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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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französische Hotel Frontel auf der Landzunge, die den Fels von Aden mit dem Festland verbindet.
    Obwohl seine Papiere in Ordnung waren und er nicht erwartete, hier echten Spaniern zu begegnen, wußte er, daß dieser Einsatz gefährlich war. Er war »schwarz«, sehr schwarz.
    Spionage wird hauptsächlich von Agenten betrieben, die in der Botschaft ihres Landes tätig sind und sich als Angehörige des Botschaftspersonals ausgeben. So profitieren sie von ihrem Diplomatenstatus, falls etwas schiefgeht.
    Manche sind »erklärte« Agenten, was bedeutet, daß sie ihre Tätigkeit nicht verheimlichen, und die Spionageabwehr des Gastlandes weiß davon und akzeptiert diese Tatsache, obwohl ihr wahrer Job taktvollerweise unerwähnt bleibt. Eine große Station in einem feindlichen Land versucht immer, auch einige »nicht erklärte« Agenten zu haben, die in der Handels-, Kultur, Rechts- oder Presseabteilung unenttarnt bleiben. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Unerklärte Agenten haben eine größere Chance, draußen auf den Straßen nicht beschattet zu werden, und können deshalb eher tote Briefkästen aufsuchen oder an Geheimtreffen teilnehmen als Kollegen, die grundsätzlich unter Beobachtung stehen.
    Aber ein Spion, der keinen Diplomatenstatus genießt, kann sich nicht auf die Wiener Konvention berufen. Wird ein Diplomat als Spion enttarnt, kann er zur
Persona non grata
erklärt und ausgewiesen werden. Sein Land protestiert dann unter Hinweis auf seine Unschuld und weist seinerseits einen Diplomaten des anderen Landes aus. Nach diesem Schlagabtausch geht das alte Spiel wie zuvor weiter.
    Aber ein Spion, der »schwarz« in ein Land kommt, ist ein Illegaler. Je nachdem, wo er geschnappt wird, kann eine Enttarnung schreckliche Folterqualen, Jahre im Arbeitslager oder einen einsamen Tod bedeuten. Selbst seine Auftraggeber können ihm nur selten helfen.
    In einer Demokratie erwarten ihn ein faires Verfahren und ein humanes Gefängnis. Aber in Diktaturen gibt es keine Bürgerrechte. Manche haben noch nicht einmal von ihrer Existenz gehört. Der Südjemen gehörte in diese Kategorie, und im Jahr 1985 hatten die USA dort nicht einmal eine Botschaft.
    Im Jemen ist auch der Oktober noch glutheiß, und der Freitag war der arbeitsfreie Tag der Woche. Was, überlegte Monk sich, tut ein sportlicher russischer Offizier an einem heißen Tag? Schwimmen war eine logische Schlußfolgerung.
    Aus Sicherheitsgründen war die ursprüngliche Quelle – der Amerikaner, der in New York mit seinem jetzt beim FBI tätigen früheren Klassenkameraden zu Abend gegessen hatte – nicht nochmals angesprochen worden. Dieser Mann hätte Major Solomin besser beschreiben, vielleicht helfen können, ein Porträt von ihm zu zeichnen. Unter Umständen war er sogar wieder im Jemen und hätte Monk den russischen Major zeigen können. Aber er war als windiger Angeber eingeschätzt worden.
    Die Russen zu finden, war nicht weiter schwierig. Sie waren praktisch überall und durften anscheinend ziemlich frei mit den Westeuropäern verkehren, was in der Sowjetunion undenkbar gewesen wäre. Das mochte an der Hitze liegen – oder an der schieren Unmöglichkeit, die sowjetischen Militärberater Tag und Nacht in ihren Lagern zu kasernieren.
    Zwei Hotels, das Rock Hotel und das neue Frontel, hatten einladende Swimmingpools. Außerdem gab es einen langen Sandstrand, an dem sich die Wogen schäumend brachen: Abyan Beach, wo die Verbannten aller Nationalitäten gern nach der Arbeit oder an freien Tagen badeten. Und zuletzt gab es in der Stadt einen russischen Supermarkt nach Art eines PX-Ladens, in dem auch Nichtrussen einkaufen konnten – weil die UdSSR Devisen brauchte.
    Wie sich rasch zeigte, waren fast alle Russen Offiziere. Nur sehr wenige sprachen ein paar Brocken Arabisch, und die mit Englischkenntnissen waren ebenso selten. Die Angehörigen beider Gruppen hatten Sonderlehrgänge besucht, was bedeutete, daß sie Offiziere oder Offiziersanwärter waren. Da einfache Soldaten und Unteroffiziere keine dieser beiden Sprachen beherrschten, hätten sie sich nicht mit den Jemeniten verständigen können. Deshalb würden Mannschaftsdienstgrade vor allem als Köche und Mechaniker eingesetzt werden. Als Ordonnanzen würden die Russen Einheimische beschäftigen. Ihre Unteroffiziere konnten sich die Preise in den Bars von Aden nicht leisten. Offiziere erhielten dagegen eine Devisenzuteilung.
    Eine weitere Möglichkeit ergab sich aus der Tatsache, daß der Amerikaner den Russen

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