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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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herausspringt, wenn es nachts blitzt.
    Es war Kimberly, die sie jetzt quälte. Dicke tote Kimberley, die die Ohren durchstochen hatte, um hübsch auszusehen, und sparte, um sich die Beine mit Wachs enthaaren zu lassen. Kimberley, ihre Schwester. Starling glaubte nicht, daß Catherine Baker für Kimberley viel Zeit gehabt hätte. Nun waren sie Schwestern unter der Haut. Kimberly, die in einer Leichenhalle voller State-Trooper-Cowboys lag.
    Starling konnte es sich nicht mehr anschauen. Sie versuchte das Gesicht abzuwenden, wie ein Schwimmer sich abdreht, um zu atmen.
    Alle von Buffalo Bills Opfern waren Frauen, Frauen waren seine fixe Idee, er lebte, um Frauen zu jagen. Keine einzige Frau jagte ihn ganztägig. Keine einzige Ermittlerin hatte sich je eines seiner Verbrechen angesehen.
    Starling fragte sich, ob Crawford den Nerv hätte, sie als Techni-kerin zu verwenden, wenn er sich Catherine Martin ansehen mußte. Bill würde ›sie morgen alle machen‹, prophezeite Crawford. Sie alle machen. Sie alle machen, sie alle machen.
    »Scheiß drauf«, sagte Starling laut und setzte die Füße auf den Boden.
    »Bist du da drüben dabei, einen Trottel zu bestechen, Starling?«
    fragte Ardelia Mapp. »Hast ihn hier hereingeschmuggelt, während ich schlief, und nun gibst du ihm Anweisungen - glaub bloß nicht, ich würde dich nicht hören.«
    »'tschuldige, Ardelia, ich wollte nicht -«
    »Du mußt sehr viel bestimmter mit ihnen sein als das, Starling.
    Du kannst nicht einfach nur das sagen, was du gesagt hast. Trottel zu bestechen, ist genauso wie Journalismus, du mußt ihnen sagen. Was, Wann, Wo und Wie. Ich meine, Warum erklärt sich von selbst, während die Sache weiterläuft.«
    »Hast du irgendwelche Wäsche?«
    »Ich dachte, du hast gesagt, ob ich irgendwelche Wäsche hätte.«
    »Ja, ich glaub', ich lass' 'ne Ladung durch die Maschine laufen.
    Was haste?«
    »Nur die Sweatshirts da hinter der Tür.«
    »Okay. Mach die Augen zu, ich mach' nur eine Sekunde das Licht an.«
    Es waren nicht die Notizen für den Vierten Zusatzartikel für ihre bevorstehende Prüfung, die sie oben auf den Wäschekorb häufte und den Gang hinunter in den Wäscheraum schleifte.
    Sie nahm die Buffalo-Bill-Akte, einen zehn Zentimeter dicken Stapel aus Hölle und Schmerz in einer starken Ochsenlederhülle, mit Tinte in der Farbe von Blut beschriftet. Dabei war ein Heißer- Draht-Computerausdruck ihres Berichts über den Totenkopf.
    Sie würde die Akte morgen zurückgeben müssen, und wenn sie wollte, daß diese Kopie vollständig war, würde sie früher oder später ihren Bericht einfügen müssen. Im warmen Wäscheraum, beim tröstenden Tuckern der Waschmaschine, entfernte sie die Gummibänder, die die Akte zusammenhielten. Sie breitete die Papiere auf dem Regal zum Kleiderzusammenfalten aus und versuchte, die Einfügung vorzunehmen, ohne irgendeines der Bilder ansehen zu müssen, ohne daran zu denken, was für Bilder vielleicht bald hinzukämen. Die Karte lag oben, das war gut. Auf der Karte war jedoch etwas Handschriftliches.
    Dr Lecters elegante Schrift lief quer über die Großen Seen, und sie besagte:
    Clarice, erscheint Ihnen dieses willkürliche Verstreutsein übertrieben? Scheint es nicht ungeheuer willkürlich? Willkürlich über jede mögliche Annehmlichkeit hinaus? Suggeriert es Ihnen die sorgfältigen Ausarbeitungen eines schlechten Lügners?
    Tschüß,
    Hannibal Lecter
    P. S.: Machen Sie sich nicht die Mühe, dies hier durchzugehen, da ist nichts mehr.
    Es dauerte zwanzig Minuten Seitenumblättern, um sicher zu sein, daß da nichts mehr war.
    Von einem Münzfernsprecher auf dem Gang rief Starling den heißen Draht an und las Burroughs die Nachricht vor. Sie überlegte, wann Burroughs schlief.
    »Ich muß Ihnen sagen, Starling, der Markt für Lecter-Informationen ist stark gesunken«, sagte Burroughs. »Hat Jack Sie wegen Billy Rubin angerufen?«
    »Nein.«
    Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand, während er Lecters Scherz beschrieb.
    »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich. »Jack sagt, sie werden mit den Kliniken für Geschlechtsumwandlungen weitermachen, aber wie intensiv? Wenn man sich die Informationen im Computer ansieht, die Art, wie die Feldeinträge gestaltet sind, kann man erkennen, daß sämtliche Lecter-Informationen, Ihre und das Zeug aus Memphis, besondere Präfixe haben. Das ganze Zeug aus Balti- more oder das ganze Zeug aus Memphis oder beides kann mit einem Knopfdruck ausgeschaltet werden. Ich bin

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