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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dann landesweit über Sie berichtet wird, Herr Präsident. Jeder größere Fernsehsender wird an Ihren Lippen hängen. Und Sie wissen doch, wenn Sie reden, kann Ihnen keiner widerstehen.«
    Schließlich nickte Igor Komarow. »Veranlassen Sie alles Nötige. Ich werde meine Ansprache vorbereiten.«
    Die Konferenz fand um elf Uhr morgens im großen Bankettsaal des Hotel Metropol statt. Kusnezow eröffnete die Veranstaltung mit einer Begrüßung der einheimischen und ausländischen Presse und wies, ohne weitere Zeit zu verlieren, darauf hin, daß hinsichtlich der Politik und der Aktivitäten der Union Patriotischer Kräfte in den letzten zwei Tagen gewisse Anschuldigungen von unbeschreiblicher Widerwärtigkeit erhoben worden waren. Es sei daher ein besonderes Privileg, ihnen jenen Mann ankündigen zu dürfen, der diese ehrlosen Verunglimpfungen vollständig und endgültig zurückweisen könne, »der künftige Präsident Rußlands, Igor Wiktorowitsch Komarow«.
    Der Führer der UPK teilte die Vorhänge der Bühne und schritt zum Vortragspult. Er fing an, wie er stets anfing, wenn er zu den Versammlungen seiner Anhänger sprach, redete vom großen Rußland, das er schaffen wollte, wenn ihn das Volk mit der Präsidentschaft geehrt hatte. Nach fünf Minuten machte ihn das Schweigen unruhig. Warum sprang kein Funke aus dem Publikum über? Wo blieb der Applaus? Wo waren seine Claqueure? Er hob den Blick in die Ferne und beschwor die ruhmreichen Tage seines Landes herauf, das sich heute im Würgegriff von ausländischen Bankiers, Profiteuren und Kriminellen befand. Seine Litanei hallte durch den Saal, doch keiner sprang auf, keiner hob den rechten Arm zum UPK-Gruß. Selbst als er seine Rede beendet hatte, hielt das Schweigen an.
    »Haben Sie vielleicht irgendwelche Fragen?« wollte Kusnezow wissen. Und das war ein Fehler. Gut ein Drittel des Publikums war von der ausländischen Presse. Der Mann von der
New York Times
sprach fließend russisch, ebenso die Journalisten der Londoner
Times,
des
Daily Telegraph,
der
Washington Post,
des CNN und auch der übrigen Medien.
    »Herr Komarow«, rief der Korrespondent der
Los Angeles Times,
»meiner Schätzung nach haben Sie bislang etwa zweihundert Millionen Dollar für Ihre Wahlkampagne ausgegeben. Das dürfte ein Weltrekord sein. Woher kommt das Geld?«
    Komarow funkelte ihn an. Kusnezow flüsterte ihm etwas ins Ohr. »Spenden vom großen russischen Volk«, sagte er.
    »Das wäre fast ein Jahresgehalt für jeden Einwohner Rußlands. Woher kommt es wirklich?«
    Andere Journalisten meldeten sich zu Wort. »Stimmt es, daß Sie alle Oppositionsparteien abschaffen und eine Einparteiendiktatur errichten wollen?«
    »Wissen Sie, warum General Nikolajew nur drei Wochen nach seiner Kritik an Ihnen ermordet wurde?« Diese Frage tauchte immer wieder auf.
    »Leugnen Sie, daß die Schwarze Garde hinter den vor zwei Nächten verübten Attentatsversuchen steht?«
    Die Kameras und Mikrofone des staatlichen Fernsehens und der beiden kommerziellen Sender wanderten durch den Saal und richteten sich auf die unverschämten ausländischen Fragensteller und die gestammelten Antworten Komarows.
    Der Mann vom
Daily Telegraph,
dessen Kollege Mark Jefferson im letzten Juli niedergeschossen worden war, hatte ebenfalls einen anonymen Anruf erhalten. Er stand auf, und die Kameras richteten sich auf ihn.
    »Herr Komarow, haben Sie jemals von einem geheimen Dokument namens ›Das Schwarze Manifest‹ gehört?«
    Ein verblüfftes Schweigen breitete sich aus. Weder die russische noch die ausländische Presse wußte, wovon er redete. Er selbst wußte es ehrlich gesagt auch nicht. Igor Komarow, der sich ans Vortragspult und an die letzten Reste seiner Selbstbeherrschung klammerte, wurde weiß im Gesicht.
    »Was für ein Manifest?«
    Ein weiterer Fehler.
    »Laut meinen Informationen, Herr Komarow, enthält dieses Manifest Ihre Pläne für die Errichtung einer Einparteienherrschaft, für die Wiedereröffnung von GULAGs für Ihre politischen Gegner, für die Machtergreifung im Land durch zweihunderttausend Schwarzgardisten und für die Invasion der angrenzenden Republiken.«
    Das Schweigen war ohrenbetäubend. Vierzig Korrespondenten im Saal kamen aus der Ukraine, aus Weißrußland, Estland, Lettland, Litauen, Georgien und Armenien. Etwa die Hälfte der russischen Presse unterstützte Parteien, die abgeschafft und deren Vorsitzende, begleitet von ihren Presseleuten, in die Lager geschickt werden sollten – falls der

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