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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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jetzt hören sollst.
    Unter den Spielleuten ist ein verdorbener Apotheker gewesen, der sich für einen Alchimisten, so eine Art Goldmacher und Schwarzkünstler ausgab und Kenntnis von allerhand Geheimmitteln, Mixturen, Kräutersäften und Wunderkuren hatte. Diese anrüchige Kunst und Wissenschaft hat Hammichel von dem verlotterten Apotheker gelernt und, was meinst du wohl, wozu benutzt? – zum Zurechtdoktern und Fälschen des Weines und zwar mit einem für ihn sehr vorteilhaften Erfolg. Viele Winzer ließen sich von ihm beschwatzen, seine Mittel zu probieren, überzeugten sich, daß der mit ihnen behandelte Wein mehr Gehalt und einen besseren Geschmack bekam, also auch einen höheren Preis erzielte, und strichen gern den unsauberen Profit ein, den Quacksalber nicht schlecht dafür belohnend.
    Dieses schändliche Gewerbe hat er Jahre lang betrieben, bis es den Ehrlichen und Rechtschaffenen unter den Gimmeldingern doch endlich zu arg wurde. Durch Brotneid und Verrat kam die Sache an den Tag, es entstanden die bittersten Feindschaften, und Hammichel, dem der Boden unter den Füßen zu heiß wurde, mußte das Feld räumen. Nun verschwand er mit seinem Enkel auf lange Zeit aus der Gegend, und es wuchs Gras über der Geschichte. Plötzlich tauchte er hier in Wachenheim auf, wo niemand ihn und seine Vergangenheit kannte und ihn anfangs auch niemand beachtete. Aber auch hier wußte er sich bald in das Vertrauen der Winzer einzuschleichen und begann hier damit, womit er in Gimmeldingen aufgehört hatte. Als mein Vater von dem Unfug Wind bekam, tat er das seinige, dem Fälscher das Handwerk zu legen und redete den Weinbauern ins Gewissen. Sie sollten sich schämen, die edle Gottesgabe, die sie mit schwerer Arbeit und saurem Schweiß dem Boden abrängen, auf nichtswürdige Weise zu verfälschen und ihre Abnehmer, die für ihr gutes Geld einen reinen, gesunden Trank haben wollten, mit vermanschtem Schund, der das Faß nicht wert wäre, in dem sie ihn zusammenbrauten, jämmerlich zu betrügen. Das ginge gegen ihre eigene Ehre wie gegen die Ehre unserer gesegneten Pfalz, deren Ruf zu wahren und hoch zu halten ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit wäre. Das schlug ein; viele der Betörten nahmen sich die Vorhaltungen ihres Bürgermeisters zu Herzen, fielen von dem Weinverderber ab und wiesen ihm die Tür. Andere aber, zu denen auch Steinecker gehört, blieben seine treuen Kunden und manschen heute noch mit seinen schauderhaften Mitteln.«
    »Was sind denn das für wunderbare Mittel?« unterbrach Trudi den Bericht Ammeries.
    »Ja, das weiß der Himmel oder wohl noch besser der Teufel, der dem Panschmichel bei seinem maledeiten Hokuspokus die Hand führt,« sagte Ammerie. »Er hütet sich wohl, sich von irgendeinem Menschen in die Karten gucken zu lassen. Das meiste wird wohl das Wasser dabei tun müssen, aber um die Verdünnung zu verdecken, bedarf es allerlei starker, scharfer oder süßer und wohlriechender Zusätze. Er stöbert beständig in den großen Wäldern der Haardt und des Westrichs umher, wo das Eichhörnchen sieben Meilen weit durch die Bäume springt, und sucht Kräuter, Beeren, Samen und Wurzeln, deren Wirkung nur er kennt. In seiner Behausung bei Merten Fachendag sollen unzählige Töpfe, Büchsen und Gläser mit Flüssigkeiten, Pulvern und Latwergen stehen.
    Nun wirst du begreifen,« schloß Ammerie, »daß Hammichel meinen Vater auf den Tod haßt, ihn verklatscht und verleumdet, die Bürger gegen ihn aufhetzt und ihm dadurch nicht wenige von ihnen zu Feinden macht.«
    »Und diesen niederträchtigen Menschen duldet ihr in den Spinnstuben und laßt euch von ihm zum Tanz aufspielen?« fragte Trudi.
    »O er darf nicht in alle Spinnstuben kommen,« erwiderte Ammerie, »zu uns, zu Gersbachers und mehreren anderen nicht. Aber was sollen wir denn machen, wenn wir tanzen wollen? er ist der einzige Spielmann im Ort, und tanzen wollen wir doch.«
    »Jaja!« nickte Trudi und sann über Ammeries letzte Worte ein paar Minuten lang nach. Dann fing sie an: »Da wir gerade vom Tanzen sprechen, – ich hab eine Bitte an dich, Ammerie. Ich kann nicht tanzen, weil ich zu Hause bei uns keine Gelegenheit dazu hatte. Aber ich möcht es gern lernen, – hab's einem versprochen, – der Franz wünscht es,« stieß sie hervor, feuerrot bis zur Stirn hinauf.
    »Ah, der Franz wünscht es!« lächelte Ammerie verschmitzt, »ja natürlich, da mußt du's lernen. Der Franz versteht sich vorzüglich aufs Tanzen, der kann's dir leicht

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