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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Geldzuwendungen. Die reinste Form der Einflußnahme besteht jedoch in einem diskreten Rat an den gewählten Inhaber eines Amtes durch eine unabhängige Quelle, die Erfahrung, Weisheit und persönliche Integrität in sich vereint. Man nennt dies auch das »Wörtchen im stillen«.
    Der Council of Lincoln, ein erlesener Kreis, der völlig im verborgenen wirkte und in jeder Hinsicht unabhängig war, diente dem Ziel, wichtige aktuelle Ereignisse zu untersuchen, zu bewerten und am Ende eine gemeinsame Resolution zu verabschieden. Seine Mitglieder waren ausnahmslos bedeutende Persönlichkeiten mit Zugang zu den Schaltzentralen der gewählten Mächtigen. Sie alle entstammten dem angloamerikanischen Kulturraum und waren fest verwurzelt in einer aus der Not geborenen Partnerschaft zweier Nationen, die im Ersten Weltkrieg ihren Anfang genommen hatte. Der Council of Lincoln war allerdings erst Anfang der achtziger Jahre kurz nach dem Falklandkrieg entstanden, und das eher zufällig bei einem Dinner in einem exklusiven Washingtoner Club.
    Mitglied wurde man nur durch persönliche Einladung, sofern die Teilnehmer eine Person für würdig befanden. Vorausgesetzt wurden langjährige Erfahrung, absolute Integrität, Weitblick, hundertprozentige Diskretion und erwiesener Patriotismus.
    Des weiteren mußten sich diejenigen, die in hohen Ämtern gedient hatten, aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zurückgezogen haben. Niemand sollte in den Verdacht geraten, er stünde für bestimmte Sonderinteressen. Die Vertreter des privaten Sektors dagegen konnten auch weiterhin ihre jeweiligen Unternehmen leiten. Nicht jedes Mitglied war notwendigerweise reich, aber mindestens zwei Wirtschaftsführer galten als Milliardäre.
    Der private Bereich umfaßte Leute mit großer Erfahrung in Handel, Industrie, dem Bankwesen und der Wissenschaft, während der öffentliche Sektor sich aus ehemaligen Staatsmännern und -frauen, Diplomaten und hohen Beamten zusammensetzte.
    Im Sommer 1999 hatte der Club sechs britische Mitglieder, darunter eine Frau, und zweiunddreißig Vertreter aus Amerika, darunter fünf Frauen.
    Da bei den Teilnehmern dieser Runde hohe Lebenserfahrung vorausgesetzt wurde, waren die meisten reiferen Alters. Nur wenige konnten auf weniger als sechzig Jahre zurückblicken, und der älteste war ein äußerst rüstiger Einundachtzigjähriger.
    Seinen Namen verdankte der Council nicht der britischen Stadt, sondern dem großen amerikanischen Präsidenten. »Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk«, hatte dessen Motto gelautet, und der Kreis hatte es sich uneingeschränkt zu eigen gemacht.
    Man traf sich einmal jährlich an einem abgeschiedenen und geheimgehaltenen Ort. Die Vereinbarungen dazu wurden in für Außenstehende völlig banal klingenden Telefongesprächen getroffen. Jedesmal lud eines der wohlhabenderen Mitglieder die anderen ein. Daß jemand diese Ehre ausschlug, war ausgeschlossen. Die Anreise bezahlte man selbst, für Unterkunft und Verpflegung sorgte der Gastgeber.
    Im nordwestlichen Zipfel des Staates Wyoming liegt ein Tal mit dem Namen Jackson Hole, benannt nach dem ersten Trapper, der den Mut aufbrachte, dort zu überwintern. Nach Westen hin wird es von der mächtigen Teton Range begrenzt und nach Osten von der Gros Ventre Range. Nördlich des Tals beginnt der Yellowstone Park, im Süden, wo die Bergzüge zusammenlaufen, stürzt sich der Snake River in eine tiefe Schlucht.
    Nördlich des Wintersportstädtchens Jackson führt der Highway 191 vorbei am Flughafen nach Moran und von dort weiter zum Yellowstone Park. Unmittelbar hinter dem Flughafen zweigt bei dem Dorf Moose eine kleinere Straße zum Jenny Lake ab.
    Westlich des Highways liegen am Fuß der Tetons zwei Seen, der Bradley Lake und der Taggart Lake. Gespeist werden sie von den Wasserfällen des Garnet Canyon und des Avalanche Canyon. Sie können nur zu Fuß nach einer längeren Wanderung erreicht werden. Zwischen den Ufern dieser beiden Seen hatte sich der Washingtoner Finanzier Saul Nathanson auf einem Plateau unmittelbar unter dem fast senkrecht in die Höhe ragenden South Teton eine hundert Morgen große Ferienranch gebaut. Allein schon ihre Lage gewährleistete dem Eigentümer und seinen Gästen absolute Abgeschiedenheit.
    Am siebten September trafen die ersten Gäste in Denver, Colorado, ein, wo sie einer von Nathansons Bediensteten in Empfang nahm und mit einer Privatmaschine zum Jackson Airport flog. Dort landeten sie in großem Abstand zum

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