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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Wellblechwänden. Auf den ausgetretenen Fußwegen zwischen Häusern und Scheunen sind Männer in Arbeiterjacken unterwegs. Wir können das Sonnenlicht bereits riechen. Sein Geruch, eine reichhaltige Mischung aus Butter, Hefe, Erde, Wachstum und Verfall, wird sich verstärken, sobald die Sonne höher steigt und das Licht intensiver wird.
    Unter uns kreuzt der Highway 93 in der Mitte der winzigen Ansiedlung Centralia den Highway 35. Der leere Parkplatz hinter der Sand Bar wartet auf die lärmende Ankunft der Thunder Five, die gewohnheitsmäßig ihre Samstagnachmittage, -abende und -nächte in der Sand Bar verbringen, wo sie Billardtische, Hamburger und Krüge des Nektars genießen, dessen Herstellung sie ihr exzentrisches Leben gewidmet haben: das Spitzenprodukt der Kingsland Brewing Company, ein Bier, das mit jedem Spezialbier einer Gaststättenbrauerei oder einer belgischen Klosterbrauerei mithalten kann – Kingsland Ale. Wenn Beezer St. Pierre, Mouse und Genossen behaupten, es sei das beste Bier der Welt, weshalb sollten wir ihre Aussage anzweifeln? Sie verstehen nicht nur viel mehr von Bier als wir, sondern haben alles, was sie an Wissen, Können, Erfahrung und Intuition besitzen, dafür eingesetzt, um Kingsland Ale zu einem Maßstab für Braukunst zu machen. Eigentlich sind sie sogar nur nach French Landing umgezogen, weil die Brauerei, für die sie sich nach reiflicher Überlegung entschieden hatten, bereit war, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
    Spricht man von Kingsland Ale, wünscht man sich natürlich
einen kräftigen Schluck von dem Zeug, aber wir widerstehen dieser Versuchung. Halb acht Uhr morgens ist noch viel zu früh, um etwas anderes als Obstsaft, Kaffee oder Milch zu trinken (außer für Leute wie Wanda Kinderling, allerdings ist Bier, selbst Kingsland Ale, für Wanda nur eine Art Zusatznahrung neben Wodka der Marke Aristocrat). Außerdem sind wir auf der Suche nach unserem alten Freund, dem Mann, der einem Helden noch am nächsten kommt und den wir zuletzt als Jungen am Strand des Atlantischen Ozeans gesehen haben. Wir wollen keine Zeit mehr verlieren; wir sind unterwegs, genau hier und jetzt. Die Meilen bleiben hinter uns zurück, und entlang des Highways 93 werden die Felder schmaler, je mehr die Hügel auf beiden Seiten ansteigen.
    Obwohl wir es eilig haben, müssen wir dies in uns aufnehmen , müssen wir sehen, wo wir sind.

4
    Vor drei Jahren fuhr unser alter Freund dieses Teilstück des Highways 93 auf dem Beifahrersitz des alten Streifenwagens von Dale Gilbertson entlang – mit wild rasendem Herzen, wie zugeschnürter Kehle und trockenem Mund, während der freundliche Dale, damals kaum mehr als ein Kleinstadt-Cop, den er über jedes vernünftige Maß hinaus beeindruckt hatte, indem er einfach seine Arbeit mehr oder weniger so gut getan hatte, wie er konnte, ihn zu einem Farmhaus mit zwei Hektar Grund hinausfuhr, das Dale von seinem verstorbenen Vater geerbt hatte. »Das hübsche Häuschen« war für ein Spottgeld zu haben, weil Dales Cousins keinen besonderen Wert darauf legten und es auch sonst niemand haben wollte. Dale hatte das Anwesen aus sentimentalen Gründen behalten, aber auch er war nicht sonderlich daran interessiert. Dale wusste kaum, was er mit einem zweiten Haus anfangen sollte, außer viel Zeit damit zu verbringen, es instand zu halten – eine Aufgabe, die er eigenartig befriedigend fand, aber ebenso gern einem anderen abtreten würde. Und zu diesem Zeitpunkt ihrer Beziehung empfand Dale solche Ehrfurcht vor unserem Freund, dass er bei der Aussicht, dieser Mann könnte in sein altes Elternhaus einziehen, nicht etwa Ressentiments empfand, sondern das als Ehre betrachtete.
    Was den Mann auf dem Beifahrersitz anging, so war dieser zu sehr in seiner Reaktion auf die Landschaft gefangen – zu sehr von der Landschaft gefangen -, als dass er Dales Ehrfurcht als peinlich empfunden hätte. Unter normalen Umständen
hätte unser Freund seinen Bewunderer eilig in eine ruhige Bar gezerrt, ihn zu einem Bier eingeladen und gesagt: »Hören Sie, Dale, ich weiß, dass meine Arbeit Sie beeindruckt hat, aber letzten Endes bin auch ich nur ein Cop wie Sie. Das ist alles. Und ich habe, ganz ehrlich gesagt, viel mehr Glück, als ich verdiene.« (Das hätte sogar der Wahrheit entsprochen: Seit wir unseren Freund zuletzt gesehen haben, ist er mit solch außerordentlichem Glück gesegnet – falls das ein Segen ist -, dass er längst nicht mehr wagt, Karten zu spielen oder gar Sportwetten

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