Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
zertrümmert und im zweiten Fall sein Opfer so brutal mit einem Ebenholzlineal mißhandelt, daß man ihn hatte zurückreißen müssen, damit er den Mann nicht umbrachte.
    Akopow kannte die Anzeichen für einen bevorstehenden Wutausbruch des UPK-Präsidenten. Komarow wurde leichenblaß, seine ganze Art noch förmlicher und höflicher, aber auf seinen Backenknochen brannten zwei hektische rote Flecken.
    »Soll das heißen, daß Sie's verloren haben, Nikita Iwanowitsch?«
    »Nicht verloren, Gospodin Präsident. Anscheinend verlegt.«
    »Dieses Schriftstück ist vertraulicher als alles, was Sie jemals in Händen gehalten haben. Sie haben es gelesen. Sie verstehen, warum.«
    »Allerdings, Gospodin Präsident.«
    »Es gibt insgesamt nur drei Ausfertigungen, Nikita Iwanowitsch. Zwei liegen in meinem eigenen Safe. Niemand außer einer winzigen Gruppe meiner allerengsten Mitarbeiter wird sie jemals zu sehen bekommen. Ich habe es sogar eigenhändig getippt. Ich, Igor Komarow, habe alle Seiten selbst getippt, um sie keiner Schreibkraft anvertrauen zu müssen. So vertraulich ist dieses Schriftstück.«
    »Sehr klug, Gospodin Präsident.«
    »Und weil ich Sie zu dieser winzigen Gruppe zähle. gezählt habe, haben Sie es lesen dürfen. Jetzt melden Sie mir, daß Sie es verloren haben.«
    »Verlegt, glauben Sie mir, nur zeitweilig verlegt, Gospodin Präsident.«
    Komarow starrte ihn mit seinem hypnotischen Blick an, der Skeptiker zur Kollaboration umstimmen oder Abtrünnige in Angst und Schrecken versetzen konnte.
    »Wann haben Sie es zuletzt gesehen?«
    »Gestern abend, Gospodin Präsident. Ich bin länger hiergeblieben, um es in Ruhe lesen zu können. Ich bin um acht Uhr gegangen.«
    Komarow nickte. Das Wachbuch der Nachtschicht würde diese Angabe bestätigen oder widerlegen.
    »Sie haben es mitgenommen. Entgegen meiner ausdrücklichen Anweisung hat das Schriftstück dieses Gebäude verlassen.«
    »Nein, Gospodin Präsident, ich kann's beschwören! Ich habe es in den Safe gesperrt. Ich würde niemals ein vertrauliches Schriftstück herumliegen lassen oder gar mitnehmen.«
    »Es liegt jetzt nicht im Safe?«
    Akopow schluckte, aber sein Mund war ausgedörrt.
    »Wie oft sind Sie heute vormittag schon an Ihrem Safe gewesen?«
    »Noch gar nicht, Gospodin Präsident. Als Sie mich vorhin zur Rückgabe aufgefordert haben, bin ich erstmals an den Safe gegangen.«
    »Er ist abgesperrt gewesen?«
    »Ja, wie üblich.«
    »Ist er aufgebrochen worden?«
    »Anscheinend nicht, Gospodin Präsident.«
    »Sie haben Ihr Büro durchsucht?«
    »Von oben bis unten, von vorne bis hinten. Ich weiß keine Erklärung dafür.«
    Igor Komarow dachte einige Minuten lang nach. Hinter seiner ausdruckslosen Miene fühlte er Panik in sich aufsteigen. Zuletzt rief er die Sicherheitszentrale im Erdgeschoß an.
    »Riegeln Sie das Gebäude ab. Niemand darf herein, keiner darf hinaus. Verständigen Sie Oberst Grischin. Er soll sich persönlich bei mir melden. Schnellstens. Wo er auch ist, was er auch tut, ich will ihn innerhalb einer Stunde hier bei mir sehen.«
    Er ließ die Sprechtaste der Gegensprechanlage los und sah seinen blassen, zitternden Privatsekretär an.
    »Sie gehen in Ihr Büro zurück. Sie reden oder telefonieren mit niemandem. Sie warten dort auf weitere Anweisungen.«
    Als intelligente, ledige und hundertprozentig moderne junge Frau war Celia Stone schon lange der Überzeugung, es sei ihr gutes Recht, sich mit wem auch immer zu vergnügen, wann immer es ihr Spaß machte.
    Im Augenblick hatte sie Lust auf die harten jungen Muskeln Hugo Grays, der vor knapp zwei Monaten – ein halbes Jihr nach ihr – aus London nach Moskau versetzt worden war. Als stellvertretender Kulturattache war er in der gleichen Besoldungsgruppe wie sie, aber zwei Jahre älter und ebenfalls ledig.
    Beide hatten je ein kleines, aber funktionelles Apartment in einem Wohnblock für britisches Botschaftspersonal unweit des Kutusowskiprospekts: ein quadratisches Gebäude mit einem Innenhof, auf dem man gut parken konnte, und russischen Milizionären an der Schranke an der Einfahrt. Selbst im heutigen Rußland nahm jeder selbstverständlich an, daß alle Ein- und Ausfahrten registriert wurden, aber die Bewachung verhinderte wenigstens, daß die Autos aufgebrochen wurden.
    Nach dem Mittagessen fuhr sie in den schützenden Kokon der Botschaft am Sofiskaja-Kai zurück und schrieb ihren Bericht über das Gespräch mit dem Journalisten, Ihre Hauptgesprächsthemen waren der Tod

Weitere Kostenlose Bücher