Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
Gelände
geflüchtet. Die Polizisten hatten einfach keine Chance, ihm
auf den unbefestigten Waldwegen zu folgen. Weiß der Teufel,
wie er es geschafft hat unterzutauchen. Scheinbar kennt er die
Gegend wie seine Westentasche. Jedenfalls entkam er über die
Konradswüste, eine Sackgasse, die mitten im Wald endet. Von
dort aus ist dem Fahrer der Maschine die Flucht durch das
Bundeswehrübungsgelände am Scharpenacken gelungen.
Weiß der Geier, wie der Kerl sich bei völliger
Finsternis orientieren konnte.« Eckhardt schnaubte
wütend und schüttelte den Kopf. Dann haftete sein Blick
auf Stefan.
    »Auf der Flucht
hatte er doch den Karton mit dem imaginären Lösegeld bei
sich, oder?«, folgerte Stefan und erntete ein zustimmendes
Brummen vom Chef. »Also war jederzeit nachvollziehbar, wo
sich der Erpresser aufhielt. Wie konnte er trotzdem
entkommen?«
    Michael Eckhardt
seufzte und lehnte sich wieder weit zurück. »Kennen Sie
die Gegend zwischen Konradswüste und
Scharpenacken?«
    »Kaum«,
räumte Stefan ein, und auch Heike zuckte mit den
Schultern.
    »Es gibt wenige
Wege, und wenn, dann sind diese nur mit geländegängigen
Fahrzeugen zu bewältigen. Der Erpresser -übrigens der
Mann, der sich immer wieder telefonisch gemeldet hatte, ich habe
ihn an der Stimme wiedererkannt -war in der Lage, Wege zu befahren,
die sonst nur den Fahrzeugen der Bundeswehr Vorbehalten sind. Er
entkam durch eben dieses Gebiet, sinnigerweise ein
Naturschutzgebiet.«
    »Man hätte
ihn stellen müssen«, brummte Stefan. »Der Typ
konnte nicht unbegrenzt im Gelände bleiben, immerhin musste er
irgendwann einmal auf eine feste Straße zurückkehren, um
das Lösegeld den Leuten zu übergeben, mit denen er
zusammenarbeitet.«
    »Was schwer
fallen dürfte, da der Kopf der Bande noch in der Nacht dem
Haftrichter vorgeführt wurde«, dachte Heike laut nach
und kaute auf der Unterlippe. »Was ist, wenn wir irren und es
sich bei dem Erpresser doch um einen Einzelkämpfer
handelt?« 
    »Das ist die
Frage. Alles deutet darauf hin, dass eine ganze Bande daran
arbeitet, es der Schwebebahn schwer zu machen und den Fahrdienst zu
boykottieren. Das klingt nach Sabotage im großen Stil,
unmöglich machbar für einen einzelnen Täter. Und
derzeit geht die Ermittlungskommission der Kripo davon aus, dass es
sich bei dem Motorradfahrer nur um einen Handlanger handelt, der
für eine größere Organisation
arbeitet.«
    »Wie die
Bewegung 12. April, respektive Klaus Gembowsky und Gang?«
Stefan verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Dann
dürfte der Mann seit vergangener Nacht ohne Auftraggeber
dastehen. Dumme
Situation.«          
    »Deshalb
fährt auch heute die Schwebebahn wieder.«
    Die Reporter blickten
den Chef fragend an.
    »Eigentlich war
geplant, die Schwebebahn in den Depots zu belassen, sollte die
Lösegeldübergabe tatsächlich scheitern. Man wollte
eine unnötige Gefährdung der Fahrgäste
ausschließen. Jetzt allerdings ...« Eckhardt kehrte die
Handflächen nach oben und grinste zum ersten Mal an diesem
Morgen, »jetzt verhalten sich die Dinge anders. Die Bewegung
12. April sitzt hinter schwedischen Gardinen, und ein Mann alleine
wird nicht das bewirken können, was die ganze Bande anrichten
konnte.«
    Wie um seine Worte zu
bekräftigen, ratterte im nächsten Augenblick eine
orange-blaue Bahn am Fenster der Redaktion vorüber. Alles
schien wie immer.
    »Bliebe die
Theorie der Sabotage«, bemerkte Stefan leise.
    »Was denken
Sie?« Eckhardt musterte seinen Reporter.
    Stefan zuckte die
Schultern und zog die Mundwinkel abschätzend nach unten.
»Das werde ich herausfinden«, erwiderte er mit tonloser
Stimme.
    »Was ist denn
jetzt mit dem Geldboten?«, hakte Heike nach.
    »Er ist, wie
erwähnt, durch das Naherholungsgebiet entkommen. Am Rastplatz
Blombachtalbrücke in Ronsdorf hat er angehalten, um den Inhalt
des Kartons zu überprüfen. Nachdem er feststellte, dass
man ihm lediglich alte Zeitungen mitgegeben hatte, ließ er
den Pappkarton samt Peilsender zurück. Ebenso das Motorrad,
übrigens ohne Kennzeichen. Die Maschine ist als gestohlen
gemeldet, schon seit langer Zeit. Der Fahrer hat sie hinter einer
Hecke am Parkplatz zurückgelassen. Als die Beamten dort
eintrafen, fanden sie lediglich die Maschine und den wertlosen
Karton. Vom Täter keine Spur.«
    »Das ist ein
Witz«, schimpfte Heike und sprang vom Stuhl auf. Sie wanderte
durch das Büro und trat an das Fenster.
    »Leider
nein«, entgegnete Eckhardt mit erhobener Stimme.

Weitere Kostenlose Bücher