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Das schwarze Blut

Titel: Das schwarze Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Touristen aufgehen.
Dafür würde er zwei, drei Tage brauchen, nicht mehr. Sobald er sich Geld beschafft hatte, konnte er von Bangkok oder Hanoi in ein europäisches Land fliegen – Belgien oder die Niederlande, Großbritannien. Deutschland. Und dann mit der Bahn oder mit einem Auto nach Paris zurückkehren. Im Unterschied zum gewöhnlichen Ausbrecher, der sich bedeckt hielte, bis Gras über die Sache gewachsen wäre, würde Reverdi so rasch wie möglich handeln. Und zwar bevor sich die malaiischen Behörden überzeugt hatten, dass er tatsächlich am Leben und geflohen war.
Drei Tage auf asiatischem Boden, weitere drei Tage, um auf einem europäischen Flughafen zu landen und mit neuer Identität nach Frankreich zurückzukehren. Rund sechs Tage also.
Jacques Reverdi war am 14. ausgebrochen.
Jetzt war der 17.
Es blieben ihm also noch drei Tage, um sich vorzubereiten.
Worauf eigentlich?
Mark dachte angestrengt nach: Was würde Reverdi als Erstes tun, sobald er in Paris war?
Die Antwort lag auf der Hand. Er würde die Adresse aufsuchen, die Elisabeth ihm genannt hatte: Postlagernd, Rue Hippolyte-Lebas, 9. Arrondissement.
Mark griff nach seiner Jacke und stürmte aus dem Haus.
Er musste Alain warnen.
Und ihn schützen.
KAPITEL 76
    »Was heißt, er ist nicht da?!«Mark brach der Schweiß aus allen Poren: Er war den ganzen Weg zum Postamt gerannt. Irritiert starrte er die Frau an, die an Alains Platz saß: »Hat er Urlaub oder was?«, fragte er weiter.
    Die Postangestellte hatte einen nervtötenden Tick: Sie rümpfte ununterbrochen die Nase – abwechselnd rechts und links –, um ihre Brille höher zu schieben, und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Verwunderung.
    »Er ist eben nicht da.«
»Ist er krank?«
Sie fixierte ihn durch das zweifache Glas ihrer Brille und derTrennscheibe.
»Was wollen Sie überhaupt?«
Mark musste sich rasch etwas einfallen lassen. ElisabethBremen zu erwähnen kam nicht infrage; ohnehin war es besser, private Gründe vorzuschützen. Auf eine glückliche Eingebung hin sagte er: »Es geht um die Feier am Samstag. Ich bin der Vermieter des Gebäudes, in dem sie ihre Messe abhalten.«Mark hatte jahrelang in der Rue de Montreuil gewohnt, wo nebenan eine vietnamesische katholische Kirche untergebracht war: Es war ein schlichtes Lagerhaus, in dem sich jeden Sonntag eine Gemeinde versammelte.
    Das Gesicht der Postlerin leuchtete auf: »In Vanves?«Volltreffer. Aber er durfte sich jetzt keinen falschen Schritt leisten.
»Nein. Ich meine die Pfarrei in der Rue de Montreuil. Morgen, am Samstag, haben sie irgendeine Festveranstaltung geplant. Das geht jetzt leider nicht mehr. Ich muss dringend mit Alain sprechen. Können Sie mir nicht seine Privatadresse verraten, oder seine Telefonnummer?«
Die Frau drehte ein Formular für Einschreiben um und schob es ihm mit der leeren Rückseite zu.
»Schreiben Sie ihm Ihre Nachricht auf. Ich gebe sie weiter.«
»Ich muss aber persönlich mit ihm reden!«
»Das geht nicht.«
»Wieso denn?«
Wieder legte sich ihre Nase in Falten: »Er hat heute Dialyse.«
Mark schluckte – vage entsann er sich, dass Alain hin und wieder über seine gesundheitlichen Probleme und seinen regelmäßigen »Ölwechsel« gewitzelt hatte. Damals hatte Mark nicht verstanden, wovon er sprach, und auch nicht nachgefragt, denn es war ihm herzlich egal gewesen.
»Geht er dazu ins Krankenhaus?«, fragte er.
»Nein. Er macht immer eine Heimdialyse. Er hat alles Nötige zu Hause.«
»Geben Sie mir seine Adresse.«
»Ich hab keine Ahnung, wo er wohnt.«
»Wenigstens seinen Familiennamen. Ich weiß nicht mal, wie er heißt!«
Die Postangestellte zögerte. Mark schlug mit der Faust auf den Schalter. »Herrschaftzeiten! Morgen früh stehen mir hundert Vietnamesen vor der Tür!«
Er hatte fast geschrien. Offenbar wirkte er so überzeugend, dass die Frau sich erweichen ließ.
»Er heißt Alain van Hêm.«
Mark griff nach dem angeketteten Kugelschreiber und fragte:
»Wie schreibt sich das – wie ein ›NEM‹?«
»Sehr witzig.«
Mark warf ihr einen Blick zu, der sie trotz der gläsernen Trennscheibe zurückzucken ließ.
»Mir ist nicht nach Witzen zumute. Buchstabieren Sie.«
»V-a-n, neues Wort, H-e-m. Mit einem Dach auf dem e. Er wohnt im 13. Bezirk, im Chinesenviertel.«
Mark wandte sich zum Gehen, drehte sich jedoch noch einmal um und fragte, von plötzlichem Zweifel gepackt: »Ist zufällig jemand gekommen, um Post für eine Elisabeth Bremen abzuholen?«
»Nie gehört.« Ein Naserümpfen

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