Das schwarze Manifest
befiehlt. Darf ich jetzt gehen?«
»Verschwinden Sie lieber, ehe ich Sie verhaften lasse.«
Monk stand an der Tür. »An Ihrer Stelle würde ich vorsichtshalber einige Vorkehrungen treffen. Falls er siegt und auch, falls er zu verlieren glaubt, werden Sie vielleicht noch um Frau und Kind kämpfen müssen.«
Mit diesen Worten zog er die Tür hinter sich zu.
Dr. Probyn war aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge. Stolz zeigte er Sir Nigel Irvine das offensichtlich von ihm selbst gezeichnete, ein Meter mal ein Meter große Diagramm, das er an die Wand geheftet hatte.
»Was meinen Sie?« fragte er.
Sir Nigel starrte das Papier verständnislos an. Namen, Dutzende von Namen, die alle mit horizontalen und vertikalen Linien miteinander verbunden waren.
»Eine Karte der mongolischen Untergrundbahn, aber ohne Übersetzung«, vermutete er.
Probyn kicherte. »Gar nicht schlecht. Sie sehen hier die Verbindungslinien zwischen den vier europäischen Königshäusern der Dänen, Griechen, Briten und Russen. Zwei davon gibt es noch, eines ist nicht mehr in Amt und Würden, ein anderes ausgelöscht.«
»Erklären Sie«, bat ihn Irvine.
Dr. Probyn nahm einen großen roten, einen blauen und einen schwarzen Markierstift. »Lassen Sie uns oben anfangen. Bei den Dänen. Sie sind der Schlüssel zu allem weiteren.«
»Die Dänen? Warum denn die Dänen?«
»Ich will Ihnen von einer wahren Begebenheit erzählen, Sir Nigel. Vor hundertsechzig Jahren herrschte in Dänemark ein König, der mehrere Kinder hatte. Sehen Sie hier.«
Er zeigte auf die obere Diagrammhälfte, wo unter dem Namen des Königs von Dänemark die mit horizontalen Linien verbundenen Namen seiner Sprößlinge standen.
»Nun, der älteste Junge wurde Kronprinz und trat die Nachfolge seines Vaters an, wodurch es für uns unwichtig wird. Aber der jüngste Sohn.«
»Sie erwähnten bereits beim letztenmal, daß Prinz William aufgefordert wurde, König Georg I. von Griechenland zu werden.«
»Ausgezeichnet«, sagte Probyn, »ein gutes Gedächtnis. Also folgendes: Er verschwindet nach Athen und wird König von Griechenland. Und was macht er dort? Er heiratet die Großfürstin Olga von Rußland, und gemeinsam zeugen sie Prinz Nikolaus, Prinz von Griechenland, der genetisch gesprochen allerdings halb Däne und halb Russe, also ein halber Romanow ist. Nun, lassen wir Prinz Nikolaus vorläufig noch ein wenig Junggeselle bleiben.«
Er markierte Nikolaus' Namen in Blau für Griechenland und zeigte dann wieder auf die Dänen an der Spitze des Diagramms.
»Der alte König hatte auch einige Töchter, und zwei davon trafen es gar nicht schlecht. Dagmar zog nach Moskau und wurde die Zariza von Rußland; sie änderte ihren Namen in Maria, trat zur orthodoxen Kirche über und gebar Nikolaus II., den Zaren aller Russen.«
»Der mitsamt seiner Familie in Jekatarinburg ermordet wurde.«
»Genau. Aber achten Sie auf die andere Tochter. Alexandra von Dänemark kam nach England und heiratete unseren Prinzen, den späteren Edward VII. Dann zeugten sie Georg V. Verstehen Sie?«
»Also waren Zar Nikolaus und König Georg miteinander verwandt.«
»Richtig. Ihre Mütter waren Schwestern. Im Ersten Weltkrieg waren es also zwei Vettern, der Zar von Rußland und der König von England, die vereint in den Krieg zogen. Als König Georg den Zaren mit ›Vetter Nicky‹ ansprach, war das völlig korrekt.«
»Nur war 1918 damit Schluß.«
»Eben. Doch jetzt schauen Sie sich die britische Erbfolge an.«
Dr. Probyn malte einen roten Kreis um König Edward und Königin Alexandra. Dann zog sein roter Stift eine Linie hinunter zur nächsten Generation, zu König Georg V.
»Nun, der hier hatte fünf Söhne. John starb als Junge, die anderen wuchsen heran. Dort stehen sie: David, Albert, Henry und Georg. Letzterer interessiert uns besonders.«
Der rote Stift fuhr bis ans Ende des Diagramms und umkreiste den englischen Prinzen.
»Verfolgen Sie die Linien rückwärts«, sagte Dr. Probyn. »Sein Vater war Prinz Georg, sein Großvater König Georg, doch seine Urgroßmutter war die Schwester der Zarenmutter. Zwei dänische Prinzessinnen, Dagmar und Alexandra. Dieser Mann ist durch Ehe mit dem Haus der Romanows verbunden.«
»Hmmm. Liegt ziemlich lange zurück«, sagte Sir Nigel.
»Ach was, es geht noch weiter. Schauen Sie sich das an.«
Er schob ihm zwei Fotos über den Tisch zu. Zwei bärtige, düstere Gesichter starrten direkt in die Kamera.
»Was halten Sie davon?«
»Sie sehen aus wie
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