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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Terminal, stiegen in einen Hubschrauber um und wurden fünf Minuten später auf der Farm abgesetzt. Die britische Delegation, die über die Ostküste eingereist war, stieg in einem anderen kleinen Flughafen um, so daß auch sie völlig abgeschirmt von neugierigen Beobachtern zur Farm geschleust werden konnte.
    Auf der Ranch gab es zwanzig Blockhäuser, jedes mit zwei Schlafzimmern und einem Gemeinschaftsraum ausgestattet. Da es tagsüber noch warm und sonnig war, verbrachten die meisten Teilnehmer die Nachmittage auf der Veranda vor ihrem Häuschen.
    Das – im übrigen vorzügliche – Essen wurde immer im großen Farmhaus serviert, das in der Mitte des gesamten Komplexes lag Danach wurde abgeräumt, und man setzte sich zur Diskussion zusammen.
    Das Personal – es arbeitete seit Jahren für Mr. Nathanson – war absolut diskret und eigens zu diesem Anlaß eingeflogen worden. Für zusätzliche Sicherheit sorgten rund um die Ranch verteilte Wachleute, die sich geschickt als Camper getarnt hatten.
    Die Konferenz des Jahres 1999 dauerte fünf Tage. Während der gesamten Zeit drang nichts nach außen. Die Abreise der Gäste blieb ebenso unbemerkt wie ihre Ankunft.
    Nach seinem Eintreffen packte Sir Nigel Irvine zunächst seine Sachen aus, duschte, zog sich zwanglosere Kleidung an und setzte sich dann zu einem ehemaligen amerikanischen Außenminister, mit dem er das Blockhaus teilte, auf die Terrasse.
    Wie er sehen konnte, hatten andere Gäste es ihnen gleichgetan und streckten genüßlich die Beine aus. Seine Augen folgten Waldwegen, die sich zwischen dicht stehenden Kiefern, Birken und Tannen hindurchschlängelten, und erspähten einen Pfad, der direkt zum Seeufer führte.
    Dann bemerkte er die hagere Gestalt des früheren britischen Außenministers und NATO-Generalsekretärs Lord Carrington. Zusammen mit dem Bankier Charles Price, einem der beliebtesten und erfolgreichsten Botschafter, die die USA je an den Court of St. James's geschickt hatten, spazierte er über das Grundstück. Lord Carrington war damals Irvines direkter Vorgesetzter gewesen. Obwohl er gewiß nicht klein war, überragte ihn der einsneunzig große Amerikaner fast um Haupteslänge. Sir Nigels Blick wanderte weiter, und er sah seinen Gastgeber Saul Nathanson gemeinsam mit dem amerikanischen Investmentbanker und früheren Generalstaatsanwalt Elliot Richardson auf einer Bank sitzen.
    Noch etwas weiter drüben klopfte gerade der ehemalige britische Kabinettsminister an Lady Thatchers Tür an, die wohl immer noch mit Auspacken beschäftigt war.
    Ein weiterer Helikopter setzte soeben ratternd zur Landung an. Gleich darauf trat Expräsident George Bush ins Freie und wurde vom früheren Außenminister Henry Kissinger in Empfang genommen. An einem der Tische vor dem Hauptgebäude servierte eine mit Schürze bekleidete Kellnerin einem weiteren Exbotschafter, dem Briten Sir Nicholas Henderson, und dem Londoner Bankier und Finanzier Sir Evelyn de Rothschild eine Kanne Tee.
    Nigel Irvine warf einen Blick auf den Zeitplan. Für heute abend stand noch nichts auf dem Programm. Morgen würden die Mitglieder drei verschiedene Arbeitsgruppen bilden und je nachdem geopolitische, strategische oder wirtschaftliche Themen erörtern. Für die getrennten Sitzungen waren zwei Tage eingeplant. Am dritten sollten die jeweiligen Ergebnisse im Plenum diskutiert werden. Der vierte Tag war für eine allgemeine Aussprache vorgesehen. Auf seinen Antrag hin war Sir Nigel für diesen Tag eine Stunde bewilligt worden, in der er sein persönliches Anliegen vortragen wollte. Der letzte Tag war der Fassung von Beschlüssen zu weitergehenden Aktionen vorbehalten.
    Irgendwo auf einem der dichtbewaldeten Hänge der Tetons stieß ein Elchbulle einen Brunftschrei aus. Über dem Snake River schwebte mit weit ausgebreiteten, schwarz umrandeten Flügeln ein Fischadler, der plötzlich mit einem wütenden Kreischen protestierte, weil ein Seeadler in seinem Fischgrund wilderte. Ein idyllisches Fleckchen Erde, befand der alte Meisterspion. Nur dieses üble Machwerk in seinem Gepäck, das seinen Weg von einem russischen Schreibtisch bis zu ihm gefunden hatte, störte den Frieden.
Wien, Juni 1990
    Weil man ihm im Dezember die Zuständigkeit für Externe Operationen in der Abteilung Sowjetunion entzogen hatte, war Aldrich Ames von der Akte 301 so weit entfernt wie eh und je. Doch dann wurde er zum drittenmal seit seiner Rückkehr aus Rom versetzt und zum Ressortleiter für den Bereich Operationen in

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