Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Elizabeth, der Königin von England, die kinderlos starb. Was bedeutet, dass wir nun einen Stuart haben, der König von Schottland und England ist, sich eher englisch als schottisch gibt und sich kaum jemals in Schottland blicken lässt. Ähnlich wie sein großspuriger Sohn Charles I. Irgendwann taucht Cromwell mit seinen Mannen auf der Bildfläche auf, der genug von den Königen hat, und schließlich wird Charles I. abgesetzt und um einen Kopf kürzer gemacht.«
»So weit kann ich dir folgen.«
»Aber nach Jahren des Bürgerkriegs und einiger Zeit unter Cromwell wollen die Engländer doch lieber die Monarchie und bitten Charles II., Anspruch auf den Thron zu erheben. Als der 1685 stirbt, wird sein Bruder James König, der unglücklicherweise katholisch ist, sogar sehr katholisch. Die Engländer fürchten nicht nur um ihre protestantische Religion, sondern haben auch Angst vor einer Allianz mit dem König von Frankreich, ihrem schlimmsten Feind.«
Er nahm einen Schluck Whisky.
»Die englische Aristokratie beginnt zu überlegen, wie man James loswerden und einen Protestanten und Franzosenhasser auf den Thron bringen könnte. Den perfekten Kandidaten gibt es, denn James’ älteste Tochter Mary ist mit einem Protestanten verheiratet, der schon seit Jahren gegen die Franzosen kämpft und ein Auge auf den englischen Thron hat: William, Prince of Orange. Es spielt keine Rolle, dass er aus Holland stammt, denn wenn Mary Königin wird, kann er durch Parlamentsbeschluss mit ihr regieren.
Doch da schenkt King James’ zweite Frau einem Sohn das Leben. Nun haben die Engländer ein Problem, weil männlichen Erben der Vorzug gegenüber weiblichen zu geben ist.
Also streuen sie das Gerücht, dass es sich bei dem Neugeborenen nicht um einen Prinzen handelt, sondern um einen Jungen aus dem Volk, den James in einer Wärmepfanne ins Schlafgemach seiner Königin geschmuggelt hat, um einen Erben vorweisen zu können. Besonders überzeugend klingt die Geschichte nicht, aber als Grund für einen Aufstand genügt sie.
Was folgt, ist weniger ein richtiger Krieg als ein Schachspiel, bei dem Ritter und Adelige die Seiten immer wieder wechseln, und bereits sechs Monate später fliehen James, seine Königin und ihr kleiner Sohn nach Frankreich. So etwas geschieht übrigens nicht das erste Mal – als James’ Vater Charles I. sich mit einem Bürgerkrieg auseinandersetzen musste, brachte James’ Mutter den Sohn zur Sicherheit nach Frankreich. Und obwohl sein Vater geköpft wurde und die Stuarts eine Weile im Exil leben mussten, baten die Engländer sie am Ende, zurückzukommen und den Thron zu besteigen. Deshalb hofft James, dass das Gleiche wieder passiert, und wartet ab. Er zieht mit seiner Königin und dem Prinzen nach Saint-Germain, wo er schon einmal im Exil lebte. Im Frühjahr 1689 kommen seine Tochter Mary und ihr Mann William auf den englischen Thron, und Schottland spricht sich in einer Abstimmung ebenfalls für William aus.
Mittlerweile ist unser Land in verschiedene Lager gespalten – die Presbyterianer, die Mary als Königin dulden, weil sie Schottin und Protestantin ist, und diejenigen, die meinen, dass sie kein Recht auf den Thron hat, weil ihr Vater noch lebt und ihr Bruder in der Thronfolge vor ihr kommt. Die zweite Gruppe, die James als König möchte, gibt sich den Namen ›Jakobiten‹, von ›Jacobus‹, der lateinischen Form von ›James‹.«
Stuart hob die Hand. »Darf ich mir noch einen Drink holen?«
»Aye.« Graham nahm selbst einen Schluck, während sein Bruder kurz das Zimmer verließ.
»Muss der Herd noch an sein?«, fragte Stuart, als er zurückkehrte.
»Ach, na.« Jimmy verschwand hastig in die Küche.
»Seine Braten verkokeln immer«, erklärte Stuart und setzte sich wieder.
»Trotzdem essen wir sie«, sagte Graham achselzuckend.
»Also, wo waren wir?«, fragte Stuart. »Ich wollte wissen, welche Bewandtnis es mit der Union hat, aber bis jetzt hast du das noch nicht erklärt.« Und an mich gewandt, fügte er hinzu: »Diese Akademiker kommen immer vom Hundertsten ins Tausendste.«
»Mit King William auf dem Thron«, fuhr Graham geduldig fort, »herrscht Chaos in Schottland, und es erlebt eine lange Pechsträhne. Ende des Jahrhunderts fallen die Ernten so schlecht aus, dass die Menschen in Scharen verhungern, während die englischen Gesetze und Zölle den schottischen Handel und die schottische Seefahrt ersticken. Und als schließlich eine schottische Gesellschaft die Gründung einer Kolonie
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