Schönheit in direktem Gegensatz zu Amelias exotischer Erscheinung stand, wusste Victor auf Anhieb, dass beide Frauen im Charakter gleich waren.
»Hallo«, sagte Anne mit rauchiger Stimme, während sie ihn amüsiert und abschätzend von oben bis unten ansah.
»Hallo, Mrs. Cross«, sagte Victor knapp.
Dass er sie mit ihrem Künstlernamen ansprach, schmeichelte ihr. Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. »Kenne ich Sie?« Mit ihrer rosa Zungenspitze berührte sie ihre volle Oberlippe. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor. Obwohl es mir ein Rätsel ist, wie ich ein Gesicht wie Ihres vergessen konnte.«
»Victor Banning, Mrs. Cross«, sagte er. »Wir haben gemeinsame Bekannte, die Hourbacks.«
»Oh, Ted und Sheila!« Sie konnte die beiden zwar nicht ausstehen, verlieh ihrem Tonfall aber doch angemessenes Entzücken. »Ist das nicht wunderbar! Kommen Sie doch herein, es ist ja eiskalt draußen. Diese Winter im Osten sind schrecklich.«
Anne
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