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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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schüttelt den Kopf, nickt dann. »Plays. Daddy Plays. ›Daddy Plays the Horn‹.« Und im nächsten Augenblick ist ihm alles wieder gegenwärtig. Aus der Hi-Fi-Anlage kommt Dexter Gordons Tenorsaxophon. Jacky Sawyer spielt hinter dem Sofa mit seinem Londoner Spielzeugtaxi, das wegen seines Gewichts, das es irgendwie realer als ein Spielzeug erscheinen lässt, so befriedigend ist. Sein Vater und Richards Vater unterhalten sich. Phil Sawyer und Morgan Sloat.
    Stell dir vor, wie dieser Kerl dort drüben einschlagen würde, hatte Onkel Morgan gesagt, und für Jacky Sawyer war dies sein erster Hinweis auf die Territorien gewesen. Bereits als Sechsjähriger hatte Jacky von ihnen erfahren. Und …
    »Als Jacky zwölf war, ist Jacky wirklich dort gewesen«, sagt er.
    Lächerlich!, trompetet Morgans Sohn. Völlig... ba-haaa! ... lachhaft! Als Nächstes erzählst du mir vermutlich, dort habe es fliegende Menschen gegeben!
    Aber bevor Jack der Fantasiegestalt seines alten Freundes das oder sonst etwas erzählen kann, kommt ein weiteres Auto heran. Es hält neben ihm. Aus dem Fahrerfenster starrt mit misstrauischem Blick (ein gewohnheitsmäßiger Ausdruck, wie Jack festgestellt hat, hinter dem kein wirkliches Misstrauen steht) Elvena Morton, Henry Leydens Haushälterin.
    »Was zum Kuckuck machen Sie hier unten an der Straße, Jack Sawyer?«, fragt sie.
    Er lächelt sie an. »Hab nicht besonders gut geschlafen, Mrs. Morton. Dachte, ich sollte einen kleinen Spaziergang machen, um den Kopf etwas auszulüften.«
    »Und? Marschieren Sie immer durchs taunasse Gras, wenn Sie sich den Kopf auslüften wollen?«, sagt sie mit einem Blick auf seine Jeans, die bis zu den Knien und sogar noch etwas darüber klatschnass sind. »Nützt das was?«
    »Ich muss wohl in Gedanken verloren gewesen sein«, sagt er.

    »Genau so sieht’s aus«, sagt sie. »Steigen Sie ein, dann nehme ich Sie bis zu Henrys Einfahrt mit. Außer Sie wollen Ihren Kopf noch ein bisschen länger auslüften.«
    Jack muss grinsen. Das gefällt ihm. Irgendwie erinnert es ihn an seine verstorbene Mutter. (Fragte ihr ungeduldiger Sohn, was es zum Abendessen gebe und wann endlich gegessen werde, sagte Lily Cavanaugh manchmal: »Gebratene Fürze mit Zwiebeln, Windpudding und Luftsauce als Nachspeise, aufgetragen wird um halb vor Essiggurke.«)
    »Ich glaube, mein Kopf ist so klar, wie er heute werden dürfte«, sagt er und geht vorn um Mrs. Mortons alten braunen Toyota herum. Auf dem Beifahrersitz liegt eine große Tüte, aus der Grünzeug ragt. Jack schiebt sie in die Mitte, dann nimmt er Platz.
    »Ich weiß nicht, ob Morgenstund Gold im Mund hat«, sagt sie beim Anfahren, »aber wer bei Roy’s früh einkauft, kriegt das beste Grüngemüse, das kann ich Ihnen sagen. Außerdem bin ich gern vor den Tagedieben da.«
    »Tagediebe, Mrs. Morton?«
    Sie bedenkt ihn mit ihrem besten misstrauischen Blick: die Augen zur Seite schielend, der rechte Mundwinkel herabgezogen, als hätte sie auf etwas Saures gebissen.
    »Hängen vor der Lunchtheke herum und quatschen über den Fisherman dies, den Fisherman das. Wer er sein könnte, was er sein könnte – ein Schwede, ein Pole oder ein Ire – und natürlich darüber, was sie mit ihm machen werden, sobald er geschnappt ist, was längst passiert wäre, wenn jemand anders als dieser total unfähige Dale Gilbertson für die Ermittlungen zuständig wäre. Das sagen sie. So kann leicht reden, wer sich’s mit seinem dicken Hintern auf einem von Roy Soderholms Hockern bequem gemacht hat – in einer Hand’ne Tasse Kaffee, in der anderen’ne Kippe. So sieht’s nämlich aus. Natürlich hat auch jeder zweite von denen einen Scheck fürs Arbeitslosengeld in der hinteren Hosentasche, aber davon reden sie nicht. Mein Vater hat immer gesagt: ›Zeig mir einen Mann, der sich im Juli zum Heuen zu schade ist, dann zeig ich dir einen, der das ganze Jahr über faulenzt.‹«
    Jack rutscht tiefer in den Schalensitz, stemmt die Knie ans
Handschuhfach und beobachtet, wie das Asphaltband unter dem Wagen verschwindet. So kommt er schnell nach Hause. Die Jeans fangen bereits zu trocknen an, und ihm ist eigenartig friedlich zumute. Das Nette an Elvena Morton ist, dass man zur Unterhaltung mit ihr nichts beitragen muss, weil sie gern bereit ist, auch den Part des anderen zu übernehmen. Dabei fällt ihm ein weiterer Lilyismus ein. Von sehr redseligen Menschen (zum Beispiel Onkel Morton) sagte sie manchmal, Soundsos Zunge sei »in der Mitte gelagert und bewegt

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