Das schoenste Geschenk
keinen Pfennig mehr von ihr bekommen, das kann ich Ihnen versprechen.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, erklärte Anne eisig.
»Passen Sie auf, was Sie sagen«, warnte Victor sie in ruhigem Ton. »Ich habe Sharon gestern Abend, kurz nachdem Sie gegangen waren, gesehen. Sie musste mir gar nicht lange erklären, was passiert war. Ich konnte mir sehr schnell mein eigenes Bild machen. Ich kenne Frauen Ihres Schlages, Anne.«
»Sie können mich nicht davon abhalten, meine Tochter zu besuchen.« Anne lächelte ihn herausfordernd an. »Und wenn ich sie sehe, werde ich ein ernstes Wort mit ihr zu sprechen haben. Die Wahl ihrer Liebhaber gefällt mir nämlich nicht.«
Allmählich langweilte Victor diese Unterhaltung. »Sie werden Sharon nicht noch einmal belästigen, haben Sie verstanden?«, wiederholte er.
Ihre volle Brust hob sich unter dem seidenen Morgenrock. »Sie können mir doch nicht verbieten, meine eigene Tochter zu sehen!«, rief sie empört.
»Das kann ich sehr wohl«, gab Victor zurück. »Wenn Sie noch einmal versuchen, sich Geld von ihr zu beschaffen oder ihr sonst irgendwie wehtun, werde ich mich höchstpersönlich mit Ihnen befassen.«
Plötzlich bekam Anne es mit der Angst zu tun. Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück. »Sie würden es nicht wagen, Hand an mich zu legen!«
Victor lachte verächtlich. »An Ihrer Stelle wäre ich mir da nicht so sicher. Obwohl ich nicht glaube, dass es dazu kommen wird.« Gelassen stellte er sein Glas beiseite. »Ich habe einige Beziehungen zur Filmindustrie, Anne. Alte Freunde, Geschäftsverbindungen, Klienten. Ein paar Worte von mir, und mit Ihrer ohnehin kümmerlichen Karriere ist es ganz und gar vorbei.«
»Wie können Sie es wagen, mir zu drohen!«, stieß sie wütend und zugleich verängstigt hervor.
»Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen«, erklärte er.
Anne kochte vor Wut.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich habe ein Anrecht auf mein Erbteil. Was meine Großmutter hinterlassen hat, muss zwischen Sharon und mir aufgeteilt werden.«
Victor hob die Brauen. »Sie werden sich damit abfinden müssen, dass Sie außer der Summe, die Sharon Ihnen gestern ausgeschrieben hat, keinen Cent von ihr bekommen werden.« Mit diesen Worten ging er zur Tür. Noch während er sie hinter sich zuzog, hörte er es im Zimmer klirren.
Außer sich vor Wut hatte Anne ihm ihr Glas nachgeworfen. Niemand durfte es sich herausnehmen, ihr zu drohen oder sich über sie lustig zu machen!
Victor sollte ihr für sein unverschämtes Verhalten büßen! Dafür würde sie schon sorgen. Sie setzte sich aufs Bett und ballte die Hände zu Fäusten, um ihrer Erregung Herr zu werden. Sie musste nachdenken, sich konzentrieren.
Es gab doch bestimmt irgendeine Möglichkeit, diesem Victor Banning zu schaden. Riverton, dachte sie. Verband sich mit dem Namen dieser Firma nicht irgendein Skandal? Warum fiel es ihr nicht endlich ein?
»Skandal«, sagte Anne nachdenklich. Aber er hatte nichts mit der Firma zu tun gehabt. Da war etwas anderes gewesen. Es musste inzwischen ein paar Jahre zurückliegen. Hatte sie auf einer Party nicht einmal ein Gerücht gehört? Sheila Hourback!, dachte sie plötzlich. Die musste es wissen. Sie kletterte über das ungemachte Bett und griff nach dem Telefon. Das wollte sie jetzt genau wissen.
Als Victor Sharons Museum betrat, erzählte diese gerade drei eifrigen Schuljungen etwas über den amerikanischen Bürgerkrieg. Sharon lächelte ihn an, doch ihr Gesicht war noch immer sehr blass. Das allein war für Victor Bestätigung genug, dass er richtig gehandelt hatte.
Sie wird darüber hinwegkommen, sagte er sich, während er in den Laden hinüberwanderte. Er entdeckte Pat, die gerade Gläser abstaubte, und ging zu ihr hinüber.
»Hallo, Victor.« Pat lächelte ihn vergnügt an. »Wie geht’s?«
»Gut.« Er warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Sharon noch mit den Schulkindern beschäftigt war. »Hör zu, Pat. Ich möchte mit dir über die Esszimmergarnitur sprechen.«
»Oh ja. Das war wohl ein Missverständnis. Ich verstehe immer noch nicht, was da passiert ist. Sharon sagte …«
»Ich werde sie kaufen.«
»Du?« Aus ihrer anfänglichen Überraschung wurde Verlegenheit. Doch als Victor sie fröhlich anlächelte, atmete sie erleichtert auf. »Ich will sie Sharon zu Weihnachten schenken«, erklärte er.
»Das ist aber lieb von dir. Die Möbel gehörten ihrer Großmutter. Sie hängt sehr an ihnen.«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher